Zumutung oder machbar?
Über eine Mutter im Kampf um einen Schulplatz in Wohnortnähe
Als sich Suada Saini an uns wendet, ist sie verzweifelt. Alles hat sie versucht, um einen Schulplatz für ihren elfjährigen Sohn Din in Wohnortnähe zu finden. Alternative? Ein Platz in Hilden. Schulweg: 1,5 Stunden per Bus mit zweimaligem Umsteigen und zehn Minuten Fußweg durch ein Wäldchen. Zumutbar, meint die Bezirksregierung.
Das haben wir nun auch schriftlich bestätigt bekommen: "Die Zuweisung eines Schulplatzes in Hilden für einen Schüler der 5. Klasse, der in Langenfeld wohnt, ist nach den geltenden Regelungen zumutbar", so eine Sprecherin der Bezirksregierung. Offensichtlich geht es hier nach Stadtnamen und nicht nach Busfahrplänen. Das ist aber nur ein Faktum in dem System Schulplatzsuche.
Wohnortnähe nur für Grundschüler
Carsten Lüdorf, Leiter des Referats Schule und Sport in Langenfeld, erklärt dazu, dass es einen Anspruch auf eine Schule in Wohnortnähe nur für die Grundschule gebe und im Bereich weiterführender Schulen nicht mehr.
Gleichzeitig sei die Situation in Langenfeld so, dass die Schulleitungen immer dann, wenn sie eine Anmeldung von auswärtigen Schülern erhalten, an deren Wohnort die gewünschte Schulform nicht angeboten wird (beispielsweise keine Realschule in Monheim), die Schüler mit in den Aufnahmeprozess nehmen müssen und wie ein Langenfelder Kind gleichbehandeln müssen. Das könnte also auch zu dem Ergebnis führen, dass plötzlich Schüler aus einer anderen Stadt die Schule besuchen können und Langenfelder nicht.
Wenn weniger Schulplätze zur Verfügung stehen als Interessenten, werde gelost. Auch das Los der Sainis war im Los-topf. Es wurde aber nicht gezogen und die Familienmutter begann mit einer Odyssee, auf der sie auch Fürsprecher traf, so erzählte sie. Doch die Entscheider waren anderer Meinung. Sie hätte immer wieder gesagt: "Ihr müsst mir doch eine Lösung geben, die für mein Kind in Ordnung ist."
Bis Dienstag keine Lösung gefunden
Doch offensichtlich hatte es keine gegeben. Am Dienstag spitzte sich die Lage zu: Eine Anfrage bei der zuständigen Fachdezernentin für die Gesamtschulen, Karin Büschenfeld, in Düsseldorf brachte keinen schnellen Erfolg.
Und Lüdorf sagte: „Wir stehen im engen Austausch mit der Schulaufsicht und den Schulen, deklinieren alle Möglichkeiten rauf und runter. Die derzeitige Situation in Langenfeld ist aber so, dass an den beiden Langenfelder Gesamtschulen keine Schulplätze mehr zur Verfügung stehen, und zur Erfüllung der Schulpflicht konnte von der Schulaufsicht ein Platz an der Sekundarschule in Hilden angeboten werden.“
Bis Dienstag dieser Woche war Din zudem krank geschrieben vom Kinderarzt. Der Druck, jeden Tag den langen Schulweg auf sich nehmen zu müssen, habe ihn krank gemacht, sagte die Mutter. Nicht einen Tag sei er in der Schule in Hilden gewesen im neuen Schuljahr. Dennoch hätte sie ihn unter dem Druck, ein Bußgeld zahlen zu müssen, dort angemeldet.
Dann doch ein Platz frei: in Monheim
Doch gegen Mittag gab es dann plötzlich ein Angebot an der Gesamtschule am Berliner Ring in Monheim. "Auf einmal bekomme ich einen Platz in Monheim, nachdem mein Kind eine Woche nicht in der Schule war. Ich hatte dort vorher gefragt", so Suada Saini überrascht.
Ihr Engagement hat sich offensichtlich gelohnt. Was zu diesem Zeitpunkt noch offen war, war die Stellungnahme seitens des zuständigen Dezernats.
Am Mittwoch kam dann eine Mitteilung der Bezirksregierung: "Eine Zuweisung des Schülers von Seiten der Bezirksregierung an eine Schule in Langenfeld war trotz aller Bemühungen aufgrund mangelnder Kapazitäten nicht möglich."
Und als offizielle Erklärung zum neuerlichen Angebot in Monheim hieß es: "Die Schulleitung konnte dieses Angebot nach Verständigung mit anderen Schulleitungen in Monheim aufgrund eines kurzfristig frei gewordenen Schulplatzes aussprechen."
Nun ist vorläufig doch eine bessere Lösung gefunden, allerdings dauere der Schulweg nach Sainis Berechnungen noch immer wohl mindestens 54 Minuten.
Autor:Harald Landgraf aus Dinslaken |
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