Betroffene vom Asperger-Autismus melden sich zu Wort
Zum Weltautismustag 2017 startete ich einen Aufruf auf meiner öffentlichen Facebookseite „Denkmomente“ an alle Betroffene, die gerne der Öffentlichkeit etwas mitteilen würden. In erster Linie ging es um diejenigen, die als Asperger-Autisten in der Gesellschaft nicht auffallen. Sie leiden am meisten unter ihren Problemen, weil sie sie nur allzu oft kaschieren, um anerkannt zu werden. Dazu gehören Kinder und Jugendliche, und Erwachsene mit oder ohne Familie oder Ehepartner. Es kamen bei mir einige öffentliche Mitteilungen an, aber die meisten waren per Email mit der Bitte um Anonymität. Genau dabei zeigt sich wieder einmal, wie stark die Ängste sind, sich mitzuteilen. Warum das so ist, möchte ich in diesem Beitrag nicht erläutern, sondern die Bitten Betroffener einfach mal für sich sprechen lassen.
Sarah Schmidt: Eine Aussage von meinem 12 jährigen Sohn (Robin): "Ich fühle mich nicht anders als du. Also behandele mich auch nicht so, als wäre ich anders." Und ich selbst kann die Aussage meines Sohns unterschreiben. Autismus ist keine Krankheit, du brauchst keine Angst davor zu haben. Sympathie oder Antipathie sollte andere Kriterien haben, als Vorurteile.
Katja Marquardt: „Ich weiß, dass ich anders bin als andere Kinder. Du denkst wohl, das fällt mir nicht auf? Du nennest es Autismus. Wenn du mich annehmen kannst, wie ich bin, muss ich nicht so viel Energie verschwenden, um dir etwas vorzuspielen, was dich glücklich macht, aber nicht mich. Es würde mir leichter fallen, mich selbst zu akzeptieren und ein zufriedenes Leben zu führen.“
Alex Kauk: „Ich träume von dem Tag, an dem ich nicht mehr das Bedürfnis und Gefühl habe, mich erklären zu müssen mit Begriffe, die mich selbst abgrenzen von anderen, an dem ich einfach ein Mensch bin, wie jeder andere auch … ein Mensch mit Schwächen, aber auch mit Stärken … wie jeder andere auch, ein Mensch zu sein, der manchmal Hilfe benötigt in dieser Welt, aber auch etwas beizutragen hat in dieser … wie jeder andere auch, und ein Mensch, der andere Menschen braucht, wie jeder andere auch.“
Anonym: „Ich habe Angst, meine Arbeitsstelle zu verlieren, wenn ich mitteile, wo meine Probleme liegen, weil über Autismus so viele falsche Informationen im Umlauf sind.“
Heike.K.: „Ich versuche jeden Tag meiner Familie gerecht zu werden, doch ich stoße immer mehr an meine Grenzen, weil ich nicht „Nein“ sagen kann. Ich helfe so vielen. Ich schütze so viele. Doch wer hilft mir und schützt mich?“
Anonym: „Ich wünsche mir so sehr eine Partnerin, die ich lieben kann, aber ich weiß nicht, wie ich mich einer Frau emotional nähern soll, die mir gefällt. Ich habe Angst, missverstanden oder ausgelacht zu werden, weil ich die Gefühle anderer Menschen so schlecht einschätzen kann. Ich habe Angst, die Signale einer Frau falsch zu deuten und zu viele falsche Emotionen zu investieren. Deswegen bin ich sehr traurig auch keine Kinder zu haben.“
Klaus Hansen: „Ich weiß ich bin ein Asperger, aber ich habe Angst vor einer Diagnose, weil so viele Fehldiagnosen im Umlauf sind und mich eine solche noch tiefer reißen würde.“
Anonym: „Das schwerste am Asperger Autismus ist für mich, immer das Gefühl zu haben, stark sein zu müssen, damit man meine Schwächen nicht sieht. Keiner kann ermessen, was in meinem Kopf vorgeht, weil ich die Welt anders wahrnehme, als andere. Sie ist mir zu laut, zu hektisch und zu kompliziert. Sie macht mir Angst“
Als Abschluss von unzählig vielen Mitteilungen, die bei mir ankamen, möchte ich noch von Katja Marquardt formuliert die Stärken von Asperger Autisten aufführen. Wenn man sie richtig versteht, versteht man auch deren Probleme in der Gesellschaft:
Ehrlichkeit
Zuverlässigkeit
Genauigkeit
Gradlinigkeit
Loyalität
Kreativität
gutes Gedächtnis
wissbegierig
ausgeprägte Sinne
analytische, bildliche Denkweise
Detailsehen
starke Emotionen
kein Wettbewerbsdenken
Vorurteilsfrei
mobben nicht
umfangreichen Wissen zu bestimmten Themen
niemals hinterhältig
genießen den Moment
stark ausgeprägter Gerechtigkeitssinn
erkennen schnell Strukturen und Muster
meinen genau das, was sie sagen
können sich gut allein beschäftigen
Vielen Dank an alle, die sich zu meinem Aufruf gemeldet haben. Damit wären die wichtigsten Aussagen vertreten.
Vielleicht tragen sie etwas zur besseren Aufklärung zum Asperger-Autismus bei.
Autor:Marion Schreiner aus Langenfeld (Rheinland) |
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