Unwetter im Märkischen Kreis
Bis unter die Decke stand das Wasser in der Villa

Hier stand das Wasser bis unter die Decke. Foto: privat
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Villa Dominik – Hochwasserschaden von rund 300.000 Euro Es sind nun schon einige Tage vergangen, dass das Tief „Bernd“ unglaubliche Regenmengen über Menden ausgeschüttete. Doch Marie-Ellen Krause hat das Grauen noch genau vor Augen, als die Wassermengen plötzlich heranschossen.

Von Peter Benedickt

MENDEN. „Alles ging blitzschnell“, erklärt die Vorsitzende des Vereins für körper- und mehrfachbehinderte Menschen. „Für uns ist einfach unvorstellbar, mit welcher Kraft die Naturgewalten tätig sind.“ Innerhalb von Minuten war der Keller der Villa Dominik bis unter die Decke vollgelaufen.

Am 1. November 2009 bezog der „VKM“ nach dem Wohnhaus Sollingstraße seine zweite Einrichtung in Menden. Der Bedarf an Wohnplätzen für Menschen mit besonders schwerem Handicap war gestiegen und an der „Schmölen Allee“ fanden nun weitere 20 Bewohner beste Voraussetzungen. Ein qualifiziertes, motiviertes Team aus Pflegekräften und Pädagogen ist für die Versorgung zuständig und kümmert sich darum, ein weitestgehend normales Leben für alle Gäste zu ermöglichen und sie in die Gesellschaft zu integrieren.

Den Verantwortlichen war zwar bewusst, dass in der Nähe die Hönne ihren Weg durch die Stadt Richtung Ruhr findet. Aber zwischen dem Areal der Villa und dem Gewässer liegen nicht nur eine Bahnstrecke und mehrere Straßen, sondern auch ein Baumarkt. Da könnte doch nichts passieren, wobei zudem im Normalfall der Wasserstand gerade mal etwa 50 Zentimeter beträgt.

Elementarversicherung greift nicht

Außerdem rüttelte eine Überschwemmung im Jahr 2007 Politik und Stadtverwaltung wach. Damals wurden Maßnahmen wie die Renaturierung und die Schaffung von Rückhalteflächen ergriffen, um diese Katastrophen in der Zukunft zu verhindern. Es war also der Voraussicht nach alles getan worden, um Schlimmeres zu verhindern.

Allerdings wies die Stadt weiterhin das Gebiet am Hönnenwerth und der „Schmölen Allee“ als mögliche Überflutungsfläche aus, was zu einem Problem für den VKM wurde. „Wir konnten keine Elementarversicherung abschließen, weil es eben Risikogebiet ist“, beschreibt Marie-Ellen Krause das Dilemma. Dass die Natur so zuschlägt, war aber auch nicht zu erwarten.

Die Vorsitzende beschreibt mit ein paar Zahlen die Dimensionen des Hochwassers. Vor 14 Jahren erreichte der Pegel 2,95 Meter: „Uns wurde mitgeteilt, dass diesmal 3,72 Meter der Höchststand war.“

Zuviel für das Bett der sonst so beschaulichen Hönne. Sie trat mit einer solchen Wucht über die Ufer, dass innerhalb kürzester Zeit die Villa Dominik volllief.

„Wir bekamen im Laufe des Tages eine Warnung, haben unsere üblichen Vorkehrungen getroffen“, berichtet Krause. „Sandsäcke vor die Kellertür gelegt und mit ein paar Holzplatten abgesichert.“ Aber dies war kein Hindernis für das Wasser, das sogar Brandschutztüren aus den Angeln riss und zertrümmerte. In den Kellerräumen waren neben Hauswirtschaft und Büro auch Waschmaschinen, Trockner sowie Tiefkühltruhen untergebracht.

„Diese Geräte sind nur noch Schrott, dazu ist die Technik, beispielsweise PC oder Server, zerstört“, muss die Verantwortliche bei der Aufzählung tief schlucken. Am schlimmsten trifft die Bewohner die Schäden am Aufzug, denn für sie sind Wechsel in andere Stockwerke kaum möglich: „Ersatzteile sind schwierig zu beschaffen, sodass eine Reparatur vor Weihnachten unwahrscheinlich erscheint.“ Hier kommen Kosten in Höhe von rund 70.000 Euro auf den Verein zu.

„Am anderen Morgen trafen schnell Einsatztrupps von Feuerwehr und THW ein, die das Wasser abpumpten“, sind die Verantwortlichen dankbar für die Unterstützung. Am Unglückstag selbst war keine Hilfe möglich, denn wohin sollte denn die Flüssigkeit befördert werden, alles war überflutet. Ein erster Blick in die Räume zeigte das ganze Ausmaß der Tragödie: Fliesen abgeplatzt, der Fußboden unterschwemmt, schlammbedeckter Estrich und schmutzige Wände. Das Gebäude selbst erwies sich als stabil: „Die dicken Wände halten was aus, die Statik hat nicht gelitten. Strom und Internet, wir benötigen Zugriff auf die Daten der Bewohner, sollte nun als erstes wieder funktionieren“, gibt es Prioritäten.

Sogar die Fahrzeuge des Vereins wurden nicht verschont. Nach einer ersten Begutachtung könnten zwei eventuell wieder repariert werden, bei den beiden anderen sieht es nach Totalschaden aus. So summiert sich der Gesamtschaden auf mehr als 300.000 Euro.

Marie-Ellen Krause bleibt trotz aller Nackenschläge zuversichtlich: „Ich denke, alles wird gut. Wir sind sehr froh darüber, dass kein Mensch zu Schaden kam, dies ist das Wichtigste.“ Alles andere kann mit Geld wieder hergestellt werden.

Sie strahlt sogar bereits ein bisschen Optimismus aus: „Ich habe einen Aufruf in Facebook gesetzt, dass wir Unterstützung benötigen. 58 Mendenerinnen und Mendener kamen spontan und haben zwei große Container randvoll mit dem Müll befüllt. Dieser Zusammenhalt ist grandios.“

Autor:

Lokalkompass Menden-Fröndenberg-Balve-Wickede aus Menden (Sauerland)

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