Im Frühtau zum Bäcker, wir zieh'n, Faldera

GOLI-Dreirad-Kasten-Lieferwagen Bj. 1956
3Bilder

Bäckereibesichtigung der Neukirchener "Jungbauern"

- Um 6.00 Uhr in der Frühe, also im Dunkeln, setzte sich in Neukirchen in zünftiger Weise der Trecker mit angehängtem Planwagen in Bewegung, um eine Gruppe der “Jungbauern“ – die alle schon ein stolzes Alter auf dem Buckel haben (richtiger: Der Ortsbauernschaft Neukirchen) - nach Tönisberg zu kutschieren. Ziel war eine bekannte Niederrheinische Großbäckerei.
So mancher Autofahrer wird auf der schmalen Landstraße zwischen Vluyn und Tönisberg leise oder laut darüber geflucht haben, welche Truppe denn da erst am frühen Morgen von ihrem Ausflug zurückkehrt und den Verkehr aufhält.
Sei’s drum: Wir hatten uns zum Bäckereibesuch angemeldet und wurden sehr freundlich empfangen. Der Seniorchef Heinz Hoenen selbst opferte einen Teil seiner Zeit, um uns ausführlich, freundlich und bestens verständlich den Betriebsablauf in seiner Großbäckerei zu erläutern.
Der Hauptbetrieb war natürlich schon vorbei, denn sonst hätten wir ein paar Stunden eher antanzen müssen und hätten den Betriebsablauf empfindlich gestört. Aber es war für uns doch so eingerichtet worden, dass wir den Werdegang z.B. eines Brotes oder Brötchens in allen Phasen mitverfolgen konnten.
Vorbei die Zeit der mühseligen Handarbeit des Teigmengens- und -knetens. Der Computer hat alle notwendigen Rezepte parat. Die Maschine übernimmt, unterstützt vom Bäcker, diese Tätigkeiten.
Versalzen oder zu süß geht einfach nicht, der Computer würde Alarm schlagen.
Laufzettel begleiten jedes Produkt von Station zu Station und dokumentieren, dass alle Schritte ordnungsgemäß vollzogen worden sind.
Ein mehrstöckiger Ofen von insgesamt 108 qm Fläche, geheizt mit heißem Öl, lässt neben anderen Öfen die Rohlinge zur fertigen Backware werden. Ein gewaltiger Kühlraumkomplex mit Einzelboxen besorgt die Vorratshaltung. Zur vorbestimmten Zeit „weckt“ er die Rohlinge morgens langsam auf, indem er die Temperatur hochfährt und gibt dem Ofen das Signal zum Vorheizen.
Die fertige Backware wird auf festgelegten Abholplätzen in der Halle zusammengestellt, die Fahrer der eigenen Flotte laden ihre Tour auf und gegen 10 Uhr ist der Spuk vorbei. Das fahrtüchtige 1956er Goli-Dreirad dient natütlich nur der Schau und geht schon mal auf Oldtimerausstellungen,.
Auch köstliche Kuchen – wir durften die Entstehung eines "Frankfurter Kranzes" mitverfolgen und auch naschen –, Teilchen und Snacks stehen auf dem Herstellungsprogramm.
Wie sagte Heinz Hoenen: „Der Bäcker ist heute vom Versorger zum Verführer geworden. Brotkäufer unter 40 Jahren sind selten geworden. Snacks bestimmen das Kaufverhalten der Jüngeren.
Brot, das älter als einen Tag ist, will keiner mehr haben. Das „alte“ Brot geht zu einem Teil an zwei „Tafeln“, der Rest landet zu einem Spottpreis in der Futtermittelindustrie. Und Paniermehl? Geht gar nicht: „Der Verbraucher nimmt wohl an, dass die Schweine bereits paniert auf die Welt kommen!“
Gekrönt wurde die Führung von einem opulenten Frühstück, bei dem uns die Seniorchefin selbst freundlichst zusammen mit ihrer Helferin bediente. Zunächst mal verstummten dann alle Gespräche. „Gefräßige Stille“ war angesagt.
Mit einer kleinen Kostprobe zum Mitnehmen wurden wir dann von Seniorchef und -chefin fröhlich verabschiedet und zum Wiederkommen eingeladen.

Noch einmal ein herzliches Dankeschön auf diesem Wege!

Zum Ausklang der Veranstaltung machten wir es uns auf der Terrasse der Cafés an der Kulturhalle in Neukirchen bei einem Bierchen bequem.

Autor:

Volker H. Glücks aus Neukirchen-Vluyn

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

6 folgen diesem Profil

16 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.