Weichen für die Zukunft der Wasserburg Haus Graven gestellt
Eine Burg für alle Bürger

Ministerin Ina Scharrenbach (rechts) überreicht das „Heimat-Zeugnis" (den Förderbescheid) an Bürgermeister Frank Schneider (links). Mit auf dem Foto: Kulturkoordinatorin Dr. Hella-Sabrina Lange (2.v.l) und Landtagsabgeordnete Claudia Schlottmann.  | Foto: Michael de Clerque
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  • Ministerin Ina Scharrenbach (rechts) überreicht das „Heimat-Zeugnis" (den Förderbescheid) an Bürgermeister Frank Schneider (links). Mit auf dem Foto: Kulturkoordinatorin Dr. Hella-Sabrina Lange (2.v.l) und Landtagsabgeordnete Claudia Schlottmann.
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Der Antrag ist genehmigt. Mit 432.000 Euro unterstützt das Land die Stadt Langenfeld bei dem Erwerb der Wasserburg Haus Graven im Rahmen des Förderprogramms "Heimat. Zukunft. Nordrhein-Westfalen. Wir fördern, was Menschen verbindet." Zur Übergabe des „Heimat-Zeugnisses“ empfing Bürgermeister Frank Schneider Ina Scharrenbach, Landes-Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau- und Gleichstellung, in der Wasserburg.

„Es ist eine Kür, so ein Ensemble der Öffentlichkeit zugänglich machen zu dürfen“, erklärte die Ministerin. Daneben sei es eine Verantwortung, ein Baudenkmal wie die Wasserburg für die nächsten Generationen zu erhalten und offen zu halten“.

Blick hinter die Mauern

Bürgermeister Frank Schneider ließ noch einmal die jüngere Geschichte der Wasserburg Revue passieren: Wie wohl fast alle Langenfelder war die Wasserburg auch für ihn ein Blickfang bei den Familien-Spaziergängen durch den idyllischen Grüngürtel entlang des Stadtteils Wiescheids. Ein Blick hinter die Mauern war jedoch nicht möglich, da sie in Privatbesitz war. Vor zehn Jahren konnte die Stadt die Burg anmieten – ohne für die Miete, sondern allein für die Betriebs- und Nebenkosten, 54.000 Euro im Jahr, aufzukommen.

Bekanntheitsgrad gesteigert

Ein Förderverein stellt seitdem ein breites Kulturangebot mit Ausstellungen und Konzerten sowie Veranstaltungen wie Burgfest und Weihnachtsmarkt auf die Beine. Bei schönem Wetter besuchen viele Ausflügler das Café „Burgstube”, um sich bei einer kleinen Pause zu entspannen und zu stärken. Räume der Wasserburg können zudem für private Feiern wie Hochzeiten genutzt werden. Sehr zur Freude von Frank Schneider hat die Burg dadurch auch überregional seinen Beliebt- und Bekanntheitsgrad gesteigert.

Neue Betreibergesellschaft

Nachdem die Privateigentümer den Mietvertrag nicht verlängern wollten, beschloss der Rat der Stadt, die Burganlage zu kaufen. Ein Zukunftskonzept wurde erarbeitet: Der Förderverein um den Vorsitzenden Lothar Marienhagen soll sich weiter um den Kulturbetrieb kümmern. Bis dato ist dieser auch für alle finanziellen Dinge rund um Wasserburg zuständig. Um diesen Bereich wird sich bald eine gemeinnützige Gesellschaft (gGmbH) kümmern. „So haben wir bessere Möglichkeiten, Fördergelder zu erhalten“, erklärt die städtische Kulturkoordinatorin Dr. Hella-Sabrina Lange, die auch für den Antrag auf das „Heimat-Zeugnis“ verantwortlich war.

Klima- und Umweltschutzzentrum

Sicherlich auch ein Aspekt, der für die Bewilligung der jüngsten Fördergelder geführt hat: Zusätzlich zu dem Kulturprogramm und der Möglichkeit, die Wasserburg für private Anlässe zu nutzen, entsteht dort auch ein neues Klima- und Umweltschutzzentrum. Neben Informationen rund um die entsprechenden Projekte in Langenfeld, soll auch das nähere Umfeld der Wasserburg profitieren. So ist laut Bürgermeister Frank Schneider geplant, die benachbarten Obstbaumwiesen sichtbar zu machen. Wahrscheinlich können sich die Besucher der Wasserburg dann auch frisch gepressten Apfelsaft schmecken lassen.

Pädagogische Leitung

Um das Klima- und Umweltschutzzentrum soll sich federführend eine pädagogische Leitung kümmern. Laut Planungsamtsleiter Stephan Anhalt gibt es viele qualifizierte Bewerber. Nach den persönlichen Gesprächen soll eine Entscheidung fallen.

Burgcafé an allen Tagen geöffnet

Das Burgcafé soll ebenfalls saniert werden und dann an allen Tagen öffnen. Da vorwiegend nur bei schönem Wetter viele Gäste das Angebot wahrnehmen, wird an einem Konzept mit mehreren Caterern gearbeitet, die sich auch um die Bewirtung bei den Veranstaltungen in der Wasserburg kümmern sollen.

Kosten im Überblick

Rund eine Million Euro sind für den Erwerb der Wasserburg veranschlagt. Der Kaufpreis der Burg beträgt 650.000 Euro (inklusive Notarkosten), weitere knapp 200.000 Euro sind für Sanierungen und die Umsetzung des neuen Klima- und Umweltschutzzentrum vorgesehen. Daneben soll das Ausmaß der einst viel größeren Burganlage sichtbar gemacht werden, die im Dreißigjährigen Krieg zerstört worden war, und zusätzliches geschichtliches und kulturelles Inventar angeschafft werden. Dafür stellt die Stadt weitere 15.000 Euro bereit.

Start des Umbaus Ende des Jahres

Die Umbauarbeiten sollen Ende diesen Jahres starten.

Zur Geschichte der Wasserburg Haus Graven

Die Anfänge der in Langenfeld- Wiescheid gelegenen Wasserburg „Haus Graven" liegen vermutlich im 13. Jahrhundert. Die nur wenige hundert Meter entfernt liegende „Motte Schwanenmühle" gilt als der Vorgängerbau von „Haus Graven". Im Jahr 1326 findet ein Knappe namens Adolf vamme Graven erstmals schriftlich Erwähnung. Der Rittersitz „Haus Graven" ist ehemals erzbischöfliches kölnisches Lehnsgut. Durch Heirat, Kauf oder im Erbgang wechseln die Besitzer der Wasserburg. 1618 gelangt „Haus Graven" für über 160 Jahre in den Besitz der Herren von Velbrück.

Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg

Nach Zerstörung der Wasserburg im Dreißigjährigen Krieg lässt Gumprecht von Velbrück 1656 die Wasserburg in der heutigen Form, ohne Herrenhaus, wiedererrichten. Schließlich erwirbt nach dem Tod von Adam von Velbrück im Jahr 1776 Graf Wilhelm von Mirbach die Wasserburg „Haus Graven", die bis 1974 im Besitz der Familie von Mirbach bleibt.

Unterschiedliche Nutzung

In der Folgezeit wechseln die Besitzer und die Nutzung der Wasserburg mehrfach. Die Gebäude werden zunächst als „Teppichatelier" und für diverse Veranstaltungen genutzt.
Im Jahr 1994 wird das gesamte Areal zum Bodendenkmal erhoben.

Umfangsreiche Renovierungen 1995

1995 erfolgen umfangreiche Renovierungen und ein Umbau zu Wohnzwecken. Im Jahr 2010 pachtet die Stadt Langenfeld nach Beschlüssen im Kulturausschuss und Rat die Wasserburg „Haus Graven" von der privaten Eigentümerin zunächst mietzinsfrei für zehn Jahre, um sie erstmalig der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und hier ein abwechslungsreiches kulturelles Angebot bereitzustellen, das seit dem Jahr 2011 durch den „Förderverein Wasserburg Haus Graven e.V." ehrenamtlich umgesetzt und betreut wird. Zum 31.12.2020 endet dieser Mietvertrag.

Ministerin Ina Scharrenbach (rechts) überreicht das „Heimat-Zeugnis" (den Förderbescheid) an Bürgermeister Frank Schneider (links). Mit auf dem Foto: Kulturkoordinatorin Dr. Hella-Sabrina Lange (2.v.l) und Landtagsabgeordnete Claudia Schlottmann.  | Foto: Michael de Clerque
Im Rahmen ihres Besuches auf der Wasserburg Haus Graven trug sich Ministerin Ina Scharrenbach ins Goldene Buch der Stadt ein. Mit auf dem Foto: Bürgermeister  Frank Schneider und Landtagsabgeordnete Claudia Schlottmann.  | Foto: Michael de Clerque
Autor:

Stefan Pollmanns aus Langenfeld (Rheinland)

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