Frische Luft, freies Parken: Langenfeld fördert E-Mobilität
Es ist ein großes Ziel, das Langenfelds Bürgermeister Frank Schneider 2015 verkündet hat: 1.000 Elektroautos sollen bis 2022 durch die Stadt fahren. Bislang sind es um die 40. Vielleicht hilft das neue Förderprogramm der Bundesregierung dabei, mehr Bürger für E-Mobilität zu begeistern.
Nicht mehr begeistert werden muss Theo Besgen. Seit 2012 ist der Unternehmer leidenschaftlicher E-Mobilist, unterhält sechs Elektroautos - vom Smart über den BMW i3 bis zum Tesla. Von der staatlichen Förderung hält er allerdings nichts. "Die Hersteller müssen attraktive Angebote machen", ist er sicher. Das habe Tesla mit dem neuen Model 3 gezeigt. Ungesehen haben mehr als 300.000 Kunden das Auto vorbestellt.
Jens Hecker, Klimaschutzbeauftragter der Stadt Langenfeld, erhofft sich durch die Förderung neue Anreize, über das Thema E-Mobilität nachzudenken. Seine Erfahrung: "Viele tun sich schwer, haben Berührungsängste. Wenn sie dann einmal ein Elektroauto gefahren sind, reagieren sie positiver auf das Thema." Hecker nutzt für Dienstfahrten gerne den städtischen Renault Zoe. "Der ist total spritzig und dabei leise", schwärmt er. Um diese Begeisterung zu verbreiten, bietet die Stadt auch in diesem Jahr einen Tag der E-Mobilität an. Am 24. und 25. September können Interessierte Elektroautos kennenlernen und Probe fahren.
Darüber hinaus bietet die Stadt weitere Anreize, um die Luftverschmutzung zu senken. Seit Oktober vergangenen Jahres erhalten Halter von Elektroautos die "Blaue Plakette", die kostenfreies Parken ermöglicht. "Wir waren eine der ersten Kommunen, die das eingeführt haben", sagt Hecker. "Bislang wurden fast 50 Plaketten ausgegeben." Erhalten können die nicht nur Langenfelder Bürger, sondern auch Pendler, die zum Beispiel hier arbeiten. Auch Besitzer von Hybrid-Fahrzeugen können frei parken - vorausgesetzt, ihr Auto hat einen Stecker.
"Das ist wirklich klasse. Ich stelle mein Auto einfach ab und muss nicht die Uhr im Blick haben, weil die Parkzeit abläuft", sagt Besgen. Dafür müssen E-Mobilisten ansonsten oft mehr mitdenken als andere Autofahrer. Mit einer Reichweite, je nach Modell, von etwa 150 bis 200 Kilometern (Tesla ca. 400 Kilometer) und einem deutschlandweiten Ladestationen-Netz, das erst im Aufbau ist, müssen die Fahrer ihren Kilometerstand im Blick haben. In Langenfeld gibt es aktuell vier Ladestationen, die für zwei Lade-Varianten und damit viele gängige Modelle nutzbar sind. "Diesbezüglich wird es im Sommer voraussichtlich eine größere Veränderung geben", kündigt der Klimaschutzbeauftragte an, will aber noch keine Details nennen.
"Es gibt nunmal kein fair gehandeltes Benzin"
Und wenn eine Langstrecke ansteht? "Dann nutze ich die Bahn", sagt Besgen. Wer lieber auf Straßen als auf Schienen unterwegs ist, für den bieten viele Hersteller inzwischen Programme an, weiß Hecker. "Da kann man für die Fahrt in den Urlaub sein Elektroauto gegen einen Benziner eintauschen." Das kommt für Besgen nicht in Frage. Seinen Umstieg begründet er nicht nur mit dem Umweltschutz, er will auch kein Benzin kaufen, dessen Grundlage - das Öl - aus totalitären Staaten wie Saudi-Arabien stammt. "Es gibt nun mal kein fair gehandeltes Benzin", stellt der Langenfelder fest. Deshalb ist er gerne bereit, den um 20 bis 30 Prozent höheren Anschaffungspreis für ein Elektroauto zu zahlen. Und er rechnet gegen: Auf einer Strecke von 100 Kilometern kostet das Laden des E-Mobils ca. vier Euro (Tesla 1,80 Euro). Mit den sechs Elektroautos in seinem Fuhrpark wurden inzwischen 200.000 Kilometer zurückgelegt. Gerade einmal 600 Euro musste Besgen für die Instandhaltung der Fahrzeuge bezahlen. Und auch die Kfz-Versicherung sei für E-Autos rund zehn Prozent günstiger. "Wenn man das alles vergleicht, relativiert sich der Kaufpreis."
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