Nur ein kleiner Prozentsatz ist aktiv. Herbert Reul, MdEP, diskutierte mit Vorstandsmitgliedern der WFB-Fördervereine über das Ehrenamt.
Langenfeld / Kreis Mettmann. Kaum waren die Gäste der WFB von Geschäftsführer Heinrich Feilhauer begrüßt worden, ging es schon zur Sache. Herbert Reul, Mitglied des Europaparlaments, hatte um ein Gespräch mit Ehrenamtlern der WFB gebeten. Für Feilhauer lag es da nahe, die Vorstände der WFB Fördervereine aus Velbert, Ratingen und Langenfeld zu bitten, aus ihrem Erfahrungsschatz zu berichten. Reul bedankte sich, „dass Sie Zeit haben“. Er sitze seit einigen Jahren im Europaparlament, sei vorher erst Kommunalpolitiker und dann Landtagsabgeordneter gewesen, und die Entfernung zum realen Leben sei immer größer geworden. Deshalb nutze er ein- bis zweimal im Monat die Möglichkeit zu Besuchen an der Basis.
„Der Fokus der Politik auf das freiwillige Engagement hat riesige Bedeutung. Dieses hat großen Stellenwert und ist nirgendwo so stark wie in Deutschland, wir sind da ganz vorne“, unterstrich Reul und wies auf den Vorbildbildcharakter hin, um anderen Lust darauf zu machen. In der Diskussion wurde festgestellt, dass durch den Wegfall des Zivildienstes viel einreißt. Johannes Ludwig unterstrich dessen große Leistung und wies auf die Betroffenheit von Behinderung und ehrenamtlicher Arbeit hin. „Wer etwas für sein Kind tun will, muss dafür auch freiwillige Arbeit leisten.“ Wer etwas aufgebaut habe und erhalten möchte, müsse bis an sein Lebensende freiwillig tätig sein. Reul erinnerte daran, dass schon vor Jahrzehnten, aber auch heute Vieles durch Ehrenamtliche entstanden ist. „Andere für das Ehrenamt oder eine Mitgliedschaft im Förderverein zu aktivieren, fällt zunehmend schwer“, hat Andrea Homberg die Erfahrung gemacht. Als Vorsitzende des Ratinger WFB-Fördervereins hat sie ihren Bekanntenkreis bereits erschöpft. Schon ein bescheidener Jahresmitgliedsbeitrag von 10 € sei schwierig zu vermitteln. Obwohl jedes Jahr einige Mitglieder ausscheiden, versuche sie, den Mitgliederstand zu halten.
Für viele Fragen und Feststellungen gab es in der Diskussion keine erschöpfenden Antworten. Was passiert, wenn die Bevölkerung stark abnimmt? Wie sieht es mit dem Nachwuchs bei Ehrenamtlichen aus, wenn die ältere Generation nicht mehr zur Verfügung steht? WFB-Reha-Koordinator Ernst Michael Bendorf weist auf eine frühzeitige Orientierung der Jüngeren durch die Eltern hin, was heute vielfach nicht mehr geleistet würde. „Das Eigenkapital ‚Mensch’ müsse an Situationen heranführt werden, wo es Werte entwickeln kann.“ Reul hofft, dass die Politik „es hinbekommt“, dass ein freiwilliges soziales Jahr geleistet wird, was die Diskussionsteilnehmer aber eher skeptisch sehen. Nach deren Erfahrungen ist es immer nur ein kleiner Prozentsatz, der in Vereinen usw. wirklich aktiv ist. Deshalb kam auch die Frage nach einer allgemeinen sozialen Verpflichtung in die Diskussion.
Zum Schluss bat Geschäftsführer Feilhauer den Europaabgeordneten, sich dafür einzusetzen, dass andere Anbieter von Werkstattleistungen die gleichen Vorgaben einhalten wie die staatlich anerkannten Werkstätten für behinderte Menschen. „Wir sehen sonst die Werkstätten stark benachteiligt und die Chancengleichheit nicht gegeben.“
Die Diskussionsrunde:
Förderverein der WFB Ratingen: Andrea Homberg, Ulrike Böhmke.
Förderverein der WFB Velbert: Beate Tobeländer, Johannes Ludwig, Birgitta Bachmann,
Maria Wunderlich.
Förderverein der WFB Langenfeld: Dr. Theo Fleckenstein, Dr. Tycho Michel.
WFB Werkstätten des Kreises Mettmann GmbH:
Geschäftsführer Heinrich Feilhauer, Reha-Koordinator Ernst Michael Bendorf,
Jürgen Steinbrücker, ehrenamtlicher Mitarbeiter für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Herbert Reul, MdEP, und die Journalistin Daniela v. Dellinghausen.
Mehr Informationen über die WFB Werkstätten unter www.wfbme.de
Autor:Jürgen Steinbrücker aus Langenfeld (Rheinland) |
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