Oer-Erkenschwick: 88. Schnadgang des Heimatvereins vom Jammertal zur Gernequelle
Als 1926 die Gemeinde Oer-Erkenschwick aus dem Dorf Oer, der Bauerschaft Erkenschwick und der Bauerschaft Rapen entstand, erinnerte sich der Verein für Orts- und Heimatkunde der Tradition der Schnadgänge. Der Heimatverein wollte die Grenzen der soeben neu entstandenen Gemeinde Oer-Erkenschwick bekannter machen, denn das Dorf Oer war bereits eine eigenständige Gemeinde gewesen, die Bauerschaft Erkenschwick gehörte bis dahin zur Landgemeinde Recklinghausen und die Bauerschaft Rapen zur Gemeinde Datteln.
Vorbild hatten dabei die im Mittelalter regelmäßig durchgeführten Schnadgänge zur Kenntnisnahme und Bestätigung des Grenzverlaufs. Auf diese Weise beugte man Grenzstreitigkeiten vor, denn Grundbücher gab es bekanntlich im Mittelalter noch nicht. Das Wort „Schnadgang“ leitet sich dabei von dem alten Begriff „Schnade“ für Grenze ab. Statt der im Mittelalter üblichen Prügel an den Grenzmarkierungen, die Jugend sollte sich nachhaltig an die Orte erinnern, gibt es heute allerdings den Grenztrunk. Der neue Gemeindevorsteher hatte hierzu zum ersten Schnadgang 1926 einen Pokal gestiftet, der noch heute zum Einsatz kommt. Ebenfalls seit 1926 wird der Wein hierzu vom Gemeindevorsteher, dessen Amt seit der Stadtwerdung 1953 Bürgermeister heißt, gestiftet.
Dieses Jahr nähern sich die Schnadgänger von der östlichen Seite der Stadtgrenze. Die Tour startet vom Hotel Jammertal Resort auf Dattelner Gebiet und geht zur Stadtgrenze an der Gernequelle. Unterwegs werden die Wanderer auf historische Orte treffen.
Zeugen einer frühen Besiedlung sind die Hügelgräber, geheimnisvoller wird es aber bei dem so genannten Opferstein. Ob dieser Findling wirklich einen rituellen Hintergrund hatte ist nicht bekannt. Erfahren werden die Teilnehmer aber, warum es durchaus Hinweise auf die besondere Bedeutung dieses Steins gibt. Nicht zuletzt galt er als Grab des Heidenkönigs, der samt Reichtümern unter dem Stein begraben sein soll. Die Sage veranlasste durchaus einige Zeitgenossen dazu, dort zu graben… Besucht wird auch ein neudeutsch „lost place“ genannter Ort – die Teichwirtschaft an den Ahsener Fischteichen in der Haard. 1900 begann Freiherr von Twickel zu Havixbeck mit der Anlage dieses Fischzuchtbetriebs, der bis in die 1980er Jahre dort bestand. Die Austrocknung der Gernequelle ließ diesen Betrieb aber zu Grunde gehen und die Natur hat sich diesen Ort zurückgeholt.
Der Treffpunkt ist am Sonntag, 19. Mai, um 14 Uhr am Parkplatz des Hotel Jammertal Resort an der Redder Straße 421 in Datteln. Eine Anmeldung oder Vereinsmitgliedschaft ist nicht erforderlich, die Teilnahme ist kostenlos.
Schnadgang Hügelgrab
In der heutigen Landschaft kaum zu erkennen. Seinerzeit waren die Hügelgräber aber markante Begräbnisstätten, die meist gut sichtbar auf Hügelkuppen angelegt wurden. Die ersten Hügelgräber wurden ab dem Ende der Jungsteinzeit errichtet und diese Grabform endete erst mit dem Einzug des Christentums unter Karl dem Großen um 800 n. Chr. Die Hügelgräber in der Haard stammen überwiegend aus der Bronze- und frühen Eisenzeit, also 1600 v. Chr. bis ca. 300 v. Chr. In der Haard sind heute noch rund 155 dieser Hügelgräber bekannt.
Autor:Lokalkompass Ostvest aus Datteln |
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