Glosse
Zeitreife

„Die Zeit ist noch nicht reif.“ Wie oft haben wir das schon hören müssen, dieses ewige Geschwätz von der Reife der Zeit. Wer kontrolliert denn den Reifegrad der Zeit? Es muss offenbar Zeitgourmets geben, die die Zeit abschmecken wie Obst oder Käse. Gut Käse will ja auch Weile haben. Da ist es schon sehr zeitaufwendig, den Höhepunkt der Reifezeit abzuwarten und zum richtigen Zeitpunkt das Zeitfenster zu öffnen.
Diesen Zeitschmeckern verdanken wir wohl, dass die Zeit reifungsgerecht genossen werden kann. Doch muss es Zeiten gegeben haben, wo es mit der Reife etwas zeitiger ging. Zum Beispiel zeitweilig im Altertum, da ist einfach mehr passiert.
Nun heißt es ja genau genommen nicht, die Zeit selbst sei reif bzw. nicht reif, sondern sie sei reif oder eben noch nicht für „etwas“. Wie war das denn bei der Erschaffung der Welt? Geschah die auch, weil es höchste Zeit dafür war, das Zeitfenster offenstand oder einfach so aus einer Laune heraus? Achtung Falle! Es gab damals noch keine Zeit, die entstand ja erst mit dem Urknall.
Aha, werden sich jetzt einige aufmerksame Zeitgenossen wundern und nach reiflicher Überlegung zeitnah einen Verdacht äußern: Es ist sehr wahrscheinlich nicht die Zeit, die für eine Tat erst heranreifen muss, sondern der Mensch! (Oder Gott, wie man will)

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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