Mut zur Selbstständigkeit
Carolin Schneider (26) ist Bestattermeisterin in Langenfeld
Seit Anfang des Jahres ist Carolin Schneider ihre eigene Chefin: Da hat sie das Bestattungsunternehmen ihres Vaters in Langenfeld-Reusrath übernommen.
Schon vor mehr als zehn Jahren begann die heute 26-Jährige, in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten. "Ich war ungefähr 15, als ich anfing, im Betrieb mitzuhelfen. In den Ferien bin ich beispielsweise mit zu Trauerfeiern gefahren." Als sie mit 16 Jahren ihren Schulabschluss in der Tasche hatte, fühlte sie sich aber noch zu jung für das Bestattungswesen. "In Beratungsgesprächen möchten die wenigsten einem Teenie gegenübersitzen", sagt sie.
Zwei Ausbildungen absolviert
Und so absolvierte Carolin zunächst eine Ausbildung zur Bürokauffrau und arbeitete zwei Jahre in diesem Beruf. Aber der Job wurde ihr zu eintönig - "jeden Tag dasselbe" - und so entschloss sie sich, eine weitere Ausbildung zur Bestattungsfachkraft zu absolvieren. Übrigens ganz bewusst nicht im Familienunternehmen ihres Vaters, denn die junge Frau wollte sehen, wie andere Bestatter arbeiten. Tatsächlich brachte sie Ideen aus ihrer Ausbildung mit ins Familienunternehmen, die dann auch von ihrem Vater umgesetzt wurden, zum Beispiel die Beratung mit I-Pads anstatt Katalogen.
Meisterschule in Bayern
Im Anschluss an die verkürzte Ausbildung besuchte Schneider die Meisterschule. "Ich habe den Anspruch, bestmöglich qualifiziert zu sein, um meine Kunden auch bestmöglich beraten zu können." In Deutschland gibt es nur eine Meisterschule für Bestatter, die Theo-Remmertz-Akademie im bayrischen Münnerstadt, so dass die Rheinländerin fortan eine Woche pro Monat in Süddeutschland verbrachte. Etwa 10.000 Euro hat die Meisterschule gekostet, zuzüglich Fahrt- und Hotelkosten.
Förderung durch Meister-Bafög
Aber inzwischen gibt es einige Fördermöglichkeiten, zum Beispiel das Meister-Bafög, was den Schritt zum Meisterbrief für junge Menschen attraktiviert. "Beim Meister-Bafög etwa werden 50 Prozent der Schulungskosten übernommen, für die anderen 50 Prozent nimmt man einen KfW-Kredit auf. Wenn die Prüfung bestanden wird, werden einem 50 Prozent des Kredits erlassen und bei einer Firmenübernahme oder -gründung wird einem auch die andere Hälfte des Kredits erlassen", berichtet Schneider.
Neuer Anreiz durch die Meisterprämie
Ganz frisch eingeführt wurde zum 1. Juli 2023 noch die Meisterprämie. Frisch verbriefte Handwerksmeister erhalten auf Antrag 2500 Euro als finanzielle Anerkennung für die absolvierte Fortbildung. Damit will die Politik der rückläufigen Zahl der abgeschlossenen Meisterprüfungen entgegenwirken. Waren es im Jahr 2002 laut Statistik des Westdeutschen Handwerkskammertags noch 4.706 Meisterprüfungen mit erfolgreichem Abschluss, stehen dem im Jahr 2022 nur noch 3.760 Meisterprüfungen gegenüber.
„In den letzten Jahren hat sich die Förderung des gesamten Wegs zu einer qualifizierten Handwerksgründung verbessert. Die ,Meisterprämie' ist der eminent wichtige Schlussbaustein zu diesem Prozess", sagt Andreas Ehlert, Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf, zur Einführung der Meisterprämie.
Auch Carolin Schneider sieht darin "gute Anreize" für junge Menschen, sich weiter zu qualifizieren. Für sie hat das Handwerk "eine große Zukunft", zumindest für gut qualifizierte Menschen. In ihrem Beruf etwa beobachtet Schneider, dass nur wenig Nachwuchs nachkomme, und deshalb auf viele Quereinsteiger gesetzt werde. "Das macht es schwierig, Mitarbeiter zu finden, die in allen Bereichen des Bestattungswesens über Know-How verfügen."
Bestattungen Schneider ist Ausbildungsbetrieb
Bestattungen Schneider ist ein Ausbildungsbetrieb und hat auch für 2024 wieder eine Ausbildungsstelle zu vergeben.
Das Aufgabengebiet einer Bestattungsfachkraft ist sehr vielseitig: Vom direkten Kontakt mit Menschen und der Beratung über Büroarbeit, Behördengänge, die Koordination und Durchführung der Bestattung inklusive kreativer Aufgaben wie zum Beispiel der Blumendekoration oder der Gestaltung des Trauerdrucks bis zum Umgang mit dem Verstorbenen - die Tage der jungen Unternehmerin sind nie gleich.
"Man sollte emotional stabil sein"
Ist es nicht schwer für sie, tagtäglich mit dem Tod konfrontiert zu sein? "Natürlich sollte man in diesem Beruf emotional stabil sein", sagt die Langenfelderin. Aber Menschen in akuten Ausnahmesituationen zu helfen, ihnen Wege aufzuzeigen, das erfülle sie. Zudem erfahre sie häufig sehr viel Dankbarkeit, wenn eine Bestattung zur Zufriedenheit der Hinterbliebenen vonstatten ging.
Expandieren und modernisieren
Schneider möchte die Familiengeschichte in dritter Generation fortschreiben und sogar expandieren. "Ab Ende des Jahres ist unser Unternehmen ein paar Häuser weiter zu finden. Wir vergrößern uns gerade. In den neuen Räumlichkeiten werden die Sarg- und Urnenausstellung vergrößert und es wird einen 24-Stunden-Verabschiedungsraum geben, der den Angehörigen mittels Zahlencode rund um die Uhr offen steht." Der Weg in die Zukunft ist damit geebnet.
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