Nonverbale Kommunikation
Nonverbale Kommunikation
Unendlich viel Getümmel in der Stadt. Scheinbar hat niemand mehr etwas Anzuziehen im Kleiderschrank. Einschließlich mir selbst…
Ich bemühe mich, nicht aufdringlich zu wirken und taste mich langsam an einen mit Kleiderbügeln eng behängten Ständer heran. Es lässt sich nichts verschieben. Das regt mich ein wenig auf. Zu eng hängen die angebotenen Artikel. Ich hole tief Luft und zwinge mich, ruhig zu bleiben und dennoch etwas mich Ansprechendes aus dem Textilgehänge heraus zu fischen.
Ja, das Oberteil könnte mir gefallen. Hmmhh, eine passende Hose dazu wäre auch nicht schlecht. Auf zum nächsten Ständer. Das gleiche Spiel. Endlich habe ich etwas gefunden. Obwohl…. Die andere Hose sieht auch nicht schlecht aus. Also entschließe ich mich, beide mit zur Kabine zu nehmen und noch eine, und noch ein passendes Oberteil vom anderen Ständer……, nee, doch besser noch ein drittes…..
In der langen Warteschlange reihe ich mich ein. Geduldig verharre ich hier, mich Schrittchen für Schrittchen mühsam auf den Vorhang zu stippelnd.
Puuh, heiss ist es hier. Ich merke, wie sich langsam Schweißperlen auf meiner Stirn bilden. Hoffentlich merkt mir niemand an, dass es mir nicht gut geht….
Einige Ehemänner, Lebenspartner oder Freunde und Kinder sitzen auf bereit stehenden Sitzmöbeln vor den Umkleidekabinen und warten darauf, dass die Holde endlich etwas Passendes finden würde.
Endlich, jetzt bin ich dran. Ich ziehe den Vorhang hinter mir zu, kleide mich um und verlasse für einen Blick in den Ganzkörperspiegel kurzfristig die Kabine, um mich zu überzeugen, dass mich das Ausgewählte auch kleidet
.
Skeptisch betrachte ich mich und bemerke dabei, dass mich jemand beobachtet. Ich treffe auf den Blick eines Mittfünfzigers, der mich lächelnd anschaut. Lacht er mich jetzt an oder aus? Was will der?
Auf einmal schüttelt er seinen Kopf. Ich blicke ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an und murmele so etwas wie: „Äh äh….?“
Er schüttelt wieder den Kopf. Also ich zurück in meine Kabine und ein neues Outfit angezogen. Mann, ist das anstrengend! Ich begebe mich wieder zum großen Spiegel nach draußen. Der fremde Mann sitzt immer noch dort. Erneut schaut er mich grinsend an, nur diesmal wiegt er seinen Kopf hin und her, als wolle er sagen: `Schon besser, aber immer noch nicht so das Wahre`.
Ich hole tief Luft, gehe wiederum zurück, pelle mich aus der Robe und versuche eine neue Kombination. Als ich erneut die Kabine verließ, um mich im großen Spiegel anzusehen, bemerke ich, wie mein Blick diesmal den seinen sucht, um seine Meinung zu erfragen.
Diesmal öffnete er seinen Mund und stammelte, für mich geräuschlos, ein `wow`, was ich anerkennend zur Kenntnis nahm. Er erhob seinen Daumen nach oben und nickte kräftig mit dem Kopf. Es schien ihm zu gefallen.
Ich lächelte ihn an, legte meine beiden Hände ineinander, was ihn erkennen lassen sollte, dass ich mich bei ihm für seine Meinung bedankte und verschwand zurück in meine Umkleide, um meine alten Sachen wieder anzuziehen.
Endlich war ich fertig und hing die nicht ausgewählten Kleidungsstücke an einen Ständer im Kabinenvorraum, wo eine Mitarbeiterin ständig damit beschäftigt war, diese wieder an ihre ursprünglichen Plätze im Verkaufsraum unterzubringen.
Ich begab mich mit den neuen Kleidungsstücken zur Kasse und stellte fest, dass der freundliche Herr mit seiner ‚Madame‘ vor mir stand. Sie keifte ihm ständig etwas entgegen und er antwortete: „Ja Schatz, ist ja gut, machen wir…., Du hast ja recht…., ist in Ordnung…., meinetwegen“ usw.
Er bemerkte, dass ich hinter ihm stand, schaute mich kurz an, lächelte freundlich und zwinkerte mir mit einem Auge zu.
Ich lächelte ebenfalls, jedoch sehr belustigt, zwinkerte ebenfalls dankbar zurück und verließ, nachdem ich die Kasse passiert hatte, immer noch lächelnd das Kaufhaus.
Das war mal ein lustiger Einkauf. Hatte echt Spaß gemacht. Danke an den Fremden. Ich fühlte mich bestens beraten, auch ohne Gekeife und große Worte…..
© Christiane Rühmann
Autor:Christiane Rühmann aus Langenfeld (Rheinland) |
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