Schweißrollender Spaß
Text von Moritz Löhr
Rennen der Liegeräder
Die Menge am Straßenrand jubelte, als er es wieder tat. Just nachdem der Liegeradfahrer auf die internationale Schlemmermeile des 11. cSc eingebogen war, fuhr er durch ein geschicktes Manöver nur noch auf zweien seiner drei Räder. Ingo Maloseiw heißt der Mann, welcher einer von vielen Teilnehmern der Rennen rund um den Freizeitpark war. Dabei ist es egal, ob Menschen mit oder ohne körperliche Behinderung (capps and no-capps) antreten; jeder, der sich auf Rollen bewegte, konnte an den Wettkämpfen am 4. September teilnehmen.
Als sehr beliebtes, weil schnellstes Fortbewegungsmittel, sticht Jahr für Jahr das Liegerad heraus, das zusammen mit Handbikes und Radtandems im dritten Rennen gefahren werden konnte. Unterschiede existieren dabei in den Bauarten der Liegeräder: so gibt es Varianten mit zwei und drei Rädern.
Im Rennen, das gegen 13 Uhr vom Landtagsabgeordneten Hans-Dieter Clauser gestartet wird, fahren die Sportler 90+x Minuten um einen 2,3 km langen Kurs. Schnell entsteht ein Bild, das dem im vorherigen Jahr sehr ähnlich ist, denn wieder ist David Linke, er fährt allerdings ein zweirädriges Liegerad, mit einer konstanten Rundenzeit von knapp unter drei Minuten der Führende. Entschieden ist bis zu diesem Zeitpunkt aber noch nichts, da dessen Konkurrenten Karsten Crazius und Matthias König noch immer auf Schlagdistanz sind und zumal nur eine kleine Unachtsamkeit bei solch hohen Geschwindigkeiten (durchschnittlich 46 km/h an der Spitze) zum Unfall führen kann.
Die Zuschauer am Straßenrand hoffen natürlich nicht, dass sie einen solchen zu sehen bekommen, und feuern die Fahrer stattdessen an. Dies scheint auch dringend nötig, werden die Gesichtszüge der Sportler doch Runde für Runde immer verkrampfter. Die Beine werden schwerer, das Blickfeld immer verschwommener. Doch es ist keineswegs der Spaß, sondern eher der herunterrollende Schweiß der Sportler, der auf der Strecke liegen bleibt. Und so erhört mancher Athlet die lauten Bitten der jubelnden Kinder an der Adolf-Spieß-Straße und schickt im Fahren ein breites Lächeln in die bereitgehaltene Kamera.
Kurz vor Ende des Rennens ist die Rangfolge an der Spitze unverändert. David Linke kann seinen 3-Minuten-Schnitt beibehalten und einen kleinen Vorsprung zu Karsten Crazius und Matthias König herausfahren, die die Plätze zwei und drei weiter unter sich ausmachen. Doch am Ende im Ziel soll es keinerlei Veränderungen mehr geben, denn Karsten Crazius konnte sich in den letzten drei Runden entscheidend absetzen und Podestplatz Zwei sichern. Die ersten drei Fahrer fuhren jeweils 32 Runden und legten damit eine Distanz von 73,6 (!) km zurück.
Rennen der Handbiker
Zwar waren die Liegeräder die schnellsten des dritten Rennens, doch mit ihnen gingen auch die Handbiker 90 Minuten auf den 2,3 km langen Rundkurs. Schnell kristallisierte sich mit Jean-Francois Deberg, der konstant Rundenzeiten zwischen 3:50 und 4:00 Minuten fuhr, ein sehr souveräner Führender heraus, da der Zweitplatzierte Ulli Freitag jede Runde rund 10 Sekunden abreißen lassen musste. Waldemar Pritzkau belegte nach den ersten Runden den dritten Platz und war Freitag dicht auf den Fersen. Doch schien die Nr. 571 Pritzkau sich ein wenig zu viel vorgenommen zu haben, denn er verlor schlagartig an Boden zu seinem Vordermann und musste den Podestplatz nach fünf Runden an Bert la Lau vorerst abgeben.
Gerade in diesem Rennen spiegelte sich das großartige Prinzip der Veranstaltung wider. Die ausschließlich körperlich beeinträchtigten Handbiker zeigten zusammen mit den unversehrten Liegeradfahrern, wie einfach es sein kann, Capps und No-Capps zusammenzuführen. Besonders beeindruckend, wenn man die Leistungen und den Willen der Handbiker betrachtete, die trotz schwerster Beeinträchtigung Runde für Runde drehten und zeigten, dass sie ihr Handicap zwar zu mobilen Einschränkungen zwingt, ihnen aber keineswegs den Spaß an der Sache raubt. Die Zuschauer quittierten diesen außerordentlichen Einsatz mit großem Applaus.
Jean-Francois Deberg drehte derweil einsam seine Runden und gewann das Rennen letzten Endes vor Ulli Freitag. Beide starteten in der Kategorie B. Gesamt Drittschnellster war Bert la Lau, der mit gefahrenen 50,6 km in der Wertung C sogar gewann. Insgesamt wurde nach drei Kategorien unterschieden, die die Schwere der Behinderungen berücksichtigen. In der Kategorie A, welche die schwerste Behinderung beschreibt, konnte Raphael Blaise die meisten Runden vorweisen. Maria Draser – als weibliche Handbikerin – legte 27,6 km zurück.
Autor:Petra Schütze aus Langenfeld (Rheinland) |
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