Spurensuche in Neukirchen-Vluyn

Tanja (l.) und Lidija Loiko tragen sich ins Gästebuch der Stadt Neukirchen-Vluyn ein (hinten v.l.n.r.: Bürgermeister Harald Lenßen, Bernd Bours und Waldemar Langolf).Fotos: privat
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Bis zum 15. September 1944 musste der 17-jährige Alexandr Aleksejewitsch Popowitschenko auf der Schachtanlage „Niederrheinische Bergwerks AG“ in Neukirchen-Vluyn Zwangsarbeit leisten. Nun besuchten seine Tochter und Enkelin den Niederrhein und trugen sich anlässlich eines Empfangs im Rathaus ins Gästebuch der Stadt ein.

Am 10. April 1942 war der damals 15-Jährige bei einer Razzia auf dem Marktplatz in der Stadt Makejewka (Gebiet Donezk) gefangen genommen und nach Deutschland verschleppt worden. Zunächst arbeitete er bei einem Bauern in der Nähe von Warburg. Im Januar 1943 kam er dann nach Moers.
Im Barackenlager auf der Holtmannstraße war er mit weiteren Mitgefangenen untergebracht. Bei schwerster Arbeit unter Tage erhielten die Zwangsarbeiter am Tag nur 300 Gramm Brot, manchmal etwas Butter und zweimal am Tag Rüben- oder Spinatsuppe. Nur dank zweier deutscher Bergleute überlebte er diese schwere Zeit. Theo Hußmann und sein Cousin Arnold Schmitz teilten mit ihm das Butterbrot und gaben ihm von der täglichen Milchration einen halben Liter ab. Dabei gingen sie ein hohes Risiko ein, bestraft zu werden oder ins Zuchthaus zu kommen. Sie sorgten auch dafür, dass er in das Lager am Samannshof verlegt wurde, wo es humaner zuging als im Lager Holtmannstraße. Wegen einer längeren Erkrankung des Beines veranlassten sie, dass Alexandr nicht mehr in die Grube musste und zu ihnen in die Schlosserei kam.
Auf Einladung des hiesigen Vereins „Erinnern für die Zukunft“ kam Alexandr Popowitschenko mit einer Gruppe ehemaliger Zwangsarbeiter im Mai 1996 und im April des darauffolgenden Jahres nach Moers und besuchte verschiedene Orte, an denen er damals unter den schwierigsten und unmenschlichsten Bedingungen gelebt und gearbeitet hat. „Wenn es mir möglich wäre, so würde ich gerne meiner Tochter und meiner Enkelin jene Orte zeigen, an denen ich damals als Jugendlicher Zwangsarbeit leisten musste“, sagte er 1997 beim Abschied.
Bereits während der ersten beziehungsweise zweiten Begegnung entwickelte sich eine enge Freundschaft zwischen dem ehemaligen Vorstandsmitglied des Vereins, Bernd Bours, und dem ehemaligen ukrainischen Zwangsarbeiter Alexandr Popowitschenko. Diese hielt bis zu Popowitschenkos Tod am 25. Mai 2001. Kontakte zur Familie bestehen bis heute.
Bernd Bours und seine Frau Ellen haben nunmehr den Wunsch Alexandrs realisiert und die Tochter Lidija Loiko sowie die Enkelin Tanja aus Komsomolsk zu einem sechstägigen Aufenthalt nach Moers eingeladen. Ein umfangreiches Programm wurde für die Gäste zusammengestellt. Wichtigste Programmpunkte waren Besuche des ehemaligen Zechengeländes der NBAG und die des ehemaligen Lagergeländes Holtmannstraße und des Samannshofs. Ein Besuch bei Elli Gehrmann, der Tochter von Theo Hußmann, in Schaep-huysen stand ebenfalls auf dem Programm. Auch Neukirchen-Vluyns Bürgermeister Harald Lenßen empfing die Nachkommen von Axexandr Popowitschenko zum Eintrag in das Gästebuch der Stadt

Tanja (l.) und Lidija Loiko tragen sich ins Gästebuch der Stadt Neukirchen-Vluyn ein (hinten v.l.n.r.: Bürgermeister Harald Lenßen, Bernd Bours und Waldemar Langolf).Fotos: privat
Alexandr Aleksejewitsch Popowitschenko.
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Lokalkompass Moers aus Moers

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