Schule der Bewegung.
Die Weik-Stiftung war zum 2. Mal mit dem „ganz normalen Tag“ in der
Grundschule am Götscher Weg.
Langenfeld. „Das war klasse!“ Hannah (7) strahlt über das ganze Gesicht, als sie ihre Augenbinde abstreift und vom Rücksitz des Tandems klettert. Gerade war sie mit verbundenen Augen als „blinde Sozia“ eine Runde auf dem Tandem des ADFC-Piloten Jo Ruppel mitgefahren.
Es war eine von zahlreichen Erfahrungen, die die 220 Grundschulkinder beim „ganz normalen Tag“ der Elisabeth & Bernhard Weik-Stiftung gemacht haben. Als „Übergewichtige“ mit Gewichtswesten und –Manschetten treppauf laufen, an Gehilfen (Krücken) Stufen überwinden, mit dem Rollstuhl fahren, mit dem Blindenstock den Weg finden, die Gebärdensprache der Gehörlosen und die Blindenschrift (Brailleschrift) kennen lernen oder mit Füßen einen Knoten binden – die Übungen waren vielfältig.
Susanne Winther („ich arbeite in der Telefonzentrale im Rathaus“) und Manfred Glasmacher führten vor, wie viele Hilfsmittel blinde Menschen haben. Mit dem Zollstock messen, Uhren ablesen, Mensch ärgere dich nicht spielen, Farben erkennen, Geldscheine und Münzen erkennen. „Wenn ich schwimme, wird eine Schnur gespannt, an der ich entlang schwimme“, erzählt Glasmacher.
Als Tandem-Piloten teilten sich neben Jo Ruppel noch Werner Decker, Günther Kraus und Christian Doll in die ca. 90 km Tandem fahren.
„Heute dürft ihr ausprobieren und erleben, wie Menschen mit einem Handicap zurecht kommen“, hatte Schulleiterin Lydia Jüschke zu Beginn des Tages angekündigt. „Wie fahre ich mit dem Rollstuhl?“ Das weiß cSc-Teammitglied Annette Bachmann. „Erst Bremse anziehen, dann reinsetzen. Bremse lösen, den Greifreifen oben anfassen und mit Schwung nach vorn schieben und dann rollen lassen.“ „Fischer, Fischer, wie tief ist das Wasser“, ist nach den ersten Übungen ein Spiel, das alle mögen. „Ihr seid jetzt alle blind“, sagte Elmar Widera, der die Station „Blindenstock“ leitete, zu den Kindern. Immer den Stock am Boden halten und hin- und herwedeln, um Widerstände zu erkennen.
Wie immer spendete auch diesmal Siegfried Schultk die „Vitamine“ für zwischendurch: Bananen, Äpfel, Gurken, Kohlrabi; Möhren und Mandarinen wurden von neun Müttern in kleine Happen geschnitten. Und die Stadtwerke sorgten für den Durstlöscher in Form des Wasserspenders.
Viele Übungen verlangten körperlichen Einsatz und passten zum Anspruch, „Schule der Bewegung“ zu sein, wie Jüschke ihre Schule sieht. „Wir geben den Kindern viele Anreize, durch aufgezeichnete Felder auf dem Schulhof Völkerball, Volleyball und Vieles mehr zu spielen, die Klettergerüste zu nutzen, Kettcars, Springseile und Rollbretter in den Pausen auszuleihen“, beschreibt die Schulleiterin einige Beispiele. In den Kurzpausen könne in Nebenräumen Tisch-tennis gespielt werden. „Und natürlich sind wir auch bei Schulsportwettbewerben wie Schwimmwettkämpfe, Fußball-Cup, Mädchen-Fußball und Jugendsportabzeichen dabei.“
Der „ganz normale Tag“ war ereignisreich und anstrengend, aber als die Schulleiterin die letzte Strophe vom „Lied der Blaukarierten“ anstimmte, sangen alle begeistert mit. Bernhard Weik, der die T-Shirts stiftete und pro Schulkind dem Förderverein 5 € spendete, dankte allen Helfern für die erfolgreiche Mitwirkung.
Autor:Jürgen Steinbrücker aus Langenfeld (Rheinland) |
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