Kirche und Halloween - ein Gegensatz?

Die einen lieben es, den anderen ist es ein Greuel: Halloween, das nach Karneval wohl größte Verkleidungsspektakel des Jahres, spaltet die Meinungen.
Der Stadspiegel holte aus aktuellem Anlass Meinungen von Kirchenvertretern ein. "Wie steht das Christentum zum heidnischen Brauchtum Halloween?", lautete unsere Frage. "Wie wird dies in Theorie und Praxis gehandhabt?"

Hier ein Querschnitt der Statements:

Diakon Eugen Frankenberg (St. Antonius & St. Vinzenz, Wickede/Echthausen): „Ich kann nur aus persönlicher Sicht antworten, denn ich habe keine Beziehung zu diesem Spektakel. Es stammt auch nicht aus deutschem Brauchtum und ist daher nicht in unser christliches Verständnis überliefert. Seit einigen Jahren hat sich dieser ‚Kürbisquatsch‘ bei uns eingenistet, nur um irgendwie einen ‚Klamauk‘ zu veranstalten.
Vor 2.000 Jahren begingen die Keltendruiden im alten England den 31. Oktober als letzten Tag ihres Jahreskalenders.
Ob nun unser Feiertag ‚Allerheiligen‘, im 8. Jahrhundert, gerade deshalb auf den 1. November gelegt wurde, ist mir unbekannt, aber die Christen feiern an diesen, wie dem darauffolgenden Tag deren Gedächtnis, die in Christus Verstorbenen und bei ihm Lebenden.“

Pfarrer Bernhard Brackhane (Pastoralverbund Menden-Mitte): „‚All Hallows eve(ening)‘ = Halloween ist dem Wort nach nichts anderes als der Abend vor dem Fest aller Heiligen (= Allerheiligen) am 1. November. Katholiken freuen sich an Allerheiligen über die, die es in den Himmel geschafft haben. Einen Tag später, an Allerseelen, beten sie für die anderen, bei denen man sich nicht ganz sicher ist, ob sie schon angekommen sind: zum Beispiel Verwandte und Zeitgenossen.
Aus der irischen Mythologie kam der Gedanke, am Vorabend von Allerheiligen = Halloween könnten sich die Verstorbenen als ‚Untote‘ herumtreiben und Schrecken verbreiten, wenn man sie nicht mit Gaben besänftigt. ‚Süßes oder Saures‘ fordern - wie es hier bei uns Halloween-Gruffti-Grüppchen tun - finde ich ein bisschen sinnlos. Es erinnert mich an das ‚Abziehen‘ bei Jugendlichen: ‚Es gibt Haue, wenn du mir nichts gibst!‘
Ich freue mich auf die Martinszüge ein paar Tage später: Da wird nämlich mit Brezeln das Teilen aus freien Stücken geübt, so wie es vor 1.600 Jahren der heilige Martin mit seinem Mantel gemacht hat.“

Michael Seelhöfer (Gemeindeleiter der Ecclesia-Gemeinde Menden):
„Wissenschaftler streiten darum, ob und  wie weit Halloween tatsächlich von keltischen oder anderen heidnischen Bräuchen beeinflußt ist. Doch strahlt dieses Fest zum einen eine sehr negative Spiritualität aus, zum anderen hat es einen starken kurzfristigen Konsumaspekt.
Ich stelle mir die Frage, ob wir beides in unserer Gesellschaft wirklich brauchen.
Aber auch in einer eher ablehnenden Haltung gegenüber Halloween stellen wir unseren Gemeindegliedern den Umgang mit diesem Ereignis natürlich frei. Wer es ‚feiern‘ möchte, kann es tun.“

Pfarrer Matthias Hoffmann (Evangelische Kirchengemeinde Lendringsen): „So heidnisch, wie es aussieht ist Halloween nun auch wieder nicht. In unserer Gemeinde spielt es manchmal im Schulgottesdienst eine Rolle, aber unser Anlass zum Feiern ist an diesem Tag die Reformation vor fast 500 Jahren. Halloween scheint ein Bedürfnis zu bedienen. Wenn das Christentum lebendig genug ist, wird es dieses Fest, wie zum Beispiel Allerheiligen, ‚taufen‘ können.“

Pfarrer Hartmut Görler (Evangelische Kirchengemeinde Fröndenberg & Bausenhagen): „Halloween? Was mich daran stört, ist, dass die Freude der einen mit dem Erschrecken und Angst der anderen verbunden ist. Schade. Viel schöner wäre es, wenn alle miteinander Spaß hätten. Darin sehe ich eher den Gedanken der Brüderlichkeit, von der die Bibel redet.“

Autor:

Hans-Jürgen Köhler aus Menden (Sauerland)

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