Goggomobil
Wer erinnert sich nicht an diese schönen Gefährte, die noch mit Gemisch betankt wurden? Mein Mann und ich haben uns Ende der 80-er Jahre ein solches Auto zugelegt – just for fun. Es war eine graue Goggomobil-Limousine. Liebevoll hatten wir sie gesäubert, poliert und ein wenig umgestaltet. Ganze 100,00 DM hatte uns diese Schachtel auf vier Rädern damals gekostet, aber der Spass, den wir damit hatten, ist mit Geld nicht aufzuwiegen.
Das Reserverad hatten wir hinten auf der Heckhaube angebracht und die Kotflügel wurden von uns schwarz lackiert. Er sah schon niedlich aus, unser kleiner Wagen.
Das fanden offensichtlich auch viele Passanten, an denen wir am Wochenende auf unseren Spritztouren vorbei kamen. Offensichtlich waren wir bereits meilenweit zu sehen, weil diese kleine CO²-Dreckschleuder unglaublich qualmte. Wir zogen ständig eine riesige Abgaswolke hinter uns her. Damals haben wir uns keine Gedanken über die Luftverschmutzung gemacht. Es hat einfach nur Spass gemacht, mit dem winzigen Auto Aufsehen zu erregen.
Auf einer Wochenendtour, wir wollten einen Ausflug ins Bergische machen, begegneten wir in einem kleinen Dorf einem Herrn, der einen Rasenmäher vor sich her schob. Offensichtlich wollte er, weil er seinen Rasenschneider über den Bürgersteig schob, damit zum Nachbargrundstück. Als wir auf seiner Höhe waren, bemerkten wir, dass er uns mit geöffnetem Mund nachschaute und dabei nicht auf seinen Weg achtete. Mit verwundertem Blick schob er seinen Rasenmäher – peng – gegen einen Laternenmast und sorgte für zusätzliches Vergnügen bei uns und anderen Passanten. Wir setzten unsere Fahrt sichtlich vergnügt und froh gelaunt fort.
Auf einer Ablage vor der Heckscheibe befand sich ein kleiner Hebel, den man umlegen musste, um die Kraftstoffreserve zu aktivieren. Nur wussten wir nicht wirklich, wann er auf „Reserve“ stand und wann nicht. So passierte es auf einer Tour, dass wir mitten im Bergischen auf einer langen Serpentinenstrasse plötzlich mit unserem Gefährt stehen blieben, weil kein Sprit mehr im Tank war. Also machten wir uns zufuss auf den Weg, um irgendwo eine Tankstelle zu finden. Den Wagen haben wir mit Leichtigkeit auf den Randstreifen geschoben, jedoch vorsichtshalber die Warnblinkanlage eingeschaltet.
Mein Mann gab natürlich mir die Schuld daran, dass der Tank leer war. Käbbelnd und keiffend erreichten wir nach ca. 3 km Fussweg bergauf eine Tankstelle. Durchgeschwitzt und erleichtert besorgten wir uns hier einen Kanister und befüllten ihn mit Kraftstoff. Mittlerweile hatten sich unsere Gemüter beruhigt und wir begaben uns, wieder scherzend, auf den Rückweg zu unserem Wagen. Bergab benötigten wir fast nur die halbe Zeit. Als wir beim Fahrzeug ankamen, stellten wir fest, dass nun die Batterie leer war. Nun ja, er hatte eben nur eine kleine 6 Volt-Batterie. Uff, auch das noch.
Nachdem wir den Tank befüllt hatten, wendeten wir mit Muskelkraft unser kleines Goggomobil in die Gegenrichtung und liessen ihn anrollen, bis er dann wieder ansprang. Tuckernd setzten wir unsere Fahrt fort, aber diesmal in Richtung Heim. Für heute hatten wir genug geleistet.
Ich hatte mir angewöhnt, sogar zu meiner 28 km entfernten Arbeitsstätte mit dem kleinen Wagen zu fahren. Es war preiswert und machte Spass. An einem Morgen, ich hatte mich um etwa 10 Minuten verspätet, gab ich auf der leicht abschüssigen Bundesstrasse also Gas, und fuhr, was die Kiste hergab, um ein paar Minuten aufzuholen. Auf dem Heimweg war ich genau so unter Zeitdruck und hatte das Gaspedal bis auf den Boden durchgedrückt. Auf einmal machte es „ping“ und vor mir trat ein Polizist mit einer Kelle auf die Fahrbahn, um mich anzuhalten. Mist, auch das noch – bitte nicht heute!
Ich musste ordentlich bremsen, und mein kleiner Flitzer kam hierbei leicht ins Schleudern. Ich lenkte rechts an den Fahrbahnrand und sah zu, wie der Polizist Kopf schüttelnd auf mich zu kam. Ich kurbelte das Fenster runter und grüsste höflich den Beamten. Er grüsste grinsend zurück und meinte: „Sie haben es wohl sehr eilig? Ich kann kaum glauben, was unser Radarmessgerät uns da eben gemeldet hat“. Mit ungläubiger trockener Miene fragte ich zurück: „Ist denn was nicht in Ordnung?“ „Also“, meinte er, „ich bin seit über 20 Jahren im Beruf und habe noch nie einen Goggo in der Radarkontrolle gehabt und schon gar nicht mit einem solchen Speed. Wir haben Sie mit 89 km/h gemessen. Mal ganz abgesehen davon, dass hier noch 50 km/ h zu fahren sind. Zeigen Sie mir doch bitte mal Ihre Papiere.“ Während er ungläubig und immer noch Kopf schüttelnd um das Fahrzeug herum schlawänzelte, kramte ich die Fahrzeugpapiere hervor und reichte sie aus dem geöffneten Fenster nach draussen. Auch sein Kollege hatte sich inzwischen dazu gesellt. Auch er grinste über das ganze Gesicht.
Nachdem der Beamte die Ordnung meiner Papiere festgestellt hatte, bemerkte er auf dem Rücksitz einen riesigen Blumenstrauss und einige Geschenke. Er schaute nochmals in die Papiere und meinte dann: „Oh, junge Frau, Sie haben ja heute Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch. Nun, da ich so etwas noch nie erlebt habe und auf Grund der Tatsache, dass Sie heute ein viertel Jahrhundert alt geworden sind, wollen wir heute mal eine Ausnahme machen. Sie können Ihre Fahrt ohne strafrechtliche Konsequenzen fortsetzen, aber lassen Sie sich ja nicht mehr von uns erwischen!“ Schmunzelnd reichte er mir meine Fahrzeugpapiere zurück, hob grüssend seine Hand zur Mütze und wünschte mir noch eine gute Weiterfahrt. Ich bedanke mich freudestrahlend und setzte meinen Heimweg fort – natürlich mit dem gewohnten Speed……
Wäre ich mit meinem Scirocco in diese Situation gekommen, hätte er mich sicher nicht so davon kommen lassen.
Oldtimer haben eben auch ihre guten Seiten……..
(c) Christiane Rühmann
Autor:Christiane Rühmann aus Langenfeld (Rheinland) |
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