Grimme-Preis 2014: Tatort an Wasabi-Pürree, Sonneborn smart
Marl im Ausnahmezustand. Viele Straßen abgesperrt. Ständig fahren weiße 911er Porsche vors Grimme-Institut oder Skoda-Limousinen, dann zum Theater Marl. Die VIPs werden „geshuttelt“, wie es neudeutsch heißt.
„Das ist doch der – na der mit den langen Haaren da, so einTyp aus dem Tatort mit der Folkerts.“ (Stimmt.) Solche Dialoge (oder Monologe) hört man viele am Rande hinter der Absperrung des Grimme-Institut. Bevor die feierliche Gala im Theater Marl zelebriert wird, stellen sich nämlich Stars, Regisseure, Drehbuchautoren, Bildschöpfer und Produzenten dem Blitzlichtgewitter und den Mikrofonen einer wahren Medienmeute.
Live zu sehen auf 3sat
Der 50. Grimme-Preis bedeutet noch mehr Aufwand als sonst: 1600 geladene Gäste, damit doppelt so viele wie sonst. Höchste Sicherheitsvorkehrungen, alleine wegen der Teilnahme von Bundespräsident Joachim Gauck. Auch NRW-Landesmutter Hannelore Kraft will am Abend über den roten Teppich zur Grimme-Preisgala ins Theater Marl schreiten, alles zu sehen auf 3sat.
Jede Menge Charakterdarsteller im Fokus: Für „Eine mörderische Entscheidung“ (NDR/ARTE) kassierten Matthias Brandt (Sohn von großen Willy, sieht seinem Vater wirklich ähnlich) und Axel Milberg den TV-Oscar - beide sind „Wiederholungstäter“ in Sachen Grimme-Preis..
Auch Claudia Michaelsen kam 2014 wieder gerne nach Marl. Letztes Jahr stand sie mit Jan-Josef Lieffers im Rampenlicht. Nun wurde sie gemeinsam mit Lars Eidinger und Hanns Zischler für eine besondere Liebesgeschichte ausgezeichnet: „Grenzgang“, eine WDR/NDR-Produktion).
Aktuell ist er im Kino in dem ersten Film über deutsche Soldaten in Afghanistan zu sehen. „Zwischen Welten“ ist ein, wie ich finde, berührendes Werk. Doch der kurze Militär-Haarschnitt ist längst herausgewachsen: Ronald Zehrfeld, mit dem „Grimme“ ausgezeichnet für den WDR-Spielfilm „Mord in Eberswald“, kam zusammen mit seinem Schauspielkollegen Florian Panzner nach Marl, um sich den begehrten „TV-Oscar“ für Qualitätsfernsehen abzuholen.
Keine Grimme-Gala ohne Tatort: Von den Medienteams umlagert waren Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser (Grimme-Preis für die Wiener Tatort-Folge „Angezählt“). Auf dem roten Teppich im Grimme-Institut fühlten sich die Geehrten sichtlich wohl.
Für die Fotografen und Kameraleute posierte Martin Sonneborn wie ein siegreicher Sportler, noch bevor er den Grimme-Preis in die Finger bekam.
Die Polit-Sendung „Sonneborn rettet die Welt“ (ZDF/ZDFneo) war der Grimme-Jury einen Preis wert.
Autogrammjäger scharf auf Joko und Klaas
Auf die beiden Helden aus der Unterhaltungshow Circus HalliGali (ProSieben) waren die Autogrammjäger besonders scharf. Aber Klaas Heufer-Umlauf blieb zuhause, weil frischgebackener Papa. Doch Joko Winterscheidt sonnte sich auch alleine in der Aufmerksamkeit der Presse und des Publikums.
Der Eberhard-Fechner-Förderstipendium der VG Bild-Kunst ging an Oma & Bella (RB). Unter dem Team: Alexa Karolinski, hübsch anzusehen mit wallenden Locken und langem Kleid. Sie löste Rätselraten aus: Wer mag denn die junge Schöne sein, ein neuer Star am TV-Himmel? Bestimmt – allerdings ist sie ihres Zeichens Drehbuchautorin und Regisseurin.
Ähnlich ging es der mit dem „Grimme“ geehrten Autorin Hannah Ley, die für „Eine mörderische Entscheidung“ (mit Matthias Brandt als Hauptdarsteller) ihren ersten Grimme-Preis einsackte. „Ich war völlig überrascht, als ich von der Ehrung erfuhr.“ Den Preis nimmt sie mit nach Hause, und das ist Berlin. Welchen Platz er bekommt, das will sie sich noch überlegen.
Umlagert waren nicht nur die Stars und TV-Schaffenden. Vielmehr suchten vor allem Künstler nach Grimme-Chef Uwe Kammann und Grimme-Preis-Referent Uli Spies. Beide Herren, die nach dem 50. Grimme-Preis in den Ruhestand gehen, konnten sich über viele kleine Geschenke (Blümchen im Topf sind keine Bestechung!), Dankesworte und Glückwünsche freuen.
Das Grimme-Institut hat auch in anderer Hinsicht einen neuen Kopf, aber der wird bleiben: Eine Büste von Bert Donnepp, „dem Erfinder des Grimme-Preises“ (O-Ton Kammann) wurde von Bürgermeister Werner Arndt feierlich enthüllt.
Kulinarische Fakten
Durch die Gala im Theater Marl führt Michael Steinbrecher - bereits zum dritten Mal- als Moderator. Es ist nicht nur eine Preisverleihung, sondern auch ein Rückblick auf fünf Jahrzehnte Grimme-Preis. Viele frühere Preisträger sind wieder dabei, darunter auch mehrfach Ausgezeichnete wie die Ausnahme-Regisseure Heinrich Breloer und Dominik Graf.Für den passenden Sound sorgt Klaus Doldinger mit seiner Band Passport – er ist selbst ein Grimme-Preisträger, als Schöpfer der „Tatort“-Melodie. Wobei die Kult-Krimi-Reihe in der ARD den diesjährige besondere Ehrung erhält, komplett als Format.
Von Format dürfte nach dem ganzen Spektakel auch die After-Show-Party im Rathaus Marl sein.
Nach den Rezepten von Koch-Mogul Björn Freitag machen im Rathaus für die VIPs und Gäste ein „Flying Buffet“: 40 Köche und 120 Servicekräfte des Teams von Frank Schwarz aus Duisburg tischen folgendes auf:
Vorspeisen
-Gespießter Chickenwing „Surf & Turf“ mit Langostinos auf dicken Bohnesalat mit Cognac-Dressing und Süßkartoffelcubes
- Gebackene Kartoffeltarte mit Ziegenkäse und gesmokten Sinken
- Creme Brülee vom Ziegenkäse mit gebeiztem Caipirinha-Lachstartar
- Jakobsmuschel-Sandwich auf Rhababer und warmen Kokoswürfen
- Avocadomousse mit confierten Garnelen und Safrangelee
Hauptspeisen
- geschmorter Ochsencube im BBQ-Lack mit Süßkartoffeln und Guacamoleragout
- auf Niedrigtemperatur gesmokter Thunfisch mit Rosa-Pfeffercrunch auf Wasabi-Kartoffelpüree und grünem Spargel
-Chickenspieß aus Himbeeressig-Sud „Sauerbrartenstyle“ auf leichtem Kartoffel-Brunnenkresse-Ragout
- Bulgurrisotto mit confierten Tomaten, gesmoktem Zucchinitartar und gebackenem Schafskäse
Desserts im Gläschen:
- Mousse von gerösteten Nüssen mit Fleur de Sel und confierter Mirabelle
- Acerola-Kirsch mit Stracciatellamousse und Knusper-Crunch
- Zitronen-Vervine-Mousse auf Erdbeer-Rhababer-Chutney
- Special Browie aus der Souflé-Form mit Cassismousse angefüllt im Gläschen
- Knusperriegel mit Nusscrunch auf Curry-Bananenragout
Also, mich gelüstet es jetzt nach Käsehäppchen und ein Glas Rotwein. Alleine das Aufschreiben dieser Speisenfolge hat mich regelrecht erschöpft.
Allen anderen noch viel Spaß beim Grimme-Preis.
Autor:Kerstin Halstenbach aus Emmerich am Rhein |
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