David Behre verlor bei Zugunglück beide Füße - bei den Paralympics schafft er im 400-Meter-Finale den Europarekord!

David Behre beim 400-Meter-Finallauf bei den Paralympics. Foto: Axel Kohring (Beautiful Sports)
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  • David Behre beim 400-Meter-Finallauf bei den Paralympics. Foto: Axel Kohring (Beautiful Sports)
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Der aus Moers stammende David Behre hatte am 8. September 2007 - 400 Meter von zuhause - bei einem tragischen Zugunfall an einem Bahnübergang seine Unterschenkel verloren. Auf den Tag genau fünf Jahre später startete der Prothesensprinter am Samsatg, 8. September, bei den Paralympics in London im 400-Meter-Finale mit Europarekord! Der Leichathlet schaffte hierbei auch den drittschnellsten Vorlauf! Außerdem gab es bei der Sprintstaffel über vier mal 100 Meter die Bronzemedaille!

Seine Schwester Esther war im Olympiastadion in London dabei und feuerte ihn bei seinem Paralympicsdebüt an. Das Wochen-Magazin sprach mit ihr und seiner Familie über die bewegenden Momente:„Das war der Wahnsinn, es war unglaublich“, die Moerserin Esther Behre findet kaum Worte für die bewegenden Momente, die sie am vergangenen Wochenende bei den Paralympics im Olympiastadion in London erlebte. Inmitten von 80.000 Zuschauern schrie sie den Namen ihres Bruders David, um den unterschenkelamputierten Sportler im Finale beim 400-Meter-Lauf anzufeuern!

Die überwältigenden Eindrücke muss Esther erstmal verarbeiten. Davids Teilnahme an den Paralympics war eines der wundersamen Dinge, die Familie Behre in den vergangenen fünf Jahren erlebte: Die Familie ereilte am 8. September 2007 ein schlimmer Schicksalsschlag: David hatte bei einem Zugunfall an einem Moerser Bahnübergang beide Unterschenkel verloren. Dass er den Unfall, dessen genaue Umstände nie geklärt werden konnten, überlebte, ist das größte Wunder. Dass ihn mehrere Stunden nach dem Unglück eine Anwohnerin fand, ist das zweite. Dass der beidseitig Unterschenkelamputierte anschließend in fünf Jahren eine steile Karriere als Prothesen-Läufer absolvierte, ist ein weiteres Wunder. Dass David überhaupt bei den Paralympics hat teilnehmen können und es ins Finale schaffte, obwohl er lange aufgrund einer Knieinfektion nicht trainieren konnte, ist unglaublich. Es lässt sich kaum ermessen, woher die Familie nach dem Unfall die Kraft nahm, mit dem Schicksallschlag fertig zu werden und David Lebensmut und Kraft zu spenden. „David hat mit ungeheurer Willenstärke und einer unglaublichen positiven Einstellung dass Unmögliche geschafft, er kommt gut klar ohne Unterschenkel und wir sind unendlich stolz auf ihn“, sagt Vater Matthias Behre.

Lediglich 5 Prozent lernen, sich "normal" zu bewegen

Von den etwa 60.000 Menschen, denen pro Jahr bundesweit nach Krankheit oder Unfall Gliedmaßen amputiert werden müssen, lernen lediglich fünf Prozent, sich „normal“ zu bewegen. David brauchte drei Monate, um mit seinen Prothesen laufen zu lernen! „Wir haben Familie immer etwas anders erlebt als andere“, reflektiert Vater Matthias Behre. „Wir haben uns immer als Team verstanden und haben stark ,verzahnt‘ gearbeitet“. Gemeinsame Aktivitäten - besonders Sport - seien immer sehr wichtig gewesen. „Wir sind mit dem Wohnwagen durch die „Karpaten“ getourt und haben im Schlamm gewühlt. Ich denke, das war ein wichtiger Moment in der Entwicklung unserer Kinder. Als David nach dem Unfall aus dem Koma erwachte, hat es ihm sehr geholfen, seine Familie als Team hinter sich zu wissen.“
Klar sind Matthias und Brigitte Behre megastolz auf Davids unglaubliche sportliche Erfolge. Sie haben ihn am vergangenen Montag nach seiner Rückkehr aus London mit einem rauschendem „Straßenfest“ gefeiert. „Ihn als einen von 4.200 Sportlern in einem Stadion mit 80.000 Menschen im Fernsehen zu sehen, war überwältigend“, sagt der Vater.

Aber es gibt Dinge, die mehr wiegen als „olympisches Metall“. Die Eltern, für die Gespräche über die Zeit des Unfalls viel Heilsames haben, lächeln dankbar. Trotz der bestehenden Fassungslosigkeit über die Ungerechtigkeit im Zusammenhang mit dem unaufgeklärten Zugunfall, sind sie auch sehr dankbar. Sie waren es, die ihren ihren Kindern mit auf den Weg gaben: Dinge anzugehen, nicht auszuweichen und auch die Ärmel hochzukrempeln. Und das beste: „David und Esther haben all das noch perfektioniert“, sagt Mathias Behre stolz. In der Zeit nach Davids Unfall hat die Familie sehr bewegende Momente erlebt: Vater Matthias erzählt von der selbstlosen Hilfe der herzkranken älteren Dame - einer Anwohnerin - die David das Leben gerettet hat, indem sie im Mut zusprach bis der Rettungsdienst eintraf. Oder er schildert die „Zwei-Tages-Umbauaktion“ des heimischen Zechenhäuschens nach dem Unfall: Familie, Feunde und Nachbarn hatten mitgeholfen, das Haus vor Davids Rückkehr aus dem Kankenhaus behindertengerecht umzubauen. Diese Erinnerungen geben Kraft.

David Behre beim 400-Meter-Finallauf bei den Paralympics. Foto: Axel Kohring (Beautiful Sports)
Ein eingeschworenes Team: Esther war in London beim Paralympicsdebüt ihres Bruders David dabei und feuerte ihn beim seinen 400-Meter-Finalllauf an.                   Foto: privat
Autor:

Marjana Križnik aus Düsseldorf

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