Vom Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) zum Heilerziehungspfleger.
Auszubildende der Lebenshilfe sind mit Leib und Seele dabei.
Langenfeld. „Nach meiner Ausbildung zur zahnarztmedizinischen Fachangestellten habe ich gemerkt, dass dies nicht das Richtige für mich ist“, erzählt Katrin Mosgol (23). Sie befindet sich zusammen mit ihrem Kollegen Arik Radojewski (23) im dritten Ausbildungsjahr zur Heilerziehungspflegerin im Wohnheim der Lebenshilfe Langenfeld am Auguste-Piccard-Weg. „Hier konnte ich soziale Kompetenz entwickeln. Früher habe ich Vieles nicht gewusst. Der Kontakt zu Menschen ist mir wichtig, in einem Büro hätte ich auch keine Freude an der Arbeit.“ Beide Auszubildende haben einen ähnlichen Lebenslauf: Grundschule, Realschule, Berufskolleg, Freiwilliges Soziales Jahr bei der Lebenshilfe.
„Ich wollte Einblick bekommen in einen sozialen Beruf und habe das Freiwillige Soziale Jahr auf 18 Monate verlängert, danach noch 5 Monate als Honorarkraft gearbeitet“, erzählt Radojewski. Der Anstoß, sich sozial zu engagieren, sei von einem Freund gekommen, der bei der Lebenshilfe seinen Zivildienst absolviert habe. Katrin Mosgol hatte in der Zahnarztpraxis Kontakt zu Menschen mit Down Syndrom. Außerdem war eine Freundin bei der Lebenshilfe beschäftigt, hat ihr davon erzählt. „Ich bin der Meinung, dass jeder junge Mensch ein Jahr lang sozial arbeiten sollte“, ist Mosgol überzeugt.
Die Ausbildung läuft berufsbegleitend. Die beiden Auszubildenden haben normalen Dienst als Früh- und Spätdienst und pro Woche zwei Tage Schule. „So können wir das Gelernte direkt von der Theorie in die Praxis umsetzen“, betont Radojewski. Seine liebste Beschäftigung mit den Bewohnern im Wohnheim sei, mit ihnen kreativ zu arbeiten oder deren Motorik zu fördern.
„Ich habe gespürt, dass sich meine Persönlichkeit positiv entwickelt hat“, bemerkte er.
Der normale Dienst sei sehr vielgestaltig. Die meisten Bewohner fahren morgens zur Arbeit in die WFB Werkstätten, wo sie ein strukturierter Tag mit vielen Erfolgserlebnissen und Förderungen erwartet. „Morgens stehen die Bewohner zusammen auf, wir begleiten die morgendliche Pflege, helfen, wo es nötig ist, und bereiten dann gemeinsam das Frühstück in der Wohngruppe vor“, erzählt Mosgol. Dabei sei manches zu beachten, zum Beispiel, wenn jemand glutenfreie Kost benötige oder Diabetiker ist. Auch Medikamente müssten ausgegeben werden. Manche Bewohner würden zu Arztbesuchen oder Behördengängen begleitet. Außerdem müssten viele Dinge mehrfach dokumentiert werden.
Mosgol und Radojewski freuen sich schon jetzt, Gruppen in Freizeiten begleiten zu dürfen. „Eine Gruppe mit fitteren Leuten fliegt nach Side in der Türkei“, berichtet Mosgol. Das sei echte Inklusion, weil sie in einem ganz normalen Hotel untergebracht seien. Für andere sei ein Urlaub auf dem Land wie Werdum in Ostfriesland oder Kramsach in Österreich ein tolles Erlebnis. „Da können die Leute auf dem Trecker mitfahren.“
„Inzwischen haben wir viele Anfragen zur Ausbildung von Heilerziehungspflegern“, freut sich Stefan Stahmann, Wohnverbundleiter Langenfeld/Monheim. Auch für den Ausbildungsplatz Hauswirtschaft im Wohnheim Langenfeld gebe es wieder Bewerberinnen. Allerdings sei der Auswahlprozess noch nicht abgeschlossen.
Autor:Jürgen Steinbrücker aus Langenfeld (Rheinland) |
5 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.