Kanzelrede von Ruprecht Eser in der Duisburger Salvatorkirche

"Wir sind so frei, global zu denken" ist die Kanzelrede überschrieben, die Ruprecht Eser am Sonntag, dem 29. August 2010 in der evangelischen Salvatorkirche hält. Der Fernsehjournalist arbeitete lange Zeit als Reporter und moderierte auch das heute-Journal. Er ist heute auch Stiftungsratsmitglied der Kindernothilfe-Stiftung. Die Veranstaltung ist gut besucht. Es kommt ein überwiegend lebensälteres Publikum.

"Die Kindernothilfe ist ein Zeichen unserer Stadt in die Welt," betont Pfarre Dr. Jürgen Thiesbonenkamp von der Kindernothilfe bei der Begrüßung. "Sie setzt sich für Kinder, für die Opfer von Gewalt und für diejenigen, die in Armut leben, ein. Die Kindernothilfe tut dies seit ihrer Gründung vor über 50 Jahren."

Thiesbonenkamp erinnert an ein Wort Jesu, das auch zugleich der Wochenspruch für die aktuelle Woche ist: "Jesus sagt: `Was ihr dem Geringsten unter meinen Brüder antut, das tut ihr mir an.´"

Epheser 2, 17 - 22 ist nicht nur die Lesung für den Sonntag, sondern auch die Grundlage für die Kanzelrede. "In einer Welt des Mißtrauens brauchen wir eine neue Vertrauenskultur. Die Kindernothilfe bringt dieses Vertrauen in die Welt," führt Eser gleich zu Beginn aus. "Während der Fußball-Weltmeisterschaft sendete Duisburg ein gutes Bild in die Welt: Bis auf Uruguay sind alle Länder, die an der Weltmeisterschaft teilnehmen, in Duisburg vertreten. Die schrecklichen Ereignisse der Loveparade mit ihren Toten aus aller Welt (China, Italien und die Niederlande seien hier als Beispiel genannt) sendete dann ein schlechtes Bild in die Welt. Die Trauer um die Toten findet auch in der Salvatorkirche ihren Ausdruck. Bis zum Ewigkeitessonntag brennt eine dritte Kerze auf dem Altartisch. Die Trauer lenkt den Blick auf das Zusammenleben in der Welt, das gegenseitiges Vertrauen voraussetzt. Fairness und Hilfsbereitschaft sind beim Aufbau einer globalen Welt wichtig. Kirche ist die einzige Organisation, die sich der Herrschaft des Geldes entgegensetzen kann. Wohin uns der ungebremste Kapitalismus führt, zeigen uns die Ereignisse der letzten Jahre. Die Politik arbeitet sich jetzt noch daran ab. Marion Gräfin Dönhoff forderte lange vor ihrem Tode eine Zivilisierung des Kapitalismus. Wer soll denn eine Alternative zum Turbo-Kapitalismus entwickeln wenn nicht die Kirchen? Der lange Weg zum Vertrauen beginnt bei uns selbst. Vertrauen braucht Verlässlichkeit. Wir Bürger müssen in die Wahrheit und Klarheit der Politik vertrauen können. Die Politik muß aber auch den Menschen, den Bürgern vertrauen. Dies kann sich beispielsweise in einer geringeren Regelungswut ausdrücken."

Autor:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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