Unternehmerverband warnt
„Nationale Großprojekte in Gefahr!“

Martin Jonetzko, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes (Foto:
Unternehmerverband)
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  • hochgeladen von Andrea Rosenthal

Über 300.000 Stellen im MINT-Bereich können derzeit nicht besetzt werden, Tendenz steigend. Allein in den Energie- und Elektroberufen fehlen knapp 90.000 Mathematiker, Informatiker, Naturwissenschaftler und Techniker (MINT) – nur in diesem Bereich ein Plus von über 6.000 fehlenden Fachkräften im Vergleich zum Vorjahr. Das geht aus dem MINT-Frühjahrsreport des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor.

„Das ist ein Alarmsignal mit Ausrufezeichen“, sagt Martin Jonetzko, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes. „Der deutschen Wirtschaft gehen die Spezialisten verloren. Wenn wir hier nicht ganz schnell gegensteuern, sind unsere nationalen Großprojekte wie die Energiewende in Gefahr! Wer soll sie umsetzen?“

Aber auch grundsätzlich rangeln die hiesigen Unternehmen immer stärker um zu wenige MINT-Experten, damit sie Zukunftsfelder wie Digitalisierung, künstliche Intelligenz, Nachhaltigkeit & Co. gestalten können. Allein die Metall- und Elektroindustrie (M+E) mit zuletzt rund 100 Milliarden Investitionsaufwendungen braucht Fachkräfte, um als eine der zentralen Industriebranchen den Wandel in Deutschland weiter voranzutreiben. „Wenn wir hier nicht an der Wurzel ansetzen, wird es schwierig für die Ingenieur- und Tüftlernation Deutschland. Die Herausforderungen für unseren Wirtschaftsstandort sind enorm.“

Aber Jonetzko sieht auch Ansatzpunkte, um das Problem anzugehen. „Kurz- bis mittelfristig wirken sich Maßnahmen bei den Potenzialen von Frauen, Älteren und Zuwandererinnen und Zuwanderern positiv aus.“ So habe laut IW der Frauenanteil von 13,8 Prozent Ende 2012 auf zuletzt 16,0 Prozent zugenommen. Auch die Beschäftigung von Personen im Alter ab 63 Jahren sei in den vergangenen zehn Jahren stark gestiegen. Besonders wichtig sei die Zuwanderung – ohne Erfolge hier in
den vergangenen Jahren würden aktuell rund 386.000 MINT-Fachkräfte zusätzlich
fehlen, so das IW.

Langfristig hilft aber nur ein modernes Bildungssystem und eine attraktive Berufsorientierung. Jonetzko: „MINT-Berufe sind in hohem Maße Berufe für Bildungsaufsteiger und bieten sehr gute Beschäftigungsperspektiven für Personen mit Migrationshintergrund. Deshalb müssen die Chancen in unserem Bildungssystem dringend verbessert und die Bildungseinrichtungen konsequent digitalisiert werden.

Grundsätzlich muss der Fokus auf der MINT-Bildung liegen, wenn wir hier wirklich Fortschritte erzielen wollen. Das heißt: So früh wie möglich damit anfangen und viel mehr und bestmöglich qualifiziertes Lehrpersonal.“

An der Schnittstelle Schule-Beruf ist der Unternehmerverband selbst aktiv: „Wir müssen auch die Berufsorientierung mit Fokus MINT systematisch fördern und die Berufsschulen stärken“, so Jonetzko. Der Unternehmerverband sowie die gesamte Metall- und Elektroindustrie sind hier schon viele Jahre aktiv und machen Schulen und Jugendlichen konkrete Angebote: etwa Praktika oder den InfoTruck der Metall- und Elektroindustrie, in dem die zukunftsträchtigen Ausbildungsberufe in den hiesigen Betrieben ausprobiert werden können.

Autor:

Lokalkompass Mülheim aus Mülheim an der Ruhr

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