"Gut Glück(s)" Folge 4
Das Renn-Spring-Glücks-Schwein
Oder: Schwein gehabt!
Es begab sich zu der Zeit, als bei uns auf der Ecke der Mais schon sehr hoch stand.
Das letzte Schwein hatte seinen Besuch in der Kühltruhe nicht überlebt und so holte meine Frau bei einem Bio-Bauern ein neues Ferkel.
Um dem Schweinchen einen guten Empfang zu bereiten, hatten sie im ehemaligen Pferdestall, in der mit hohem Metallzaun abgetrennten, großen Box, ein dickes Polster aus frischem Stroh aufgeschüttelt. So richtig zum Hineinkuscheln und sich wohlfühlen. Zum Hof hin wurde der Stall von dem ca. 1 m hohen Futterback abgeschlossen.
Also, wie schon vorausgesehen, verkroch sich unser Ferkelchen im Stroh und ward nicht mehr gesehen. Ab und zu war ein Kontrollgang fällig und es herrschte Ruhe im Stall. Als sich aber so gar nichts regte, wurde meine Frau nun doch langsam misstrauisch und schaute genauer nach. Und siehe da, kein Schwein da!
Na, das kann ja heiter werden! Denn, wenn das Ferkel in den Mais geflüchtet war, würden wir es wohl erst im Herbst (wohlgenährt?) wiederfinden, oder auch gar nicht.
Man muss ja alles versuchen, also setzte sich meine Frau ins Auto, begab sich auf Entdeckertour und begegnete unserer Nachbarin: Ja, sie hätte eine Schwein gesehen, das sei über die Kreuzung dahinten gelaufen (wo sich heute der Kreisel Neukirchener Ring – Andreas-Bräm-Str. befindet).
Nun such‘ mal in der "Vogel"Siedlung östlich der A.-B-Str. nach einem Ferkel. Das ist doch die berühmte Stecknadel im Heuhaufen. Also, was tun: Bei unserem Freund und Helfer anrufen.
Bingo! „Das Schwein können Sie im Moerser Tierheim, natürlich gegen „Futtergeld“ abholen.“
Was war denn inzwischen passiert? Unser Rennschweinchen war bis zum Kindergarten an der Kranichstraße gelaufen und hatte dort damit begonnen, die Blumenbeete vor dem Haus umzugraben, denn Laufen macht bekanntlich hungrig. Die Kindergartenbesatzung alarmierte die Polizei und die war auch sofort mit einem Streifenwagen angerückt.
Das Wettrennen begann (ich wäre gerne dabei gewesen). Das Schweinchen setzte locker über die Jägerzäune der Gärten und drehte den schwitzenden Beamten eine lange Nase. Dann kam Rettung in letzter Minute: Zwei Tiefbauarbeiter (es wurden gerade die FS-Kabel verlegt) trieben unser Renn-Spring-Schwein zusammen mit den Beamten in die Enge und stopften es schließlich in einen Sack. Ferkelchen war aber über die gewaltsame Beendigung seines so Erlebnis reichen Ausflugs sehr ungnädig und biss einen der Bauarbeiter noch schnell zum Abschied in die Hand.
Der Streifenwagen mutierte zum Schweinetransporter und am Ende waren Ferkelchen und wir wieder (mehr oder weniger fröhlich) miteinander vereint.
Und wie gelang der Ausbruch? Mit einem gewaltigen Satz über den Futterback! Ferkelchen führte uns das noch einmal vor, jetzt aber erfolglos, weil ein weiteres Gitter den Freiheitsdrang wirksam behinderte. Die Geschichte stand dann sogar in der Tageszeitung.
Wäre Ferkelchen nicht ein fittes, zähes Bio-Schwein gewesen, hätte es 100%tig mit einem Herzschlag geendet.
V.G.
Autor:Volker H. Glücks aus Neukirchen-Vluyn |
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