Unverhoffte Begleitung. Eine Weihnachtsgeschichte.
Richtig kalt war es geworden. Die meisten hatten damit gar nicht gerechnet, denn oft genug war das Wetter in der Vorweihnachtszeit noch sehr mild. Martin K. spazierte durch die weihnachtlich beleuchteten Straßen. Seit er arbeitslos geworden war, hatte er viel Zeit und wenig Geld. Um sich etwas aufzuwärmen, ging Martin K. in die nächstgelegene Selbstbedienungsgaststätte. Unschlüssig stand er vor dem Getränkeautomaten. „Darf ich Sie zu einer Tasse Kaffee einladen“, hörte er hinter sich eine Stimme. Ein junger Mann lächelte ihn an. Martin K. brachte vor lauter Überraschung kaum ein Wort heraus. „Danke, gern“, stotterte er. Die beiden suchten sich einen Platz an einem kleinen Tisch. „Sie sehen nicht sehr glücklich aus“, meinte der junge Mann. Vielleicht ist es gut, mal mit jemand zu sprechen, der deine Probleme anhört, dachte Martin K. Er erzählte, dass er seit Jahren arbeitslos sei, wegen einer chronischen Krankheit wolle ihn niemand mehr haben. „Ich kenne jemanden, der bräuchte eine stundenweise Hilfe“, sagte der junge Mann und gab ihm eine Adresse. Damit verabschiedete er sich.
Martin K. war auf einmal etwas froher und machte sich auch auf den Weg. An einem Obststand schaute er sehnsüchtig auf frische, pralle Äpfel und Orangen und allerlei exotische Früchte. Die würde er gern seinen Kindern mitbringen. Aber in diesem Monat war das Geld mal wieder besonders knapp. Der Verkäufer fragte nach seinen Wünschen. „Haben Sie vielleicht etwas Obst, das Sie nicht mehr zum normalen Preis verkaufen können?“ „Hier, nehmen Sie das so mit“, sagte der Verkäufer, überreichte ihm eine Tüte und lächelte ihm zu. Martin K. fiel es wie Schuppen von den Augen: Das war doch der junge Mann von vorhin, der ihn zu einer Tasse Kaffee eingeladen hatte. Fröhlich ging Martin K. weiter in die Richtung, wo er wohnte.
An der nächsten Ecke war wie jedes Jahr ein Stand mit Weihnachtsbäumen. Die meisten Menschen hatten schon einen Baum gekauft, denn es war Heiligabend. „Die letzten Bäume zum Sonderpreis“, rief der junge Verkäufer. „He, wollen Sie keinen Baum mitnehmen?“ fragte er Martin K. „Dieses Jahr können wir uns keinen leisten“, antwortete Martin K. und dachte dabei an seine Familie und das etwas trostlose Fest. „Ach was, nehmen sie den Baum so mit, ich werde ja doch nicht mehr alle los“, meinte der Händler. Martin K. dankte herzlich und wollte schon losgehen, da erkannte er den jungen Mann. „Fröhliche Weihnachten“, rief er ihm zu. Und dann machte er sich endgültig auf den Heimweg, um seine Familie zu überraschen. Nun konnten sie doch noch richtig Weihnachten feiern.
Autor:Jürgen Steinbrücker aus Langenfeld (Rheinland) |
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