400 Flüchtlinge kommen nach Broich

Foto: PR-Foto Köhring/BC
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Am Donnerstag bestätigte die Stadt offiziell, was bereits seit Dienstag in den sozialen Netzwerken kursierte: In Broich wird ein weiterer, großer Standort für bis zu 400 Flüchtlingen in dem Sportpark Rauen eingerichtet. Der Eigentümer, die Familie Rauen, hatte der Stadt das Gelände angeboten, auf dem bisher die Tennis- und Minigolfanlage Broich von Diana Ross-Frank betrieben wird.

Und so überlagerte zunächst eine emotionale Diskussion in den sozialen Netzwerken die sachlichen Informationen zu dem neuen Standort. Denn die Pächterin machte in einer Stellungnahme deutlich, dass sie über diesen Schritt nicht glücklich ist. Am Mittwoch, 30. September, schließt auf der Anlage der Spielbetrieb. Neben der Pächterin und ihrem Sohn müssen sich auch acht Aushilfskräfte auf 450-Euro Basis neue Jobs suchen.

Hans-Joachim Rauen, Verpächter des Sportparks Rauen, erläutert seine Beweggründe zu dem vorzeitigen Ende des Pachtvertrages - übrigens ein Aufhebungsvertrag, der von beiden Parteien unterschrieben wurde. Diana Ross-Frank erhielt zusätzlich eine Abfindung.

Rauen weiß um die Dringlichkeit, mit der die Stadt Unterkünfte sucht, und dass auf seinem Gelände schon eine entsprechende Infrasturktur und große Freiflächen vorhanden sind. In den letzten sieben Jahren hatte er drei Pächterwechsel. „Wir beschäftigen uns schon seit geraumer Zeit mit der Situation der Minigolfanlage und dem Tennisbetrieb. Die Pächter bewegen sich seit Jahren in einem zunehmend wirtschaftlich schwierigeren Umfeld. Die Auslastung der Anlagen war stark rückläufig. Schon seit längerem prüfen wir die Möglichkeiten der weiteren Nutzung der Anlage. In Anbetracht der aktuellen Notsituation haben wir sehr schnell entschieden und auch sehr schnell eine Lösung mit dem Mieterehepaar gefunden. Selbstverständlich wurden dabei die wirtschaftlichen Interessen der Familie Ross-Frank voll berücksichtigt. Gleiches gilt für die betroffenen Aushilfskräfte. Wir hoffen, dass mit diesem Standort die Unterbringungssituation der Flüchtlinge etwas entschärft wird und weitere Schließungen von öffentlichen Sporthallen vermieden werden können.“

Diana Ross-Frank fühlt sich dennoch unter Druck gesetzt. Natürlich sei es auch eine wirtschaftliche Entscheidung gewesen, jetzt mit einer Abfindung zu gehen anstatt im April 2017 ohne. Aber noch im Mai habe man über 2017 hinaus geplant. „Aber ich habe nun befürchtet, dass ich die Anlage nicht weiter so entwickeln kann wie gewollt, wenn ich dem Wunsch des Verpächters nach Aufhebung des Vertrages nicht nachgekommen wäre.“

Wenn am 30. Oktober die Anlage übergeben wird, beginnen direkt die Vorarbeiten. Im November, so die Stadt, sollen die ersten 250 Flüchtlinge hier einziehen können. Gemietet hat die Stadt das Grundstück bis Oktober 2019. Was anschließend damit passieren könnte, mag Rauen noch nicht sagen: „Keiner weiß, wie sich die Flüchtlingssituation bis dahin entwickelt.“ Für die Unterschrift unter dem Vertrag mit dem Verpächter hat die Stadtverwaltung am Donnerstag einen Dringlichkeitsbeschluss der Politik eingeholt. Alle Fraktionen haben ihre Zustimmung gegeben.

Tennishalle wird für 250 menschen umgebaut

Das Gelände des Sportparks umfasst 18.263 Quadratmeter. Die Tennishalle wird so umgebaut, dass sie Platz für 250 Menschen bietet. Hier muss in die Brandmelde- und Entrauchungsanlage investiert werden, weitere Rettungswege und die Abtrennungen werden benötigt. Auf der Minigolfanlage werden drei Holzhäuser gebaut ähnlich wie auf dem Kirmesplatz in Saarn mit Platz für 150 Flüchtlinge. Sanitär- und Duschcontainer kommen zusätzlich auf den Parkplatz.

Hilfsorganisationen übernehmen Versorgung

„Der Platz ist hervorragend geeignet“, betont Dezernent Ulrich Ernst. Er biete nicht nur den nötigen Platz und eine gewisse Infrastruktur. Er ist auch auf der einen Seite gut abgegrenzt, auf der anderen Seite aber dicht an Wohnbebauung und öffentlicher Infrastruktur wie Schulen und Nahverkehr. Die Versorgung der Menschen übernehmen wieder die Hilfsorganisationen DRK und JUH.

Umbau kostet insgesamt 3,2 Millionen Euro

Insgesamt muss die Stadt 3,2 Millionen Euro im Sportpark investieren, 1,5 Millionen davon alleine für die Tennishalle. „Inzwischen wird es immer schwieriger, Container, Sanitärcontainer, aber auch Inventar wie Betten zu bekommen, der Markt ist leer gefegt“, weiß Kämmerer Uwe Bonan. Die 3,2 Millionen Euro werden durch das erhöhte Aufkommen der Gewerbesteuer sowie nicht durchgeführte Investitionen finanziert. „Wir sind bei der Sanierung der Schule in der Augustastraße noch nicht so weit, dass wir die Gelder in diesem Jahr abrufen konnten. Sie werden aber das nächste Jahr neu eingestellt, die Sanierungsmaßnahme geht wie geplant weiter“, betont Bonan.

Weitere Container ausgeschrieben

Ebenfalls schon in die Ausschreibung gegangen ist ein Auftrag für Container für insgesamt 1000 Menschen. „Wir müssen schon für das nächste Jahr planen. Denn die Zuweisung von Flüchtlingen wird unvermindert anhalten. Im November wird der Rat über weitere zehn bis zwölf Standorte entscheiden, die dann ab 2016 eingerichtet werden“, erklärt Ulrich Ernst. Die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung sei unverändert hoch, freut er sich. Auch Privatwohnungen werden übrigens mehr als im vergangenen Jahr angeboten.

Infoabend:

Die Verwaltung wird Anwohner und Interessierte einladen, um über die aktuelle Situation und über das Konzept für die Unterbringung vor Ort zu informieren. Der konkrete Termin wird noch über Presse und die städtische Internetseite bekannt gegeben. Anwohner im näheren Umfeld erhalten zudem eine Einladung zugestellt. Im Rahmen und im Nachgang der Veranstaltung soll es ausreichend Gelegenheit für Fragen und Anregungen geben. Wer vorab Kontakt zur Stadtverwaltung aufnehmen möchte, kann das auf diesem Weg tun: Telefon 0208 / 455-5401 oder dezernat5@muelheim-ruhr.de.

Autor:

Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr

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