Ungewollte Rettung

Jens hatte früher Feierabend als sonst und beschloss daher, sich zeitiger als sonst auf den Weg zu begeben, um seine Seele in der Natur aufzutanken.

Er ging zunächst den Laubenweg hinauf bis an die Gabelung.
Nur stand heute zum Weg nach links ein Durchgangsverbotsschild wegen Steinschlag.

Er überlegte, ob er denn nicht trotzdem dem jetzt verbotenen Weg folgen sollte, den er ja schließlich wie seine Westentasche kannte.

Normalerweise hielt sich Jens an Ge- oder Verbote. Er spürte jedoch, dass heute irgendwie alles anders war als sonst.

Deshalb begab er sich auf den gewohnten Pfad, ignorierte das Schild und wagte sich den Berg hinauf.

Als er auf der Höhe angekommen war, bemerkte er eine Frau auf einer Bank sitzend, die starr auf ihr Handy in ihrer rechten Hand starrte.

Im Vorbeigehen grüßte er kurz, erhielt jedoch keine Antwort. Eher hatte er den Eindruck, als ob die Frau ziemlich verwirrt war, ja er glaubte sogar Tränen in ihrem Gesicht bemerkt zu haben.

Er ging weiter und erreichte nach etwa 400 m den Waldrand auf der Höhe, an dessen Anblick er sich jedes Mal wieder aufs Neue erfreute.
Auf einmal erblickte er einen Strick an einem dicken Ast, der mit groß gezogener Schlaufe dort baumelte.

Sofort fiel ihm die Frau auf der Bank ein. Er kehrte ohne zu zögern um und hastete eilig zu der Bank zurück und hörte kurz bevor er dort ankam das Handy klingeln, das die Frau immer noch in ihrer Hand hielt.

Sie machte nicht die geringste Anstalt, den Anruf entgegen zu nehmen. Diesmal kam sie Jens noch verwirrter vor.

Er sprach die regungslose Frau an. Als sie nicht reagierte,nahm er ihr das Mobilteil aus der Hand und nahm selbst das Gespräch statt ihrer entgegen.

Dabei ließ er die Verwirrte nicht aus den Augen, meldete sich mit seinem Namen und war gespannt, was geschah.

Am anderen Ende meldete sich ein Beamter der Polizei, der wissen wollte, wie Jens an das Mobiltelefongerät käme und ob die Besitzerin auch in der Nähe sei.

Jens schilderte kurz die Situation und besprach mit dem Beamten seinen genauen Standpunkt.

Die Frau hatte zu Hause einen Abschiedsbrief hinterlassen und darüber hinaus noch eine SMS an ihren Ehemann gesandt. Dieser hatte daraufhin die Polizei alarmiert und gleichzeitig die Mobilfunknummer seiner Frau angegeben.

Jens sollte auf Bitten der Polizei hin dort warten, bis ein Streifenfahrzeug und ein Rettungswagen eingetroffen seien.

Er ließ sich neben der Frau auf der Bank nieder und nahm sie in den Arm. Sie zitterte am ganzen Körper und brach in Tränen aus.

Als Jens das Tablettenröhrchen unter der Bank bemerkte, traf auch schon die Polizei mit dem Rettungswagen ein.

Er hinterließ bei den Beamten seine Daten, machte noch auf den Strick im Wald aufmerksam, übergab das Röhrchen und setzte nun seinen Weg fort - natürlich voller Gedanken.

An diesem Tag war wirklich alles anders als sonst. Es war in diesem Fall gut, dass er einen verbotenen Weg gegangen war, sonst wäre die Frau wohl nicht gerettet worden……

Diese Geschichte hat sich tatsächlich ereignet. Ich kenne Jens nur flüchtig und habe die Geschichte nur in Worte gefaßt.

(c) Christiane Rühmann
aus 51399 Burscheid

Autor:

Christiane Rühmann aus Langenfeld (Rheinland)

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