Post vom Kältepol der Erde
Schreibprojekt mit Deutschschülern in Jakutsk
Im Frühjahr bekamen die Kinder in der Betreuung der Grundschule Götscherweg Kontakt zu Deutsch-Schülern in Jakutsk, der kältesten Großstadt der Erde, und so die Gelegenheit, nicht alltägliche Einblicke in eine ganz andere Welt zu bekommen. Doch dann kam Corona. Nun hat sich Svetlana Klimova, Deutschlehrerin am dortigen Klassischen Gymnasium, wieder gemeldet - mit einem Brief ihrer Schülerinnen und Schüler.
"Wir würden gerne das durch den Virus unterbrochene Schreibprojekt zwischen den Schülern der Grundschule und den Deutsch-Schülern hier fortsetzen", schreibt Svetlana Klimova und schickt eine "Einladung" der Deutsch-Schüler an Kersten Linke, der den Schachkurs in der Betreuung leitet und das Projekt betreut: "Hallo liebe Freunde, wir leben in einem Land, sehr weit östlich von euch, in dem es drei verschiedene Uhrzeiten gleichzeitig gibt. Der beginnende Winter dauert bei uns neun Monate und es wird sehr kalt. Es hat schon geschneit, aber ziemlich spät in diesem Jahr. Nach Traditionen beginnt der Winter in Russland am 14. Oktober. In Jakutien viel früher. Dafür ist Tschyschaan verantwortlich. Tschyschaan ist unser Frostsymbol — der Kältebulle. Er 'lebt' im arktischen Ozean im Norden. Jetzt ist sein Geweih 'aufgewachsen', darum wird es kälter. Je größer das Gehörn ist, desto kälter wird der Winter.
Bis minus 45 Grad in die Schule
Im Frühling fallen sie ab. Dann fängt die schöne Zeit für uns an. Wir können draußen spielen und lachen und man erkältet sich nicht, wenn man laut einander ruft. Noch bis minus 45 Grad müssen wir in die Schule kommen. Wir würden euch gerne mehr über uns und unsere Heimat erzählen und euch dann mit Väterchen Frost und seiner Enkelin bekannt machen.
Deutschkenntnisse verbessern
Wir lernen Deutsch als erste Fremdsprache am Klassischen Gymnasium in Jakutsk und haben mit unserer Klassenlehrerin, Frau Doktorowa und Frau Klimova, gleich zwei Deutschlehrinnen. Mit eurer Unterstützung möchten wir gerne unsere Deutschkenntnisse verbessern. Vielleicht seit ihr ja neugierig geworden und schreibt uns?"
Fragen zum Thema Kälte
Projekt-Initiator Kersten Linke erklärt, dass die Deutsch-Schülerin Alesja Kudrina gleich noch eine Testmail schrieb. Würden die Grundschüler nach so langer Pause noch reagieren? Tabea Florczak (4a) hat auf die Mail vom Kältepol der Erde geantwortet und lächelt seit dem nur noch, wenn sie darauf angesprochen wird. Die ersten Schülerfragen betrafen das Thema Kälte. Die zweite Fragerunde läuft und alle sind gespannt, was jetzt in Jakutien nach den vorgezogenen Corona-Ferien passiert. Eine ganz aktuelle Frage stellt sich besonders auch dort. Svetlana Klimova erklärt: "Wir dürfen nur bis minus 10 Grad die Fenster öffnen, aktuell ist es jedoch minus 21 Grad."
Autor:Stefan Pollmanns aus Langenfeld (Rheinland) |
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