Alina Wunderlich will Helden schaffen
Buch soll fehlendes Schulfach ersetzen
"Unsere Zukunftshelden", also die Erwachsenen von morgen, werden nach Auffassung von Alina Wunderlich nicht in den Schulen geformt. Deshalb hat sie ein Buch mit diesem Titel veröffentlicht.
"Es bietet das notwendige Rüstzeug, um Helden zu schaffen", sagt die 27-Jährige selbstbewusst. Und das hat sie nicht primär in der Schule bekommen, sondern über Kampfkunst. Damit ist sie schon mittendrin in ihrer Schulkritik.
Was Schule nicht vermittelt
Andersherum - oder positiv formuliert - behandelt sie in dem Buch all jene Themen, die Kinder in der Schule nicht oder zu wenig vorfinden: Vermittlung von Werten, Aufbau mentaler Stärke und Selbstbewusstsein, das Ausdrücken von Emotionen, Umgang mit Natur und das Pflegen von Ritualen. Jedes Kapitel widmet sich einem anderen Thema und soll von Kindern zwischen sechs und zwölf Jahren gemeinsam mit einer Vertrauensperson bearbeitet werden. Denn genau genommen ist es nicht nur ein Buch, sondern eine Box mit Stickern, Tattoos, einem Armband, Lesezeichen, Buntstiften und einer Mustelbeutelklammer. Neben Geschichten bietet es Aufgaben zur Reflexion, Fragen an die Vertrauensperson, Aktivitäts- und Bastelideen und vieles mehr.
Die Stärken stärken
"Anders als in der Schule konzentrieren wir uns in dem Buch auf die Stärken des Kindes", sagt Alina Wunderlich. In der Schule könne man in fünf Fächern super sein und in einem schlecht. Der Fokus liege immer auf der Verbesserung der Schwächen, aber nie auf dem Ausbau der Stärken. Diese "Fehlerkultur" im Schulsystem stärke nicht das Bewusstsein für das, was man gut kann, und entsprechend auch nicht das Selbstbewusstsein.
Entsprechend häufig hört sie von Kindern, die sie als Wing Tsjun Instructorin unterrichtet, den Satz: "Ich kann das nicht!" "Da wissen die anderen Schüler schon, dass ich das nicht gerne höre." Die Langenfelderin ermuntert die Kinder, es zu probieren und zu üben.
Du musst nicht alles gleich können!
Eine Eigenschaft, die ihrer Auffassung nach bei vielen Kindern schon nach wenigen Schuljahren verloren geht. "Die Grundneugier der Kinder wird durch das System Schule kaputt gemacht. Das sagt viel über das Schulsystem aus." Etwa in dem Kapitel "Unsere Natur" soll diese Neugier wieder geweckt werden, wenn die Leser aufgefordert werden, aus Naturmaterialien zu basteln.
In zu vollen Klassen bleibe die Individualität und die Kreativität auf der Strecke, für Emotionen sei kein Platz.
"Inklusion wird schlecht umgesetzt"
Die Lehrer hätten so viele Aufgaben, dass sie sich um die angepassten Kindern kaum kümmern könnten. "Der Gedanke von Inklusion ist ja richtig, aber die Umsetzung ist schlecht", sagt die junge Unternehmerin, die als Speakerin an Schulen Motivationsvorträge gehalten hat. Das ständige Fokussieren auf die Schwächsten führe dazu, dass sowohl die Starken als auch die Schwachen ausgebremst würden. "Erstere haben das Gefühl, nicht genug gefördert zu werden, letztere trauen sich irgendwann nicht mehr zu fragen, wenn sie etwas nicht verstanden haben."
Danke, Bitte, Respekt - daran mangelt's
Auch grundlegende Werte, die eigentlich in der Familie vermittelt werden, fehlen vielen Kindern heute, stellt Wunderlich in ihren Kampfkunstkursen fest. "Ein Danke, Bitte oder der nötige Respekt gegenüber anderen, das können viele nicht mehr", sagt sie. Und so widmet sie auch diesen Themen ein Kapitel in ihrem Buch, das sie übrigens als ihr "Herzensprojekt" bezeichnet. Auf dem Weg von der Idee zum Produkt konnte sie auf fachkundige Unterstützung von Freundinnen zählen. Unter Mitwirkung einer Marketingmanagerin und einer Mediengestalterin über eine zertifizierte Kinderschutzfachkraft, einer Leiterin einer Kampfsportschule bis zur Illustratorin entstand so "Unsere Zukunftshelden".
Buch soll in den Unterricht integriert werden
Jetzt arbeitet die Gründerin Alina Wunderlich daran, das Buch nicht nur an Privatpersonen zu verkaufen, sondern es auch in den Unterricht zu bekommen. "Manchmal eröffnet es neue Perspektiven und Möglichkeiten, wenn man neuen Input von Außen zulässt", sagt sie.
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