Vor 110 Jahren von Heinrich Goldberg gedichtet

Mundartdichter aus Neukirchen - Heinrich Goldberg

Hannes, den Patriot.

Den Hannes sett in de Sorgenstull
on häht sin grote Pief in den Mull;
et leet öhm in de Mag wat schwor,
on ock den Kopp ös nit räch klor.
Hei lewerden den Dag vörher
driie fette Ferken no de Stadt,
on do et grad wat dörschteg Wehr,
so hadd hei etwas schwor geladd.

Jo, met en sur griesgrämege Mien
klagg hei nau ower schlächte Tie´n:
die Ferken kosten jo ken Geld,
Jong, wat dat täge frü´r nit schelt!-
Et düht jo bald gar nit mer ut,
dat Ferken werden fett gemack,
et köhmp kaum mer dobei herut
en Schnäpsken on en Pief Tabak.

On ös den Oß ock nach so schwor,
hei kooß ken Geld, den Pries den wor
nach nie so leech äs desen Tied,
wat dat mar düht, eck weht et niet;
eck gläuw, de Staat ös Schold dodrahn,
Gewess den Staat, allein de Staat,
dor ös jo gar ken Freud mehr ahn;-
eck werd nach Sozial-Demokrat.

Den Hannes sett in de Sorgenstull
on hehlt sin grote Pief in de Mull,
hei qualmp on qualmp, wat hei mar kann
on hehlt sech an dat grommen ahn;
en bettschen klatreg kick hei drin,
dat köhmp noch van den Dag vörher,
de Ferken brochten Geld öhm in,
dobei räch dörschteg wor dat Wehr.

Hei futtert dan wier in den Bart:
Ja, brenk me Botter no den Matt,
do krigg me so biet wenneg vür;
on ock die Eier sind nit dür.
Doch hölt me sech ens en Kahr Kohl,
die kooß jo Geld, dat ös en Schand,
ken Wonder dan, wen den ganz vol
van Stein sett on hei gar nit brannt.

On wie miserabel sind de Wäg!
No alle Wenden sind die schläch,
de Kahr geiht dur bes an de Ahß,
on alle Wiele sett me faß;
doch wen ös hier bloß Schold dodrahn,
den Börgermeister, den allein,
den stritt nit för den klenne Man,
den sörg nit räch för sin Gemein.

On ömmer höger wörd die Stür,
bloß vier achßeg gow eck frü´r,
den neien Zettel schriww nau all,
dat eck säs Mark betalen sall!
Dat ös doch öm bankrott de gohn,
gewess, den Bur ös en ärm Dier,
on minne Mechel, minne Sohn,
den wörd nit Bur, den wörd wat mier.

Nä, minne Mechel wörd nit Bur,
den wörd Schollmester of Paschtur;
wett ock den Bur nit in of ut,
den Staat sörg stets för sin Lü gut.
Wenn mech den nöd´gen Droht ock felt
för minne Sohn, dan sörg de Staat,
doch hölp mech den nit ut met Geld,
werd eck nach Sozial-Demokrat.

Dieses Gedicht habe ich aus dem Heft "Ernste on wetzege Gedeechter
in plattdütsch" (Niederrheinische Mundart) aus dem Jahr 1922 entnommen, es wurde in meiner Vorgängerdruckerei (Heinrich Schlayer) war ein Nachbar von
Heinrich Goldberg, gedruckt.
Eingestellt zum Tag der Saalumbenennung der Sparkasse am Niederrhein, der Geschäftsstelle Poststraße 10 in Neukirchen am 6. März 2015.

Autor:

Fritz van Rechtern aus Neukirchen-Vluyn

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