Mit dem „Ganz normalen Tag“ der E & B Weik-Stiftung wurde die soziale Kompetenz gestärkt.
Die GGS Bollenberg in Haan ist eine Schule für gemeinsames Lernen.
Haan/Langenfeld. „Ich bin anders als du bist anders als er ist anders als sie“, mit diesem Lied, das die Schulwirklichkeit wiedergibt, wurden die 157 Schüler/innen der Gemeinschaftsgrundschule Bollenberg in Haan auf den „Ganz normalen Tag“ der E & B Weik-Stiftung eingestimmt. „Wir möchten mit diesem Tag die Kinder für Menschen mit Einschränkungen sensibilisieren, die trotzdem ihren Alltag meistern“, erklärt Stifter Bernhard Weik. „Ihr werdet heute Menschen kennen lernen, die manches nicht so können wie ihr, aber ein Teil unserer Gesellschaft sind“, kündigte Schulleiterin Edith Schlaack an.
Für die Schülerinnen und Schüler waren verschiedene Stationen aufgebaut, wo sie ausprobierten, mit dem Rollstuhl zu fahren, mit Gehhilfen zu laufen und Treppenstufen zu überwinden, als „Blinde“ mit einer Schlafbrille auf dem Tandem als Sozius mitzufahren, mit dem Blindenstock den Weg zu finden oder die Ver-ständigung der Gehörlosen mittels einer „Gebärdensprache“ kennen zu lernen und zu schauen, welche Hilfsmittel Blinde haben.
„Der Blinde kann mit dem Stock erkennen, wo Hindernisse sind“, zeigte die blinde Petra Winke an einem Beispiel. Beim Überqueren einer Straße sei sie auf das Signal an einer Ampel angewiesen, sonst spreche sie Menschen an, ihr zu helfen. „Man darf aber nie jemand einfach am Arm packen, sondern muss vorher fragen, ob man helfen dürfe.“ Steffi Jacob, ebenfalls blind, demonstrierte an ihrem Handy, was sie damit alles machen kann: Farben erkennen, mit einem Code Waren im Regal finden, die Uhrzeit abhören, „Geldmünzen kann ich an den verschiedenen Rändern erfühlen“, zeigte sie den Kindern. Auch ein ausgebildeter Blindenhund ist an diesem Tag in der Schule. „Er zeigt mir mit dem Körper, wo es lang geht“, sagt die blinde Besitzerin.
Rollstuhl fahren gehört zu den bevorzugten Übungen. „Zum Fahren muss ich die äußeren Greifringe anfassen, die den Boden nicht berühren“, zeigt eine Rollstuhlfahrerin aus dem Team der Weik-Stiftung. Die Bremse werde nur in Bussen und Bahnen betätigt. „Mit einer Hand nach vorn bewegen, mit der anderen nach hinten, oder mit einer Hand den Greifring festhalten, mit der anderen den zweiten Greifring nach vorn oder nach hinten bewegen, so kann ich die Richtung wechseln oder den Rollstuhl drehen.“ Mit verbundenen Augen auf dem Tandem mitfahren war eine ganz neue Erfahrung. Manche Kinder meinten, in der Kurve gleich umzufallen. Lisa aus der Klasse 1 sagte: „Ich wusste gar nicht mehr, wo ich bin.“ Andere wollten am liebsten eine zweite Runde drehen.
„Wir sind eine Schule für gemeinsames Lernen“, sagt Schulleiterin Schlaack. „Bei uns ist eine Rollstuhlfahrerin, Kinder mit Lernbehinderung, geistigen Einschränkungen, sprachlicher, emotionaler und sozialer Entwicklung. Das 18köpfige Kollegium beinhalte Sozialpädagogen, eine Sozialarbeiterin, es gebe auch zusätzliche Inklusionshelfer. Dabei werde soziale Kompetenz eingeübt. Bewegung in den Pausen sei unterstützend. „Die Kinder haben untereinander keine Schwierigkeiten“, hat Schlaack festgestellt, trotz einer Quote von über 70% der Kinder mit Migrationshintergrund. Die Schule nehme am Modellprojekt der seelischen Entwicklung von Kindern teil, am Projekt „Fit4Future“, am Gesundheitsprogramm „Klasse 2000“, unterstütze die Gewaltprävention „Lubo“ und veranstalte in Kooperation mit dem DFB den „Sepp Herberger-Tag“.
Autor:Jürgen Steinbrücker aus Langenfeld (Rheinland) |
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