Kurzgeschichte " Schädel " die Verwechselung

Der Schädel

Es regnet nun schon den ganzen Tag, in diesem Frühjahr
des Jahres 1722.
Die Kutsche kommt nur noch langsam voran. Bis zur Station
in Langenfeld sind es nur noch wenige Meter, dann kann man
sich ausruhen.
Dieser Gedanke beflügelt Elvira von Mark, eine weitläufige
Verwandte der Grafen von Mark aus Kleve, so dass sie
die letzten Meter voller Vorfreude genießt. Sie ist auf dem Weg
von Kleve nach Cöln um dort einen Offizier eines der dortigen
Garderegimenter zu ehelichen. Diese Heirat wurde auch Zeit,
denn sie ist auch schon fast dreißig Jahre alt.
„Wir sind da“, ruft der Kutscher und Elvira kann endlich den.
Wagen verlassen. Während der Kutscher die Pferde versorgt,
begibt sich Elvira in das Gasthaus. Sie freut sich auf eine
Mahlzeit.
Es herrscht großes Gedränge im Raum und dennoch wird sie
von einigen Gästen beobachtet. Es beginnt ein Getuschel und
es wird ruhig im Raum. Sie wird misstrauisch betrachtet.
„Das ist sie“, sagt mit einem Mal ein Stimme in die jetzt
vorhandene Stille hinein. „ja“, rufen andere, das ist Catharina,
die Diebin. Sie genau so aus wie die Beschreibung die wir
bekommen haben. Schnappt sie euch, die Belohnung ist
uns sicher!“
„Holt Herrn von Asdonk, den Richter des Heinrich von
Velbrück!“
Es bricht ein Tumult los und Elvira wird gepackt und gefesselt.
Sie wehrt sich, aber es nützt nichts. Sie beteuert, die Falsche zu
sein, niemand nimmt sie ernst. Sie schreit und tobt, aber nichts
hilft. Sie ist gefangen.
Einige Zeit später betritt Arnulf von Asdonk, der Richter den Raum
und der Mob beruhigt sich und es wird still.
Der Richter schaut sich Elvira von allen Seiten an, betrachten
ein Stück Papier, betrachte sie wieder und befindet:
„Ja, das ist sie ganz offensichtlich. Das ist Catharina, die
nichtsnutzige Nichte unseres Herrn. Er hat sie für vogelfrei
erklärt und mir die Vollmacht gegeben, falls wir sie fassen,
sofort hinzurichten! Also, mein Kind, wo sind die geraubten
Schmuckstücke? Anscheinend hast du dir ja schon eine
elegante Garderobe zugelegt!“
Elvira verteidigt sich mit letzter Kraft und beteuert ihre
Unschuld, nennt ihren Namen, ihre Herkunft, aber niemand
glaubt ihr.
„Das kann ja jeder behaupten“, sagt der Richter, aber wir
werden die Kutsche durchsuchen und wenn wir nichts finden
lassen wir dich laufen! Wir befragen auch den Kutscher!“
Er schickt zwei Leute raus, um die Kutsche durchsuchen zu
lassen. Der wird befragt, weiß aber von nichts.
Als die Beiden wieder auftauchen, schwingen sie
triumphierend einen Beutel herum und schütten ihn auf einem
Tisch aus. Heraus fallen Goldstücke, Geschmeide und
andere wertvolle Dinge.
„Das ist der Beweis“, stellt der Richter fest. „Mein Herr hat mir
das Recht gegeben zu urteilen. Ich verurteile dich wegen
schweren Raubes und zum Tod durch Enthauptung. Das Urteil
wird sofort auf unserem Richtplatz am Galgendriesch
vollstreckt! Lasst den Scharfrichter holen!“
Elvira schreit und bricht ohnmächtig zusammen. Sie wird
gepackt und zum Richtplatz geschleppt. Dort wird sie
hingerichtet.
Der Richter hält ihren abgeschlagen Kopf hoch und verkündet:
Dieser Kopf wird auf einen Pfahl genagelt und an der Straße
Nach Cöln ausgestellt. Das soll der Abschreckung dienen!“
Man besorgt einen Pfahl und der Kopf wird mit einem langen Nagel
darauf festgenagelt und an den bestimmten Platz gebracht.
Während der Hinrichtung schleicht sich eine Gestalt in das
leere Gasthaus, sammelt den immer noch herumliegenden
Schmuck auf, steckt es in einen Beutel und verschwindet.
Stunden später steht die gleiche Gestalt an dem Pfahl mit dem
aufgenagelten Kopf.
„Tut mir leid, dass du mir so ähnlich siehst. Ich habe Glück gehabt,
denn ich war schon verurteilt, konnte aber fliehen und fast hätte
man mich noch einmal gefangen. Gut das ich den ganzen Schmuck
noch in der Kutsche verstecken konnte.
Ja, ja, Catharina fängt man nicht so schnell!“

Peter Hor
Ludwig-Wolker-Str. 25
40764 Langenfeld
Tel: 02173 74808

Autor:

Peter Hor aus Langenfeld (Rheinland)

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.