Langenfeld vor 100 Jahren
Reusrath: Einweihung des Kriegerdenkmals 05.09.1920
IM RÜCKSPIEGEL: LANGENFELD VOR 100 JAHREN - DIE GOLDENEN 1920ER-JAHRE Heute werden sie die Goldenen Zwanziger genannt. Wie waren die 1920er-Jahre? Ein Blick in den Rückspiegel. Bergische-Post: "Mittwoch 08.Sep.1920
Reusrath, 07.Sep.[1920]. Die Einweihung des Kriegerdenkmals für die gefallenen Söhne Reusraths hat am Sonntag, den 05.Sep.[1920] stattgefunden.
Der kameradschaftliche Verein [Reusrath, kurz K. V. R.] hatte an hundert Stellen in Reusrath Plakate anschlagen lassen, die den Aufruf enthielten 'Ehret unsere gefallenen Kameraden'. Der kameradschaftliche Verein versammelte sich morgens 9 Uhr zum gemeinsamen Kirchgang. Um 9 ½ Uhr [09:30Uhr] begann in beiden Kirchen der Gottesdienst zu Ehren der Gefallenen, geleitet von Herrn Pastor [Adolf] Gerths in der katholischen Kirche [St.Barbara], Herrn Pastor [Adolf] Buse in der evangelischen Kirche [Martin-Luther-Kirche]. Nachmittags um 3 Uhr [15Uhr] begann die eigentliche Feier. An auswärtigen Vereinen waren erschienen, der Langenfelder und der Richrather Krieger-Verein mit Fahnen, sowie eine Abordnung der Vereinigung zur Errichtung eines Gedenksteins für die gefallenen Helden aus Langenfeld. Schon lange Zeit vor Beginn der Feier hatte sich eine große Menschenmenge um den Denkmalplatz [vor der Gaststätte Josef Kuhl Trompeterstraße 25] versammelt. Punkt 3 Uhr [15Uhr] nahmen die Vereine unter Führung des kameradschaftlichen Vereins, Reusrath Aufstellung. Nachdem die Musik den Choral spielte 'Wir treten zum Beten' ergriff der 1. Vorsitzende das Wort, er wies kurz auf die Tätigkeit des K. V. R. hin, welcher durch unermüdliche Arbeit es erreicht hatte, innerhalb eines Jahres ein Denkmal für die treuen Gefallenen zu errichten. Er dankte allen denen, die ihre Opfer willig zu diesem großen Werke hingegeben haben, besonders dem Herrn Josef Kuhl für die uneigennützige Hingabe des Platzes [Trompeterstraße 25], auf dem das Denkmal errichtet worden ist, er dankte auch den Geistlichen, sowie den Vereinen von Reusrath für ihre Mitwirkung und übergab dann nachdem die Hülle gefallen war, das Denkmal an die Gemeinde. [...] Herr Bürgermeister [Friedrich] Kreusch dankte in kurzen Worten und sprach seine Anerkennung den Reusrathern Bürgern aus. Reusrath marschiert in dieser Beziehung nicht nur an erster Stelle der Gemeinde Richrath-Reusrath, sondern auch an erster Stelle des ganzen Kreises Solingen. Herr Bürgermeister [Friedrich] Kreusch schloß mit dem Wunsche, daß dieses Werk recht baldige Nachahmung finden werde. Die vereinigten Gesangvereine Reusraths trugen alsdann das Lied 'Die Waise' vor, dann legten zwei Veteranen Herr Polizeiwachtmeister Schmitz und Herr Wilh.[elm] Holz einen prächtigen Lorbeerkranz nieder. Die schwere seidene Schleife trug die Inschrift: 'Ihren gefallenen Söhnen, die dankbare Heimat. Für Treue bis in den Tod.' Mit dem Trauermarsch, 'Ich hat einen Kameraden' marschierten die einzelnen Vereine zur Gedächtnisfeier nach dem Saale des Herrn [Josef] Kuhl. Der 1. Vorsitzende des K. V. R. Herr Uko Boelken [richtig 1. Schriftführer; 1. Vorsitzender Eugen Kraus] eröffnete dann die Gedächtnisfeier. Er begrüßte die auswärtigen Vereine, die trotz des schlechten Wetters, den weiten Weg nicht gescheut hatten und wünschte ihnen, da sie selber vor dem Werke zur Errichtung eines Gedächtnissteines stehen, gutes Gelingen. Eingeleitet wurde die Gedächtnisfeier durch einen Prolog, sehr schön vorgetragen von drei Kindern der kath. Schule, Reusrath. Der Gesangverein Cäcilia, sang alsdann das Lied 'Treuer Tod'. Alsdann ergriff Herr Pastor [Adolf] Gerths das Wort zu einer längeren Rede, 'Der Heldentod unserer Gefallenen'. Herr Wasser aus Opladen trug als Solosänger das Lied vor 'Der tote Soldat'. Er erntete wie immer, für seinen wunderbaren Vortrag reichen Applaus. Nach einem gemeinsamen Liede, sang der Männerchor Reusrath das Lied, 'An mein Vaterland'. Sodann ergriff Herr Pastor [Adolf] Buse das Wort zu seinem Vortrage: 'Was schulden wir unseren Gefallenen'. Diese ergreifende Rede wurde von allen Anwesenden mit größter Aufmerksamkeit aufgenommen. Nachdem Herr Wasser nochmals einen Solovortrag gehalten hatte, sprach Herr Sanitätsrat Dr. [Johannes] Herting [Direktor der Provinzial Heil- und Pflegeanstalt Galkhausen Kölnerstraße 82, heute LVR-Klinik] über das Thema: 'Rückblick und Ausblick'. Der Quartettverein Reusrath sang alsdann die beiden Lieder 'Tirolers Heimkehr' und 'Mein Mütterlein'. Der Turnverein Reusrath führte mit seiner Schülerriege einen bis ins Kleinste gelungenen Aufmarsch auf. Wohl noch nie hatte Reusrath einen so würdige Feier begangen. Leider war die Witterung an diesem Tage sehr ungünstig.
Der Blumentag den der K. V. R. an diesem Tage veranstaltete, kann als vollgelungen bezeichnet werden. Von zwanzig Damen wurden Blumen und Karten den Einwohnern Reusraths angeboten, die auch willig und gern gekauft wurden. Insgesamt wurden über M[ark] 3.000,- vereinnahmt. Neben der Opferwilligkeit der Reusrather Bürger ist dieses Ergebnis vor allen Dingen der Unermüdlichen Tätigkeit der Damen zu verdanken.
Reusrath besitzt somit ein schmuckes Plätzchen welches davon zeugt, daß Dankbarkeit unsern gefallenen Brüdern gegenüber noch nicht ausgestorben ist.
'Ehret unsere gefallenen Kameraden.'"
Autor:Charly Plesser aus Langenfeld (Rheinland) |
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