Der „ganz normale Tag“ in der GGS Herderstraße Leverkusen soll Grundschulkinder für Men-schen mit Einschränkungen sensibilisieren.
Wolfgang Krafft erklärt Schülern, wie Blinde den Alltag bewältigen.

Der blinde Wolfgang Krafft liest aus einem Buch in Brailleschrift (Blindenschrift).
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  • Der blinde Wolfgang Krafft liest aus einem Buch in Brailleschrift (Blindenschrift).
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Leverkusen/Langenfeld. Der blinde Wolfgang Krafft wohnt in Leverkusen und gehört zum ehrenamtlichen Team für den „ganz normalen Tag“ der Weik-Stiftung in Langenfeld, die dieses Projekt seit 2006 in zahlreichen Grundschulen durchgeführt hat. Grundschulkinder dar-über zu informieren, dass er selbst wie auch viele andere Menschen mit Einschränkungen ein erfülltes Leben haben und mit vielen Hilfsmitteln den Alltag bewältigen können, ist eine Aufgabe, die er mit Herz und Seele erledigt.

„Wie kannst Du essen, ohne zu sehen, was auf dem Teller ist?“ Krafft erklärt mit einem Teller, dass die einzelnen Teile des Gerichtes einen bestimmten Platz erhalten. „Wenn das Schnitzel auf 12 Uhr auf dem Teller liegt, dann finde ich das.“ Viele Gegenstände hat er mitgebracht: eine Uhr mit aufklappbarem Deckel, um die Zeiger fühlen zu können, Spiele, bei denen die Figuren in Vertiefungen gesteckt werden, damit sie nicht bei Berührung umfallen, zwei Sorten Zahnpasta, wovon die eine abgeschnittene Ecken hat, ein Medikament mit Blindenschrift, ein Farberkennungsgerät u.v.m.

Wolfgang Krafft ist von Geburt an blind. „Ihr braucht mich nicht zu bemitleiden“, erklärt er und drückt damit aus, dass ihm auch als Blinder Vieles möglich ist: Konzerte hören, Bücher in Blindenschrift lesen, auf dem Computer Briefe schreiben, Vorträge halten, im Chor singen, schwimmen. „Ich mache so viele Aktivitäten und lerne, über meine Grenzen zu springen.“

In der Grundschule Herderstraße in Leverkusen sind viele Stationen aufgebaut. Es wird mit dem Rollstuhl gefahren, mit einer Schlafbrille als „blinder Sozius“ auf dem Tandem mitgefahren, mit Gehhilfen auf Treppen gestiegen, mit dem Blindenstock als „Blinder“ den Weg ertastet, die Gebärdensprache der Gehörlosen kennen gelernt oder mit Gewichtswesten gelaufen und geklettert, um sich in Übergewichtige hineinzuversetzen. „Rollstuhlfahren ist etwas schwer“, sagt eine Schülerin und setzt ihren Rollstuhl auf dem schrägen Außengelände in Bewegung.

„Das Kennzeichen unserer Schule ist die sehr große Vielfalt“, erklärt Schulleiterin Tanja Knaup. „Etwa 80% der knapp 200 Kinder haben einen Migrationshintergrund, das prägt das Schulleben. Es ist alles multikulturell ausgerichtet, angefangen beim Essen auf Veranstaltungen und Festen, wenn alle Eltern etwas mitbringen, bis hin zum Unterricht und alltäglichen Miteinander. Die Kinder lernen und erleben hier, was Respekt, Toleranz und Interesse aneinander bedeuten und wie sie das Miteinander bereichern.“ Die Kinder kämen aus etwa 36 Nationen.

Kinder mit Förderschwerpunkt Lernen, geistiger Entwicklung und sozial-emotionaler Entwicklung werden von Sonderpädagogen betreut, im Kollegenkreis gibt es eine Sozialpädagogin und eine Schulsozialarbeiterin. Das ermögliche auch Arbeiten in Kleingruppen. „Ich mache dies hier wirklich gerne, und auch unser ganzes Lehrerkollegium ist mit viel Herz dabei“, betont Knaup. Es gebe eine enge Kooperation zur Musikschule mit dem „Jekis“-Programm (jedem Kind seine Stimme). Alle drei Monate wird ein kleines Konzert veranstaltet, es gibt den Liederkanon und Chorstunden.

„Unsere Turnhalle ist gerade eine Baustelle, wir hoffen, dass sie bis zum Herbst fertig ist und wir uns dann über eine neue, moderne Halle freuen können.“ Sport finde so lange in einer anderen Sporthalle statt oder im Freien und in anderen Räumen.

„Wir haben heute einen aufregenden Tag hinter uns“, sagt Knaup zu den Kindern, bevor das gemeinsame Mittagessen auf dem Schulhof eingenommen wird. Die Helfer (Eltern und Team der Weik-Stiftung) werden als Dank von den Schülern mit Blumen bedacht.

Autor:

Jürgen Steinbrücker aus Langenfeld (Rheinland)

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