Keine Chance aufs Nachrücken?
Seit anderthalb Jahren findet sich für einen Langenfelder Schüler keine Lösung
Seit fast anderthalb Jahren kämpft eine Langenfelder Mutter um einen Schulplatz für ihr Kind am Wohnort. Bisher vergeblich.
von Beatrix Gerling
„Jeder Tag beginnt bei uns inzwischen mit Stress“, berichtet Nadiye Karisik. Um 7 Uhr muss ihr Sohn den Bus erreichen, dann fährt er, mit zweimal Umsteigen, nach Hilden zur Marie-Colinet-Sekundarschule. In Langenfeld hatte er 2021 keine Platz in der Prisma-Gesamtschule bekommen und auch nicht in der Bettine-von-Arnim-Gesamtschule, die die Mutter als Zweitwunsch angegeben hatte.
Jeden Tag zwei Stunden mit dem Bus
Seit dem ist ihr Junge jeden Tag zwei Stunden mit dem Bus unterwegs, um zum Unterricht und zurück zu kommen. Im Winter ist es an den langen Schultagen schon fast dunkel, wenn er endlich gegen 16.30 Uhr wieder zurück ist. „Dann stehen noch Hausaufgaben oder Üben an“, sagt Nadiye Karisik. Besonders schlimm sei es für den inzwischen Zwölfjährigen, dass er keine Freunde findet in Hilden. Die träfen sich nachmittags und am Wochenende – natürlich in Hilden. „Hier an den beiden Gesamtschulen hätte er noch aus Grundschulzeiten seine Kumpels gehabt. Keiner von denen fährt nach Hilden zur Schule“, bedauert sie die jetzt in vieler Hinsicht schwierige Situation. „Ich will überhaupt nichts gegen die Marie-Colinet-Schule sagen, die ist schon in Ordnung. Aber eben viel zu weit weg.“
Kämpfen, dass er nachträglich wechseln kann
Seitdem die Entscheidung gegen einen wohnortnahen Schulplatz für ihren Sohn gefallen ist, lässt Nadiye Karisik nicht nach, dafür zu kämpfen, dass er nachträglich wechseln kann. „Ich habe mit dem Schulamt in Langenfeld und der Schulaufsicht bei der Bezirksregierung Düsseldorf gesprochen. Bei den Gesamtschulen rufe ich alle paar Monate an, und frage, ob ein Platz frei geworden ist. Aber die sind immer sehr kurz angebunden und lassen mich abblitzen. Niemand scheint die Situation zu verstehen.“
Junge ist mutlos und traurig
Ihr Junge sei inzwischen schon sehr mutlos und traurig. „Neulich hat er berichtet, dass ein Kind von der Bettine-von-Arnim-Gesamtschule zu seiner Schule nach Hilden gewechselt sei." Er habe ganz bedrückt gefragt, ob er denn dann nicht den Platz in Langenfeld haben könnte. Ihr selbst schlägt die Situation inzwischen auf die Gesundheit.
Carsten Lüdorf, Leiter des Referats Schule und Sport der Stadt Langenfeld, bestätigt die Sachlage. Es gäbe nur für Grundschüler eine Garantie, am Wohnort einen Schulplatz zu bekommen. Bei den weiterführenden Schulen hätten die Eltern die freie Wahl, aber eben kein Recht auf einen bestimmten Platz. „So kommt es vor, dass es auch Anmeldungen von auswärtigen Schülerinnen und Schülern gibt. Diese sind nach den schulgesetzlichen Regelungen wie Langenfelder Kinder zu behandeln. Umgekehrt melden Langenfelder Familien ihre Kinder auch in auswärtigen Schulen an.“
Schulgesetzliche Regelungen
Für die Vergabe der Plätze seien die jeweiligen Schulleitungen zuständig. Diese träfen ihre Entscheidungen im Rahmen der schulgesetzlichen Regelungen und natürlich nach Kapazität, im Zweifelsfall per Losverfahren. Werden zusätzlich Plätze frei, beispielsweise durch Umzug, läge die Entscheidung über die Vergabe ebenfalls bei den Schulleitenden.
Arbeitskreis geplant
Für die Zukunft ist ein Arbeitskreis geplant, der die Schulentwicklungsplanung optimieren soll. Carsten Lüdorf: „Damit wir für die nächsten Jahre gut aufgestellt sind.“
Das hilft natürlich Nadiye Karisik nicht weiter. Sie hofft weiter auf einen Platz im Nachrückverfahren.
Kommentar
von Harald Landgraf
Schon wieder gibt es Ärger mit der Regelung zur Schulplatzvergabe in Langenfeld. Bereits im Sommer berichteten wir über einen Fall, in dem der lange Schulweg eines Langenfelder Kindes zur Marie-Colinet-Schule in Hilden als "zumutbar" hingestellt wurde. Für dieses Kind konnte kurzfristig eine Lösung gefunden werden. Gut, dass endlich auch über Nadiye Karisiks Fall gesprochen wird, der schon anderthalb Jahre zurückliegt. Anderthalb Jahre, in denen keine faire Regelung gefunden werden konnte. Interessant, dass jetzt erst und immer noch in der Zukunft liegend ein "Arbeitskreis" gebildet werden soll. Den hätte man in der Stadt eigentlich schon längst gründen müssen. Denn dass ein "Losverfahren" darüber entscheidet, welches Kind am Ende ohne Schulplatz in Wohnortnähe bleibt, ist keine Lösung. Das gehört dann wohl eher in die Beamtenkategorie "Haben wir schon immer so gemacht". Frage: Wann trifft sich denn endlich dieser Arbeitskreis?
Autor:Lokalkompass Langenfeld aus Langenfeld (Rheinland) |
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