"Todesstoß" fürs Schwimmbecken

Still ruht der See: Im Lehrschwimmbecken der Diesterwegschule wird es noch eine ganze Weile ruhig bleiben. Foto: Friedhelm Heinze
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„Es bestand Lebensgefahr!“ Mit diesen unverblümten Worten verteidigt Bürgermeister Harald Lenßen die plötzliche Schließung des Lehrschwimmbeckens Diesterwegschule. Eine uralte Elektrik, ein Brandschutz aus Zeiten des Bergbaus und lebensgefährliche Chemikalien, aus denen sich Gas entwickeln könnte: Die aktuelle Mängelliste fürs Schwimmbecken ist lang - vom fehlenden zweiten Fluchtweg ganz zu schweigen. Dies habe ein im Januar erstelltes Gutachten, das der Verwaltung seit 3. Februar vorliegt, ergeben. Alles zusammen versetzte dem Schwimmbecken schließlich dem „Todesstoß“. Denn die aus dem Gutachten resultierenden Risiken mochte Lenßen aus verständlichen Gründen nicht auf sich nehmen.
Dafür muss der Bürgermeister nun mit reichlich Kritik klarkommen: „Ich habe sehr, sehr viele E-Mails bekommen. Und ich werde sie alle persönlich beantworten“, verspricht er.
Denn nicht nur der SV Neukirchen, dessen Kurse bislang in der Diesterwegschule stattfanden, fürchtet nun um seine Einnahmequelle (das Wochen-Magazin berichtete). Auch viele andere Bürger sind verärgert - und mutmaßen gar, dass sich die Verwaltung auf einfache Weise eines 40 Jahre alten, bekannterweise maroden Bades entledigen will. Dagegen wehrt sich der so Gescholtene: „Es war allen bekannt, dass es Probleme gibt, aber nicht, dass hier Gefahr besteht“, sagt Lenßen.
Im Kreuzfeuer der Kritik steht im Übrigen auch der Erste Beigeordnete Ralf Eccarius. Er soll sich gegenüber Betroffenen des SVN äußerst rüde verhalten haben, gibt inzwischen mangelnde Diplomatie zu. Um die Gemüter zu beruhigen, hat Lenßen dem SVN Einsicht in die Akten zugesagt. Ob das ausreicht, um die Wogen zu glätten, wird sich zeigen.
Nun liegen erst einmal die bereits im November angedachten Möglichkeiten auf dem Tisch, um eine Lösung für die Schwimmer zu finden. Das könnte das Freizeitbad sein, das könnten Bäder in Moers oder sogar in Rheurdt sein. „Wir werden keine Zeit verstreichen lassen. Aber wir können auch nicht für alle Lösungen anbieten. Das kann sich keine Kommune leisten“, spricht Lenßen Klartext.
Ob jedoch das Lehrschwimmbecken noch einmal geöffnet wird, scheint fraglich. 600.000 Euro stehen im Raum für die reine Technik, die Verwaltung geht offenbar von einer Million Euro Gesamtkosten aus. Diese Summen bei steigenden Schulden der Kommune und dem vielbeschworenen demografischen Wandel dürften kaum zu schultern sein. Mit einem Anbau ans Freizeitbad könnte die Stadt jedenfalls billiger wegkommen.

Autor:

Susanne Schmengler aus Duisburg

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