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Dr. Peter Paic, Landratskandidat der SPD für den Kreis Wesel im Gespräch mit den Ortsvereinsvorsitzenden der SPD Rheinkamp Anja Reutlinger und Norbert Behrs
Anja Reutlinger: Peter, aktuell spricht alle Welt über das Thema Umweltschutz. Was können wir im Kreis Wesel gegen die Klimakrise unternehmen?
Dr. Peter Paic: Es gibt nicht nur eine Sache, die man tun muss. Wir brauchen ein ganzes Bündel von Maßnahmen. Nehmen wir nur das Thema Mobilität. Wir müssen aus dem Auto umsteigen auf Bus, Bahn und das Fahrrad. Dafür braucht es attraktive Angebote, die auch bezahlbar sind. Für Moers ist darüber hinaus die Anbindung an den Radschnellweg Ruhr wichtig. Auf diesem Weg kann man mit dem Fahrrad über den Rhein durch Moers hindurch zum Neubau Mercator Berufsbildungscampus und weiter zum Hochschulcampus nach Kamp-Lintfort gelangen.
Norbert Behrs: Der Kreis Wesel ist mit 43 Prozent an der NIAG (Niederrheinische Verkehrsbetriebe AG, zuständig für die meisten ÖPNV-Verbindungen im Kreis) beteiligt. Wie groß ist der Einfluss auf das Verkehrsunternehmen, die Strecken zu bedienen, die den Menschen wichtig sind?
Dr. Peter Paic: Die Privatisierung der NIAG war nicht automatisch schlecht. Noch immer sind die 13 Städte und Gemeinden im Kreis Wesel Auftraggeber und können damit bestimmen, welche Linien fahren. Aber wer bestellt, muss über die differenzierte Kreisumlage auch bezahlen – und da fehlt vielen Städten schlicht das Geld. Hier müssen das Land und der Bund dafür sorgen, dass mehr Geld auch im Kreis Wesel ankommt.
Unser strategisches Ziel im linksrheinischen Teil des Kreises Wesel ist die Bahnanbindung nach Kamp-Lintfort über das Jahr 2020 hinaus mit zwei Park & Ride Haltestellen in Moers – in Moers-Eick und in Moers-Repelen am Pattberg. Gleichzeitig müssen wir für eine schnelle Verbindung zwischen Moers und Neukirchen-Vluyn sorgen. Auf dieser Strecke könnte eine wichtige Haltestelle am Campus der Berufsschulen entstehen. Das wäre ein echter Mehrwert!
Anja Reutlinger: Können wir auf deine Unterstützung bauen, wenn es darum geht, sozialen Wohnungsbau auf den Grundstücken Mercator Berufskolleg und St. Josef-Krankenhaus zu realisieren?
Dr. Peter Paic: Nie zuvor haben Menschen in Deutschland so viel Geld fürs Wohnen ausgeben müssen. Viele können sich das nicht mehr leisten. Ich finde, dass da jede Initiative für mehr bezahlbaren Wohnraum sinnvoll und unterstützenswert ist. Die Stadt Moers hat das Vorkaufsrecht für die Grundstücke Mercator Berufskolleg und am St.-Josefkrankenhaus, die mit dem Bezug des Neubaus Berufsbildungscampus ab 2022 frei werden. Mein Eindruck ist, dass wir diese Grundstücke gut gebrauchen können, um sozialen Wohnungsbau und Wohnen für junge Familien mitten in Moers zu realisieren. Werden die Grundstücke zum Höchstbetrag an den Markt gebracht, sind sie für die Stadt Moers, mit Blick auf die Haushaltslage, wahrscheinlich unerschwinglich. Der Profit beim Verkauf der Grundstücke darf deshalb für den Kreis Wesel nicht das Wichtigste sein.
Norbert Behrs: Der Kreis verfügt ja über eine eigene Wohnungsbaugesellschaft, die „Grafschaft Moers“. Ist das nicht ein Weg, um als Kreis beim Bau bezahlbarer Wohnungen selber aktiv zu werden?
Dr. Peter Paic: Das ist eine Richtungsentscheidung, die der Kreistag fällen muss. Nutze ich die Gesellschaft, um damit lediglich Gewinne für den Kreishaushalt zu erzielen? Oder gehe ich das strategisch an und sehe, an welchen Stellen ich auch mit eigenen Grundstücken neue Wohnhäuser baue? Das könnte man zum Beispiel an den eben genannten Stellen in Moers machen.
Als Landrat würde ich genau diesen Weg einschlagen.
Anja Reutlinger: Zum Bauen braucht man Kies und Sand. Davon gibt es am Niederrhein eine ganze Menge, weshalb hier in den vergangenen Jahren immer mehr abgebaut worden ist. Dagegen wehren sich nun immer mehr Menschen. Was hältst du von diesem Protest?
Dr. Peter Paic: Die Kieswirtschaft hat den Niederrhein wie einen „Schweizer Käse“ durchlöchert. Der Abbau zerstört die Landschaft – zurück bleiben tiefe Löcher oder große Seen. Das kann so nicht unendlich lange weitergehen. Statt immer nur noch mehr zu baggern, braucht es ein Ausstiegsszenario. Die Landesregierung von CDU und FDP wollte das nicht. Sie genehmigt stattdessen noch mehr Kiesabbau. Deshalb klagen nun einige Städte gemeinsam mit dem Kreis Wesel gegen den Landesentwicklungsplan. Das unterstütze ich ausdrücklich.
Anja Reutlinger: ich habe Kontakt zu Fachleuten aufgenommen, die sich darauf spezialisiert haben, Bauschutt wieder zu recyclen. Kies könnte so in erheblichen Mengen wieder zurückgewonnen werden. Was hältst Du von dieser Idee?
Dr. Peter Paic: Genau das ist der richtige Ansatz: Wir müssen mehr Bauschutt recyclen und gleichzeitig neue Baustoffe ausprobieren. Es muss attraktiv sein zum Beispiel mit Holz zu bauen. Solange ich aber Kies und Sand zum Schleuderpreis bekomme, besteht kein Druck, etwas an der Situation zu ändern. Das halte ich für falsch.
Norbert Behrs: Der Kohlenhuck könnte Standort für ein Unternehmen seien, das sich auf Bauschutt-Recycling spezialisiert hat. Würdest Du uns Moerser dabei unterstützen, im Kohlenhuck ein neues Gewerbegebiet entstehen zu lassen?
Dr. Peter Paic : Die Städte und Gemeinden im Kreis Wesel brauchen Flächen, um heimische Betriebe am Ort zu halten und neue interessante Unternehmen anzulocken. Der Wirtschaftsstandort Moers ist wie viele andere auf neue Gewerbeflächen dringend angewiesen. Deshalb setze ich mich aktiv für solche Gewerbegebiete ein. Das nutzt übrigens nicht nur Moers, sondern der gesamten Region, die von Arbeitsplätzen, Ausbildungsplätzen und Steuereinnahmen profitiert.
Anja Reutlinger: Was hältst du von einem Windpark auf der Halde am Kohlenhuck?
Dr. Peter Paic: Das ist zum Schluss nochmal eine Fangfrage, oder? (lacht) Leider ist es ja so, dass wir zwar alle immer mehr Strom aus Sonne und Wind haben wollen – nur die dafür nötigen Solarparks und vor allem die Windräder will niemand haben. Als rationaler Mensch muss ich feststellen, dass das eine oder das andere nicht zu haben ist. Aber es macht Sinn, sich die Standorte von Fall zu Fall genau anzuschauen. Die Abraumhalde am Kohlenhuck wartet auf eine Renaturierung und abschließende Gestaltung. Ein Element der Neugestaltung könnte ein Windpark auf der Halde sein, mit Windkrafträdern für ein Windkraftwerk. Das ist ökonomisch wie ökologisch ein echter Gewinn, weshalb ich mir gut vorstellen kann, dass die ENNI Spaß an der Entwicklung eines solchen Projektes hätte.
Autor:Konrad Göke aus Moers |
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