Mord und Totschlag ab 12
Da freut man sich auf einen entspannten Kinobesuch mit der Familie. Auf die Verfilmung eines Jugendbuch-Bestellers. Freigegeben ab zwölf. So weit, so gut. Aber Familienfilme sehen anders aus.
Auf der Leinwand jagt eine Horde Jugendlicher einander durch den Busch, metzelt sich gegenseitig auf brutale Weise nieder und am Schluss werden die Überlebenden als Sieger einer TV-Show gefeiert. Hallo, bin ich im falschen Film? Das Popcorn bleibt mir fast im Halse stecken. Nicht so den „lieben Kleinen“. „Das ist kein 3-D-Film, chill‘ ma‘ (Jugendslang für: entspann‘ dich), Mama“, tönt‘s gelassen neben mir, als ich mich duckend und mit den Armen rudernd in Abwehrposition begebe. Einer ruft: „Ja, schlag‘ ihn tot“, da flimmert sie hin, all‘ die gute Erziehung.
Nach nervenaufreibenden zwei Stunden, einer gefühlten Ewigkeit, schwanke ich mit Quasimodo-Gang ins Freie. „Davon hätten ‘se ‘ne Uncut-Version bringen sollen“, höre ich noch. „Uncut“ meint: Kamera voll drauf aufs Gemeuchel, Nahaufnahmen von gespaltenen oder abgetrennten Schädeln oder Gliedmaßen und spritzendem Blut. Das war ein entspannter Kinoabend - für die Kids.
Bedenklich: Der Streifen führt derzeit die Kino-Charts an! Welche Botschaft wird den überwiegend jugendlichen Zuschauern mit auf den Weg gegeben? Über Leiche gehen, um als Sieger da zu stehen? Sinn befreites Töten als Popcorn-Kino-Thema?
Allerdings, aus dem Blickwinkel einer parabelhaften Zukunfs-Vision (für ein reiferes Publikum!): Ich möchte nicht wissen, in welche Richtung sich real existierende TV-Formate in Zukunft noch "weiter entwickeln" werden...
Autor:Marjana Križnik aus Düsseldorf |
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