Schon weit vor dem „Schwedenjahr“ kamen sie ins Rheinland – und waren begeistert
Schweden kauften in Richrath

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Zum aktuellen „Schwedenjahr“ hat Wolfgang Jumpertz, ehemaliger Mitarbeiter der seinerzeit weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Firma WILHAG, eine interessante Geschichte ausgegraben, die frühere Langenfelder Kontakte zu den Skandinaviern beleuchtet.

Als Jumpertz, der noch immer als Sachverständiger für Fahrzeugkrane arbeitet und viel gefragt ist, für sein im Jahre 2007 erschienenes „WILHAG-Buch“ recherchierte, traf er auch einige Male auf Klaus Hagenkamp. Dieser war ein Neffe des Firmengründers Wilhelm Hagenkamp (daher der Name Wil-Hag), der einst am Winkelsweg ein großes Unternehmen aufbaute. Der Neffe war selbst lange Jahre Mitglied der Geschäftsleitung und konnte daher einiges aus der Firmengeschichte berichten.

Dazu zählt auch ein Ereignis, das sehr gut in das Langenfelder Schwedenjahr 2020 passt. Das führt uns zurück in das Jahr 1947. Damals, kurz nach dem Krieg, erhielt Wilhelm Hagenkamp als einer der ersten im Rheinland von den Besatzungsmächten das „Große Permit“. Das bedeutete nicht weniger, als dass er ab sofort wieder Stahlbaukonstruktionen und Maschinen jeder Art ohne Einschränkungen herstellen konnte, berichtet Jumpertz in unserem Gespräch. Hagenkamp hatte schon vor dem Krieg einen vollkommen neuen Universal-Raupenbagger konstruiert und konnte nun erneut mit der Baggerproduktion beginnen, mit der ihm der „große Wurf“ gelang. Jumpertz: „Die Fachwelt lobte die Neukonstruktion in den höchsten Tönen. Innerhalb kürzester Zeit hatte er 14 Bagger verkauft, die Auftragsbücher waren voll...“

Schwedische Händler kauften 
fünf Universal-Raupenbagger

Auch in Schweden hatten man von diesem Bagger gehört. Also machten sich zwei Baumaschinenhändler mit ihren Maschinisten auf den Weg nach Langenfeld. Als sie mit ihrem alten Ford im Dezember 1948 Langenfeld erreichten und auf Wilhelm Hagenkamp trafen hatten sie schon eine kleine Irrfahrt hinter sich. Als Anschrift hatten sie notiert „Baggerfabrik Richrath / Bez. Düsseldorf Wilhagweg“. Düsseldorf war ja klar, aber die Adresse? Zum Glück konnte die Britische Militärpolizei aushelfen...
Der Firmengründer-Neffe erinnerte sich, dass die Schweden drei Tage in Langenfeld verbrachten und sehr beeindruckt waren von der Fertigung und der Produktion. In der Verwaltung (sie nannten das Verwaltungsgebäude „Baggerkontor“) interessierte sie besonders die Konstruktionsabteilung und der kaufmännische Ablauf. Schließlich schlossen die schwedischen Händler Kaufverträge für fünf Universal-Raupenbagger Typ UR 5 ab. Gleichzeitig berichteten sie Hagenkamp, dass in Skandinavien kleine, preiswerte Bagger für Forst- und Landwirtschaft, aber auch für Feld- und Flurwegebau dringend gebraucht würden; am besten wäre wohl ein kleiner Anhängerbagger, der in Verbindung mit einem Traktor eingesetzt werden könnte. Da hatten sie in Hagenkamp den richtigen Ansprechpartner getroffen: Sofort machten sich Händler und Hersteller an das Konzept für einen „WILHAG Boy“...
Bei der nächsten Fachmesse in Stockholm hatten die beiden Händler einen Stand, und Wilhelm Hagenkamp konnte dort sowohl den Raupenbagger als auch den WILHAG Boy präsentieren. Mit großem Erfolg übrigens, wie der Neffe später erzählt hatte: Sechs Bagger und neun Boys wurden noch auf der Messe verkauft. Bis 1960 wurde der Boy übrigens 50 Mal hergestellt, wobei das letzte Gerät von den Lehrlingen zusammengebaut und als Spende für ein kirchliches Missionswerk im April 1960 in den Sudan geschickt wurde. Damit endete die Schweden-Erzählung von Klaus Hagenkamp, der im Jahr 2006 verstarb.

Von Elfie Steckel

Das Foto zeigt das Modell "UR5" beim Einsatz in Schweden. Fotos: WILHAG
Autor:

Corinna Rath aus Hilden

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