…und sie schleppten ihr Paket.

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Freddi, der kleine Weihnachtsengel, war bei der Vorbereitung des Weihnachtsfestes besonders fleißig gewesen. Vor allem hatte er dem Weihnachtsmann geholfen, die vielen Päckchen zu packen, mit denen er den armen Kindern auf Erden viel Freude bereiten wollte. Zur Belohnung durfte er für einen Tag auf die Erde fliegen und sich mal ansehen, was die Menschen so alles trieben. Zuerst begegnete ihm ein Mann in einem feinen Anzug. „Was machst du denn so?” fragte er ihn. „Ich bin ein Manager in einer Bank”, bekam Freddi zur Antwort. „Und was schleppst du denn da mit dir herum?” „Das ist der Gewinn des letzten Quartals”, antwortete der Manager. Freddi war mit der Antwort noch nicht zufrieden. Er schaute auf die große Reisetasche des Mannes und wollte wissen, was in dem Paket sei, das oben herausschaute. „In dem Paket sind 2000 Familienschicksale von Leuten, die ich entlassen habe, um den Gewinn zu erzielen”, sagte der Manager zufrieden.
Etwas bedrückt machte sich Freddi auf den Weg zur nächsten Stadt. Am Marktplatz sah er einen jungen Mann, der ein riesiges Paket auf der Schulter mitschleppte. „Was trägst du denn mit dir herum?” wollte Freddi wissen. „Ich habe vielen Mitmenschen nicht verzeihen können”, gab der junge Mann zur Antwort. „Und nun muss ich diese Last mit mir herumschleppen, bis ich wieder vergeben kann.” Freddi schüttelte verwundert den Kopf. „Was machen es sich die Menschen doch so schwer”, dachte er bei sich. Als er sich umdrehte, sah er eine mürrische Frau vorbeigehen, die in jeder Hand mehrere Päckchen trug. „Darf ich Ihnen helfen, Ihre vielen Päckchen nach Hause zu tragen?” bot Freddi der Frau an. „Soweit kommt das noch, wo ich doch gerade den anderen Kunden die ganzen Sonderangebote weggeschnappt habe”, meinte die Frau. „Haben Sie denn so viele Menschen zu beschenken?” Freddi konnte seine Neugier auch diesmal nicht zügeln. „Da hätte ich aber viel zu tun, mir schenkt doch auch keiner was”, murmelte die Frau. „Sonderbar sind doch die Menschen”, dachte Freddy und hörte auf einmal ein Kinderlachen. Ein kleines Mädchen warf ein buntes Päckchen in die Luft und fing es wieder auf. „Was ist das für ein schönes Päckchen, dass es dich so fröhlich macht?” fragte Freddi das Mädchen. „Da ist lauter Weihnachtsfreude drin”, sagte das Mädchen. „Warte einen Augenblick, dann gebe ich dir was davon ab.” Dann machte es das Bändchen los, nahm das bunte Papier ab, öffnete den Deckel des Päckchens und holte zwei Lebkuchen heraus. „Probier mal, wie herrlich das schmeckt”, forderte es Freddi auf, gab ihm einen Lebkuchen und biss selbst in den anderen hinein. „Meine Mama sagt immer, geteilte Freude ist doppelte Freude”, rief das Mädchen, nahm Freddi bei der Hand und rannte mit ihm durch die weihnachtlich geschmückten Gassen der Stadt.

© Jürgen Steinbrücker, „Dichtung & Wahrheit“, Langenfeld-Reusrath

Autor:

Jürgen Steinbrücker aus Langenfeld (Rheinland)

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