Bergmannsgedicht von Otto Wohlgemuth
Der alte Schacht!
Im Tale träumt ein Zechenturm, die Mauern sind zersprungen.
In seinen Fenstern hat der Sturm manch wildes Lied gesungen.
Längst raucht der alte Schlot nicht mehr, er steht so stumm und Finster.
Hollunder wuchert rings umher und duftend blüht der Ginster.
Das Pförtchen hat der Dorn verbaut, still ist es in dem Trumme,
nur frühtags, eh´ der Morgen graut, ist drinnen ein Gesumme.
Dann zittert heller Lampenschein auf den umbuschten Pfaden,
es humpeln in den Turm hinein die alten Kameraden.
Das tappt und klappert nun heran auf den vermorschten Stiegen,
ein Schädel grinst den andern an, die weißen Laken fliegen.
Die losen Kiefern plappern bang vergessene Schachtgebete, -
an schwarzen Wänden schleicht entlang ein Schein der Morgenröte.
Sie halten drinnen Bergamt ab in den verfallenen Räumen,
die Häupter hängen schief herab, so sitzen sie und träumen.
Und horchen, wenn ein Pfännlein klingt aus tiefen Erdenstufen,
Geschürf und leises Donnern dringt und drunten Geister rufen.
Sie reden hin und reden her vom schlagenden Wetterkeile,
vom festen Bann, vom Schloss im Lei, vom seidenen Herrgottsseile.
Vom Bergwardein, der grau und alt, die Flucht misst den Gedingen, -
sie lauschen bang, wenn hinterm Wald die Mettenglöcklein klingen.
Indes glänzt heller schon der Schein, - der Steiger mahnt im Turme
zur Abfahrt in die Nacht hinein, - Getuschel und Gesurme.
Klipp klapp, klipp klapp, - ganz leis versinkt und hallt es nach im Dunkeln
in Wetternebeln nur noch winkt ein scheues Irrlichtfunkeln.
Geheimnis birgt sich im Gebrest, fort ist das nächtige Treiben, -
der Morgen guckt ins Schwalbennest durch rußige Fensterscheiben.
Märzdrossel schlägt! Wie lauscht das Land! Rotgoldne Lichter glänzen,
am moosigen Dach, an rissiger Wand, blüht´s wie in Blumenkränzen.
Der Wind hebt an. Der Wald erwacht im Morgensonnenstrahle, -
und träumend steht der alte Schacht im sommergrünen Tale.
Autor:Fritz van Rechtern aus Neukirchen-Vluyn |
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