Schöne neue Welt!
Wehmut kommt manchmal dann auf, wenn man am wenigsten damit rechnet. Bei mir geschah es bei einer Freundin, die sich gerade mitten im Umzug befand und die ich in ihrer halbleeren Wohnung antraf, inmitten gepackter Kartons. In einem großen Bücherregal an der Wand standen einzig und allein noch ihre Brockhaus-Ausgaben: Werke, die man oft in die Hand genommen hat, um mal eben etwas nachzuschlagen - und die plötzlich im Regal lagen wie bestellt und nicht abgeholt. „Die musst Du noch einpacken“, sagte ich zu meiner Freundin. Leicht seufzend warf sie einen Blick auf die Lexika und meinte: „Die werde ich wohl verkaufen, da gucke ich eh nicht mehr rein.“ Im ersten Moment war ich fast geschockt - und überlegte dann mal selber, wann ich zum letzten Mal in mein eigenes Nachschlagewerk zu Hause geguckt habe. Ganz schön lange her, musste ich zugeben. Wieder eine Ära, die zu Ende ist. Nur den Duden, den gibt‘s noch. Aber wer dort so schöne alte Wörter wie „Stickhusten“ oder „Buschklepper“ sucht, wird enttäuscht. Dafür gibt‘s jetzt „Shitstorm“, „Vollpfosten“ oder „Zockerpapier“. Schöne neue Welt!
Autor:Susanne Schmengler aus Duisburg |
5 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.