Zum Lunch mit dem Prinzen von Luxemburg

Die Gruppe vom JSG vor der Stowe School.Fotos: privat
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Ab auf die Insel“, dachten sich 13 Jugendliche aus der Jahrgangsstufe 10 des Julius-Stursberg-Gymnasiums und flogen, begleitet von den Englischlehrern Christian Berges und Ute Gryzla, zu ihren Austauschpartnern im englischen Buckingham.

Dies liegt zwischen Oxford und Milton Keynes, knapp 100 Kilometer nordwestlich von London entfernt, und ist, ebenso wie Neukirchen-Vluyn, Partnerstadt des französischen Mouvaux. Bereits zum dritten Mal in Folge fand damit in diesem Jahr der Austausch zwischen Schülerinnen und Schülern des Stursberg-Gymnasiums und der Royal Latin School in Buckingham statt. Und wiederum hatten Christian Berges und Peter Ponikiewski, Deutschlehrer der Royal Latin School, ein buntes Programm aus Unterricht an der Partnerschule und landeskundlichen Besuchen zusammengestellt.
Neben dem Wiedersehen mit den englischen Austauschpartnern – die bereits Ende Juli den Niederrhein besucht hatten – zeigten sich die 13 Jugendlichen auch begeistert von England selbst. Svea Repenning und Hannah Detiège etwa waren beeindruckt von den Shopping-Gelegenheiten und dem internationalen Flair von London. Leander Türpitz und Max Neubert ließen sich vom Zauber anstecken, der über der altehrwürdigen Universitätsstadt Oxford mit ihren 36 Colleges liegt – fast jedes mit eigener Kirche, eigenem Chor und Garten und den Dining Halls, die an die Harry-Potter-Filme erinnern. Diese wurden dort zum Teil tatsächlich gedreht und so war es denn auch eine alte Eiche im Innenhof des „New College“, die die Jugendlichen während der eineinhalbstündigen Stadtführung auf Englisch am meisten begeisterte. Denn unter dieser wird im PotterFilm „Harry and the Goblet of Fire“ Harrys Gegenspieler Draco Malfoy in ein Frettchen verwandelt.

Besonders spannend war es für die Jugendlichen natürlich, für ein paar Tage in das Leben ihrer englischen Gastfamilien einzutauchen. Hier merkten die Kids, dass kulturelle Klischees sich oft nicht bestätigen lassen: „Das Essen war super“, meint Carolin Beschorner, und auch das Wetter in England war besser als in Deutschland zur gleichen Zeit. Einiges war dennoch anders als zu Hause am Niederrhein: „Mein Gastbruder hat schon vor der Schule Fernsehen geschaut“, weiß Max Neubert zu berichten. Dies liegt jedoch am späten Beginn der Schultage an der Royal Latin School. Als „relaxt“ empfanden auch Lea Kröber und Lara Friege, dass die Engländer erst um kurz vor neun an der Schule sein müssen zum Registrieren, um zehn nach neun erst fängt der Unterricht an.

Ähnlich und doch ganz anders erlebten die Deutschen das Leben an der Stowe School, einem Internat fünf Kilometer außerhalb von Buckingham in einem riesigen Park gelegen. Auch hier tragen die Schüler Uniform, leben jedoch, anders als an der Royal Latin, mit ihren Lehrerinnen und Lehrern in einem schlossähnlichen Anwesen mit Säulengang, Beaglezucht und noch mehr Sportprogramm als an der RLS. Im Deutschunterricht auf Stowe nahmen die deutschen Schülerinnen und Schüler an einem „Speed-Dating“ mit acht Zwölftklässlern aus verschiedenen Ländern teil und verglichen in einem „Wer wird Millionär“-Quiz ihr Wissen über England und Deutschland.
Viele reiche Russen etwa schicken ihre Kinder nach Stowe, ein Schuljahr kostet 30000 Pfund. Auch der Prinz von Luxemburg geht hier zur Schule und nimmt sein Lunch - wie es auch die JSG‘ler taten - in der Schulkantine ein, die jedoch eher einem barocken Festsaal gleicht. Die Schüler aus Neukirchen-Vluyn zeigten sich tief beeindruckt.

Und dennoch: die akademische Leistung der Schüler an der Royal Latin School ist denen an der Stowe School um einiges überlegen. Die Partnerschule des JSG gehört zu den 100 besten in ganz England und wie in den vergangenen Jahren hat auch der diesjährige Austausch bewiesen: Bei der Schulpartnerschaft zwischen dem JSG und der RLS stimmt vieles. Sowohl der Ort mit seinen 10.000 Einwohnern und einigen umliegenden Dörfern als Einzugsgebiet der RLS als auch die Schule selbst weisen eine ähnliche Sozialstruktur auf wie Neukirchen-Vluyn und das JSG. Die Familienverhältnisse und recht behüteten kleinstädtischen Lebenssituationen der Austauschpartner entsprechen oft denen, die die Jugendlichen aus ihren eigenen Familien und denen ihrer Freunde kennen. So fühlten sich die Jungs und Mädels vom Niederrhein in Buckingham oft sofort zu Hause und einige mussten sich beim Abschied von ihren Gastfamilien die eine oder andere Träne verkneifen.
Als Erfolg wertet Christian Berges, dass sich aus den Begegnungen der vergangenen Jahre einige bleibende Freundschaften abzuzeichnen scheinen. So flogen bereits 2010 fünf Engländerinnen privat über den Kanal, um ihre Partnerinnen aus dem Vorjahr in Neukirchen-Vluyn wieder zu sehen, und in diesem Sommer zog es mehrere Jugendliche vom 2010-er Austausch zurück nach Buckingham.

Darüber freut sich ihr Lehrer, der aus eigener Erfahrung um die Bedeutung von Auslandsaustauschen weiß: „Wenn aus jedem Jahr auch nur eine bleibende Freundschaft erwächst, bei anderen Austauschpärchen Vorurteile abgebaut werden und die Neugier auf andere Länder und Kulturen wächst, dann haben wir alles erreicht, was wir möchten. Nämlich dass der Austausch zur Völkerverständigung, zu Freundschaften über Grenzen hinweg und persönlichen Horizonterweiterung der Jugendlichen beiträgt.“

Schon bald soll übrigens ein Freundschaftsvertrag zwischen den Städten Buckingham und Neukirchen-Vluyn unterzeichnet werden und schon jetzt sponserte die Stadt die Schulbegegnung recht großzügig.

Autor:

Marjana Križnik aus Düsseldorf

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