Glosse
"Schwuler Astronaut nähert sich Venus"
Gefühlt läuft mittlerweile in jedem zweiten deutschen Fernsehfilm mindestens ein Quotenschwuler rum. Auch wenn die Figur oft dramaturgisch unbedeutend ist und sich die übrigen nicht als hetero vorgestellt haben. Das wirkt wie „Jetzt mal alle herhören“, da ist auch ein Schwuler dabei! Damit man auch kapiert, dass da tatsächlich ein Darsteller als Schwuler einsam am Bach sitzt und angelt. Einfach so angeln, ohne sexuelles Outing, ist out. Das ist auch irgendwie ehrlicher den Fischen gegenüber, die spüren das ja irgendwie doch. Also sagt man es besser gleich. Die Fische können sich im Angesichte des dargebotenen Wurms dann auch viel besser entscheiden, ob sie nun zubeißen oder nicht. Und das tun sie ja umso lebhafter, je mehr populäres Gedankengut sie mit dem Wurm bzw. dem Wurmhalter verbinden. So denkt jedenfalls der Filmemacher in seinem abgehobenen Zeitgeisthöhenflug. Aber der kennt sich in der Welt da unten nicht wirklich aus.
Abgesehen davon: Darf man eigentlich als Hetero einen Schwulen spielen? Ist das nicht sexuelle Aneignung, ähnlich der kulturellen Aneignungen durch Indianerkostüm oder Rastalocken. Ach, Schwulsein ist keine Sache des Äußeren? Aber, warum muss das dann gesagt werden, wenn einer nur am Bach sitzt und angelt?
Wie so ganz was anders ist es doch, wenn sich durch sexuelle Orientierung Komplikationen ergeben, die einen die Realität zwiespältig erleben lassen! Neulich las ich in einem Roman eines feinfühligen Autors: „Er fühlte sich wie ein schwuler Astronaut, der sich der Venus nähert.“
Autor:Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.