Von Richrath nach Hilden: Brücken oder Tunnel?
(est) Wer von Hilden nach Richrath und umgekehrt fährt, muss die Bahngeleise überqueren. Seit Jahrzehnten gibt es Pläne, diesen beschrankten Bahnübergang zu schließen. Doch über die Frage, wie dann der Verkehr (nicht nur während der Bauzeit) geführt werden soll, wird munter gestritten. Der Bau- und Verkehrsausschuss will dazu in seiner morgigen Sitzung einen Beschluss fassen.
langenfeld /hilden. Im Langenfelder Rathaus werfen wir zu Beginn dieser Woche noch einen Blick auf die Pläne, die Wolfgang Honskamp, Referatsleiter für Umwelt, Tiefbau und Verkehr, und sein Stellvertreter Franz Frank auf dem Tisch vor uns ausgebreitet haben. Drei Pläne sind es, denn zur Diskussion stehen drei Varianten. Wann allerdings welche in die Realität umgesetzt wird, steht in den Sternen. Frank: „Selbst wenn der Ausschuss morgen einen Beschluss fasst, zieht es sich noch lange hin. Ich werde sicher nicht mehr im Amt sein, wenn endlich die Einweihung gefeiert werden sollte.“ Und Honskamp sagt, fast etwas wehmütig: „Seit 22 Jahren bin ich im Langenfelder Rathaus beschäftigt, und so lange plane ich schon daran herum. Das Ende wird sicher auch nicht mehr in meiner Amtszeit sein.“
Worum geht es denn eigentlich bei dem Millionenprojekt Bahnunterführung Hildener Straße? Tatsache ist, dass der Bahnübergang nach dem Stand der Technik sicher ist. Auf der anderen Seite spricht einiges dafür, ihn zu beseitigen: Die Bahn erhofft sich einen schnelleren und störungsfreieren Verkehrsfluss, für die Radler, Fußgänger und Autofahrer entfallen Wartezeiten an der Schranke, das Durchfahren wird sicherer…
Allerdings müssen Bahn und auch Stadt tief in die Tasche greifen. Die Gesamtkosten liegen je nach Variante bei 5,5 bis 8 Millionen Euro, von denen die Stadt rund ein Drittel zu tragen hat (allerdings kann sie mit Zuschüssen rechnen).
Die drei Varianten unterscheiden sich erheblich. Die Uralt-Version (die Planer sprechen von Realvariante) unterquert die Hildener Straße an zwei Stellen, um auch noch einen Abzweig über die Annastraße in die angrenzenden Wohnstraßen und zur Gesamtschule zu haben. Um aber diesen Plan zu realisieren, muss der Bahnübergang für die Dauer der Bauzeit (bis etwa drei Jahre) für den Gesamtverkehr geschlossen werden. Das hat vor etwa zwei Jahren, als die Stadt entsprechende Verträge mit der Plan abschließen wollte, zum „Aufstand“ der Richrather geführt. Doch nicht nur die Proteste von Anwohnern und Autofahrern ließen nach Alternativen suchen, auch eine Baustellen-bedingte Schließung für einige Tage führte das Problem ganz augenscheinlich vor. Kurz: Es kam zum Verkehrskollaps.
Also suchte man nach anderen Lösungen. Die Bahn legte einen Entwurf vor, nach dem die Straße mit einseitigem Radweg (so wie heute) als Brücke über die Bahn geführt wird. Das ist natürlich preiswerter als der Tunnelbau, der allein zum Schutz des Grundwassers ganz anders ausgelegt sein muss. Die Brücke würde die Stadt „nur“ etwa 750 000 Euro kosten.
Gegen die Brücke spricht allerdings ihre städtebauliche Hässlichkeit. Honskamp rechnet vor, dass sie etwa zehn Meter in die Höhe ragen würde (einschließlich Lärmschutz). Doch wer will in 15 Meter Abstand von seinem Wohnhaus schon eine solche Mauer haben?! Und wie macht sich das optisch, wenn man von Hilden aus auf Richrath zufährt?!
Bleibt also eine dritte Variante, nämlich eine Unterführung durch einen Tunnel ab Winkelstraße bis in Höhe des Autohauses. Bei dieser Variante wird unter „rollendem Rad“ gebaut, wie es Frank formulierte. Es ist also keine Sperrung nötig. Die auf Langenfeld zukommenden Kosten liegen bei rund 1,7 Millionen Euro.
Jetzt ist die Politik am Zuge und muss eine Entscheidung fällen, wenn der schienengleiche Bahnübergang jemals beseitigt werden sollte.
Autor:Stefan Pollmanns aus Langenfeld (Rheinland) |
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