Ökumenische Sozialinitiative der Kirchen: KKV fordert stärkere Akzentuierung des Subsidiaritätsprinzip
Recht auf Unerreichbarkeit darf keine Utopie bleiben
„Mit Recht hat Alois Glück, der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, beim Kongress zur Ökumenischen Sozialinitiative in Berlin gefordert, das Subsidiaritätsprinzip der katholischen Soziallehre ‚noch stärker zum Maßstab zu nehmen und die Leistungen der kleinen gesellschaftlichen Einheiten, in den Betrieben, Familien und im ehrenamtlichen Engagement, angemessen zu würdigen’. Genau dies hat auch bereits der KKV, Verband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung, bei der Veröffentlichung des Papiers gefordert“, unterstreicht der Monheimer Bundesvorsitzende des Verbandes, Bernd-M. Wehner, in einer Erklärung. „Ich stimme deshalb Herrn Glück ausdrücklich zu, wenn er darauf hinweist, dass die Kirchen sich nicht nur Gedanken über die Verteilung des Wohlstands machen dürften, sondern auch stärker in den Blick nehmen müssten, wie wir diesen Wohlstand erwirtschaften können. Oder einfacher formuliert: Bevor wir den Kuchen verteilen, müssen wir erst dafür sorgen, dass ihn auch jemand herstellt.“
Sozial ist, was den Einzelnen zur Eigeninitiative ermutigt
„Deswegen haben wir bereits seinerzeit in dem Papier eine stärker Akzentuierung des Subsidiaritätsprinzip gefordert“, so Wehner weiter. Wenn es beispielsweise unter dem Stichwort „Inklusion und Partizipation“ heiße, dass die Solidargemeinschaft erwarten könne, „dass der Hilfeempfänger im Rahmen seiner individuellen Möglichkeiten aktiv an der Verbesserung seiner Lage mitwirkt“, sei das zwar ein Schritt in die richtige Richtung. Besser sei es aber, wenn auch im Sozialbereich der Grundsatz stärker gelte: Sozial ist, was den Einzelnen zur Eigeninitiative ermutigt und zur Eigenständigkeit befähigt. In der Sozialpolitik müsse deshalb alles dran gesetzt werden, dass jedem die Chance auf selbstgeschaffenen Wohlstand gegeben werde, aber eben nicht durch Ansprüche an den Staat. „So wenig wie man Kindern hilft, wenn man sie verwöhnt, so wenig hilft ein Sozialstaat, wenn er nur finanziell unter die Arme greift. Deshalb muss eine Sozialpolitik vor allem dazu beitragen, dass Menschen wieder in die Lage versetzt werden, für sich selbst zu sorgen. Dies trägt letztlich auch zum Selbstwertgefühl eines Menschen bei.“
Recht auf Unerreichbarkeit
Darüber hinaus sollte bei der künftigen Diskussion der Sozialinitiative auch das Thema der Informationsflut und der Arbeitsverdichtung sowie von Stress und Burnout am Arbeitsplatz thematisiert werden, da sie europaweit inzwischen die größten Probleme im Bereich Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz darstellten. „Weil die Arbeit nie aufhört, muss der Mensch immer wieder mit der Arbeit aufhören – zumindest im Urlaub und am Sonntag. Deshalb fordern wir als KKV eine ‚Kultur der Unerreichbarkeit’ als Teil einer neuen Arbeitsphilosophie“, unterstreicht Bernd-M. Wehner. Da moderne Medien jeden fast überall erreichbar machten – auch beruflich, sei es dringend geboten, dass die Menschen abschalten könnten. „Deshalb hat jeder ein Recht auf Unerreichbarkeit.“ Welche Ausmaße diese ständige Verfügbarkeit annehme, zeige die neueste Erfindung: Ein Plastiktisch, den Eltern in den Schiebebügel des Kinderwagens klemmen, damit sie dort ihr Laptop ablegen können, um z.B. bei der Fahrt des Kindes in die Kita bereits die ersten Mails bearbeiten zu können!
Der Bundesverband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung e.V. ist ein katholischer Sozialverband mit rund 90 Ortsgemeinschaften in ganz Deutschland. Informationen zum KKV erhalten Sie im Internet unter www.kkv-bund.de, oder unter 0201 87923-0.
Autor:Bernd-M. Wehner aus Monheim am Rhein |
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