Plötzlich ist alles anders
Was die Diagnose MS für ein Langenfelder Ehepaar bedeutet
Anneliese und Hans-Wilhelm Hartung sind seit 1973 glücklich verheiratet. Die beiden leben in einem kleinen Reihenhaus im beschaulichen Langenfeld - Düsseldorf auf der einen, Köln auf der anderen Seite. Eigentlich schien im Leben der Hartungs alles perfekt zu sein. Bis zu dem Zeitpunkt, als Ehemann Hans-Wilhelm im Jahr 1996 die Diagnose Multiple Sklerose (MS) erhielt.
Anneliese Hartung und ihr Ehemann Hans-Wilhelm sitzen bei einer Tasse Kaffee und selbst gebackenen Plätzchen im hellen Esszimmer ihres Hauses in Langenfeld. Anneliese hält liebevoll die Hand ihres von der MS gezeichneten Ehemannes Hans-Wilhelm. Sie sitzt auf einem Stuhl, er ist an seinen Rollstuhl gefesselt. "Er war 50, als die Krankheit bei ihm festgestellt wurde. Das war für uns natürlich ein riesiger Schock", erinnert sich die 68-Jährige traurig zurück.
Im Urlaub hat es richtig angefangen
"Richtig angefangen hat es in unserem Frankreich-Urlaub", sagt Hans-Wilhelm. Das Ehepaar war immer fit, bewegte sich viel und nahm die Fahrräder regelmäßig mit in die Ferien. In jenem Urlaub an der Atlantikküste konnte der heute 72-Jährige allerdings kaum mit seiner Frau mithalten. "Ich war sofort außer Puste." Die Hartungs vermuteten, dass es an Hans-Wilhelms Herzrhythmusstörung liegt. "Bei so etwas denkt man ja nicht an MS", sagt Anneliese Hartung und guckt auf die Fotos ihrer beiden Enkel, die auf einer hölzernen Kommode stehen.
Häufig auftretende Aussetzer
Bereits vor dem Urlaub merkten die Beiden, dass irgendetwas mit dem Körper des Bürokaufmannes nicht stimmt. Beim regelmäßigen Tanzen im Tanzverein SG Langenfeld (SGL) kam es immer wieder zu Aussetzern in der Schrittfolge. "Er stolperte immer öfter über seine eigenen Füße. Das kannte ich von ihm gar nicht", sagt Anneliese. Als ihr Mann kurz nach dem Sommerurlaub auf dem Weg vom Pfadfindertreffen ihres Sohnes nach Hause stürzte, machte sich Angst breit. "Der Arzt dachte, mein Mann hätte zu viel getrunken und sei deshalb gestürzt", ärgert sich Anneliese. Dass dies nicht der Fall war, stellte sich kurze Zeit später heraus.
Diagnose Multiple Sklerose
Nur einen Monat später ging es für Hans-Wilhelm Hartung infolge seiner Herzrhythmusstörung zur Reha nach Bad-Driburg. "Dort vermutete dann ein Neurologe die MS meines Mannes." Dieser riet dem heute 72-Jährigen, sich sofort nach der Heimkehr gründlich durchecken zu lassen. Dort bestätigte sich der schlimme Verdacht des Mediziners: Hans-Wilhelm ist an MS erkrankt.
Fortan änderte sich das Leben der Hartungs schlagartig. Den geliebten Tanzsport mussten sie aufgeben und auch seinem Beruf als Bürokaufmann konnte Hans-Wilhelm nur zwei Jahre später nicht mehr nachgehen. "Ich habe in Düsseldorf gearbeitet. Im Auto bin ich beim Bremsen dann mehrmals mit dem Bein abgerutscht, sodass ich kein Auto mehr fahren konnte."
Krankheit schreitet weiter voran
Die tückische Krankheit, bei der sich weiße Punkte auf der Myelinschicht des Gehirns bilden, schritt in den Folgejahren immer weiter voran. Inzwischen hat die Krankheit Hans-Wilhelm so eingenommen, dass er an den Rollstuhl gefesselt ist. "Ostern 2018 ist er noch mit dem Rollator aus dem Haus gegangen. Mittlerweile kann er ohne den Rollstuhl nicht mehr." MS ist bis heute nicht heilbar und so wird die Krankheit weiter voranschreiten. "Die Medikamente gegen die Spastik, die mein Mann nimmt, bekämpfen nur die Symptome, nicht aber die Krankheit."
Doch wie schafft es Anneliese Hartung, ihren Mann zu pflegen? Das lesen Sie im nächsten Teil unserer verlagsweiten "Pflege-Serie".
Autor:Christian Schaffeld aus Oberhausen |
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