Marc Buchholz ist Mülheimer Dezernent für Bildung, Soziales, Jugend, Gesundheit, Sport und Kultur
„Wir sind ordentlich aufgestellt“

Marc Buchholz ist Mülheimer Dezernent für Bildung, Soziales, Jugend, Gesundheit, Sport und Kultur.
Foto: PR-Foto Köhring/SM
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Marc Buchholz ist nun seit hundert Tagen Mülheimer Dezernent für Bildung, Soziales, Jugend, Gesundheit, Sport und Kultur. Der Einstieg war sehr arbeitsreich. Zeit für ein erstes Zwischenfazit.

Der 51-Jährige übernimmt von Ulrich Ernst einen umfangreichen Geschäftsbereich. Das bedeutet viel Verantwortung, auch in finanzieller Hinsicht. Rund 60 Prozent des städtischen Haushaltes werden in seinem Dezernat umgesetzt. Die Verantwortung scheut der selbstbewusste Buchholz aber bestimmt nicht. Oberbürgermeister Ulrich Scholten unterstützt ihn da auch. Dem OB ist zwar bewusst, wie im Vorfeld über einen Neuzuschnitt der Dezernate diskutiert wurde, da ging es vielen um die Wirtschaftsförderung. Doch das unter dem Beigeordneten Ernst gewachsene Portfolio, welches an Buchholz übergeben wurde, sei so schon genau richtig aufgestellt: „Da gibt es viele Querverbindungen und Bezüge. Das passt.“ Marc Buchholz ist nicht naiv: „Im Vorfeld meiner Amtsübernahme habe ich schon kritische Stimmen vernommen.“ Doch das Zusammenarbeiten im Verwaltungsvorstand sei ein gutes und professionelles. Da nickt der Oberbürgermeister, denn er hält offenkundig große Stücke auf den „Neuen“.

Einarbeitungszeit

Nun hat Buchholz eine erste Einarbeitungszeit hinter sich. Eher rhetorischer Natur die Fragen: „Wie habe ich die Amtsübergabe erlebt? Was habe ich vorgefunden?“ Eine Antwort ist schnell gefunden: „Das große Dezernat erfordert höchste Aufmerksamkeit und Konzentration.“ Sein Vorgänger habe ihm ein gut geordnetes Arbeitsfeld überlassen. Der eng getaktete Sitzungszyklus der kommunalpolitischen Gremien habe intensives und schnelles Einarbeiten in auch kritische Themen verlangt: „Ich habe mehr Aufgaben vorgefunden, als ich vermutet habe.“ Auch sei die größere Verwaltung in Mülheim deutlich schwerfälliger als die im kleinen Kevelaer, wo auch die finanziellen Zwänge nicht so bedrängend waren. Sein Arbeitsalltag war bisher dominiert vom „Beschnuppern“ mit den Multiplikatoren in dieser Stadt: „Da bin ich gut vorangekommen. Ich war in allen Ausschüssen, bei den Wohlfahrtsverbänden und anderen Institutionen.“ Auch das Zusammenkommen mit Kollegen aus anderen Städten erweitere den Blick. Die von seinem Vorgänger installierten Dienstagsgespräche mit den einzelnen Amtsleitern behält Marc Buchholz bei: „Die gehen von mittags bis in die Abendstunden.“ Da sei ihm auch in offenen Gesprächen gespiegelt worden, dass man mit seinem spontanen Auftreten erst einmal zurecht kommen müsse. So entschlossen, wie er jetzt blickt, nimmt Buchholz das als Auszeichnung.

Handlungsfelder

Er hat auch durchaus schon Handlungsfelder entdeckt, in die er sich verstärkt einbringen möchte. Ein Beispiel? Von den 140 möglichen Stellen, die über den sozialen Arbeitsmarkt gefördert werden könnten, sind längst nicht alle besetzt: „Wir konnten in den letzten Jahren nicht alle Bundesmittel abfragen.“ Das beträfe Langzeitarbeitslose, die in einen Job eingearbeitet werden könnten, etwa als Hausmeister und Platzwart. Zwei Jahre lang übernimmt der Bund die volle Finanzierung, danach würden pro Jahr zehn Prozent dieser Mittel gekürzt. Für bis zu fünf Jahre könnte so eine Maßnahme aufgelegt werden. Buchholz möchte diese Zeit dazu nutzen, die Langzeitarbeitslosen in eine regelmäßige Dauerbeschäftigung zu bringen. Auch bei den Kita-Leitungen hat er angeklopft und nach Bedarfen gefragt. Dort wären hauswirtschaftliche Helferinnen durchaus willkommen, die die Erzieherinnen entlasten könnten. Wenn Buchholz vorschwebt, die bisher 91 besetzten Stellen auf die mögliche Zahl 140 aufzustocken, muss er aber gleichzeitig im Hinterkopf haben, dass auch in seinem Haus Stellen abgebaut werden müssen. Womit wir wieder beim lieben Geld angelangt wären: „Es läuft, aber es könnte viel besser laufen, wenn wir in finanziell besser geregelten Verhältnissen arbeiten würden.“ So freue er sich auf den neuen Bildungsentwicklungsplan: „Aber wir befinden uns in der vorläufigen Haushaltsführung. Möglicherweise werden wir nicht alle wünschenswerten Maßnahmen als ‚notwendig‘ genehmigt bekommen.“ Im Sommer 2020 komme ein neues Kinderbildungsgesetz. Doch auch hier offene Fragen: „Haben wir eigentlich genügend Kita-Plätze? Können wir beim Offenen Ganztag die Nachfrage befriedigen?“ Das werde ganz oben auf seiner Tagesordnung stehen.

Positive Eindrücke

Es gibt da einige Dinge, die Buchholz viel Mut machen für die anstehenden Aufgaben: „Was gut gelaufen ist, war die Besetzung der Sozialamtsleiter-Stelle.“ Da seine Wahl selbst nicht unumstritten war, hatte Buchholz Bedenken, ob die Personalie Thomas Konietzka nicht zu einem politischen Spielball werden könnte. Wurde sie nicht und der Sozialdezernent kann erleichtert feststellen: „Es hat mir gut gefallen, dass die Politik sich einstimmig entschieden hat.“ Darüber hinaus freue er sich, Kulturdezernent einer Stadt zu sein, in der die Zuschauerzahlen der Theater so stabil seien. Aus Duisburg und Oberhausen höre man von massiven Einbrüchen. Die Quintessenenz der ersten hundert Tage fällt dann auch positiv aus: „Die Arbeit mit den Kollegen macht Spaß. Sie machen alle einen guten Job. Sicherlich macht das eine oder andere Thema betroffen.“ Vor zu starker Belastung hat Marc Buchholz nun überhaupt keine Angst: „Ich mache es ja nicht alleine. Da kann ich mich auf meine Fachleute in den Ämtern verlassen. Wir sind ordentlich aufgestellt.“

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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