Didi Lobster - wie Didi zu seinem Namen kam - Teil 4

Wie Didi zu seinem Namen kam

Wieder ist es ein wunderschöner Tag über dem Meer. Das Wasser glitzert in der Sonne, Möwen fliegen darüber hinweg und steigen auf und ab und nutzen die leichte Brise aus um ihre Flugkünste zu zeigen.
Mit ihren scharfen Augen können sie fast bis auf den Grund des Meeres blicken. Sie sehen kleine Fische, stürzen sich hinab bis ins Wasser und holen sich so ihre Nahrung.

Was sie nicht sehen können, ist unter den Steinen auf dem Meeresgrund verborgen.

Dort befindet sich nämlich unser Didi Lobster, der sich gerade von seinem Abenteuer an Land erholt.

Didi war also schnurstracks in das Meer gelaufen um sich zu verstecken.

Außerdem musste er sich von seinem Schreck erholen.
Er hat nun diesen kleinen Platz bei den Steinen gefunden und ruht sich bereits seit einigen Tagen aus.

Nebenbei überlegt er, was er nun wohl unternehmen soll, um nach Hause zu kommen.

Ach ja, er vermisst sein Korallendorf doch sehr. Er denkt an die Nachbarn und Freunde. Er erinnert sich aber auch noch, wie er durch den Sog eines fremden Unterwasserwesens davon getrieben wurde. Ach, was war es im Dorf doch schön.

Plötzlich muss er aber auch daran denken, dass er früher einfach nur „ Didi“ gerufen wurde, und nicht Didi Lobster. Mit einem Mal grinst er vor sich hin, weil er daran denken muss, wie er zu seinem Namen kam. Tja, wie war das denn noch?

Es war auch an einem so schönen Unterwassertag wie heute. Alles war friedlich in dem kleinen Korallendorf. Didi lag vor seiner Höhle und dachte an gar nichts. Plötzlich stand der Postfisch vor seiner Liege.

„Didi“, sagt der Postfisch, „ ich habe ein Telegramm für dich! Es scheint dringend zu sein!“

Er übergibt es Didi, der sofort zu lesen beginnt.

Dort steht:

„ Hallo Didi. stop komme Mittwoch zu Besuch stop Ich hoffe du hast Zeit stop Dein Vetter Johannes Lobster“

Didi ist total überrascht.

Wer ist Johannes Lobster? Wieso hat er einen Vetter?

Er geht in seine Höhle und durchsucht die große Truhe nach den Familienunterlagen. Die sind aus feinstem Korallenstaubpapier.

Nach einigem Suchen entdeckt er das Dokument.

Es gibt tatsächlich einen weit entfernten Angehörigen, der Lobster heißt.

Diese Familie Lobster hat vor langer Zeit das Dorf verlassen, weil sie sich dort nicht mehr wohl fühlten.

Sie zogen in eine weit entfernte Gegend, wo sie zu Wohlstand und Reichtum gekommen sind.

Nun leben sie in einem Höhlenreich und kommandieren kleine Fische, Krebse und andere Lebewesen herum.

„Da habe ich einen Vetter?“ denkt Didi, „was will denn der bei mir? Wann will der kommen? Mittwoch? Das ist ja heute! Oh, Mann, auch das noch!“

Während Didi die Familienpapiere wieder ordentlich weglegt, wird es draußen laut.

„Hallo, ist hier niemand? Ich suche Didi! Didiiii - wo bist du? Ich bin es, Johannes!“

„Oh nein“, denkt Didi, „der ist ja schon da“ und begibt sich nach draußen.

Dort steht Johannes Lobster, den er noch nie vorher gesehen hat.

Er ist wesentlich größer als Didi.

An seinen Scheren blinkt kostbarer Unterwasser-Edelstein-Schmuck und um den Hals hat Johannes einen kostbaren, roten Tiefseefaden geschlungen, der sehr selten und damit sehr teuer ist.

„Hallo, Kleiner!“ tönt es auch schon von oben herab, „wie geht denn, mein Bester? Ich bin auf der Durchreise und wollte nur mal guten Tag sagen. Ich bin durch Zufall auf diesen Teil der Familie gestoßen. Ich muss schon sagen, es sieht ja ganz schön ärmlich bei euch aus. Na ja, mit meinem zuhause ist das hier natürlich nicht zu vergleichen!“

Johannes Lobster redet und redet und lässt Didi gar nicht zu Wort kommen.

Was er alles hat und was er alles kann! Er ist der Beste, der Größte, der Reichste und – und – und.
Didi wird langsam sauer.
„Blödmann!“ denkt er und versucht einige Worte an seinen Besucher zu richten.

Keine Chance!

Johannes ist da und gefällt sich in seiner Rolle.

„Weißt Du, Didi, dass ich auch der größte Sportler bin? Ich kann alles und habe schon viele Meisterschaften gewonnen. In allen möglichen Sportarten bin ich zu Hause. Es gibt keinen der besser ist als ich. Es haben immer wieder welche versucht mich zu besiegen , aber keiner hat es geschafft. Na ja, wie denn auch? Ich bin nun einmal der Champion!“

Inzwischen hat das lautstarke Wichtigmachen von Johannes viele Dorfbewohner angelockt.

Zuerst lauschen sie interessiert seinen Worten, aber dann immer widerwilliger.

Da er aber bei Didi zu Gast ist, sagen sie nichts.

Didi, der merkt, das seine Freunde sauer sind, versucht sie zu beruhigen.

„Bleibt ruhig, Freunde! Er meint es sicher nicht so. Er ist bestimmt sehr fähig.“

Jawohl!“ tönt Johannes, „bin ich auch. Ich kann es jederzeit beweisen. Stellt mich doch auf die Probe!“

„Das ist eine gute Idee “ mischt sich der inzwischen eingetroffene Bürgermeister, Herr Wimpelfisch, ein.

„Aber wie sollen wir das machen? Das Beste wäre ein Wettkampf. Johannes gegen unseren besten Sportler. Wer traut sich das zu?“

Fragend blickt er in die Runde. Alle Bewohner schweigen oder schauen weg.

„Vielleicht traut Didi sich das zu “ meint Frau Blaue Demoiselle,
„ schließlich ist Didi ja unser Dorfmeister in fast allen Sportarten!“

„Na gut, „ gibt Didi sich geschlagen „ ich mache es !.
„Bürgermeister, Du bist der Schiedsrichter und Du denkst Dir auch die Aufgabe aus. Ich hoffe Johannes ist einverstanden?“

„Kein Problem, ich mache alles mit “ tönt Johannes.

„Gut!“ bestimmt Herr Wimpelfisch, „morgen früh bekommt ihr die Aufgabe gestellt!“

Die Dorfbewohner ziehen sich in ihre Wohnhöhlen zurück und Didi lädt Johannes Lobster in seine Wohnung ein.

Dort plaudern sie noch etwas, wobei Didi natürlich fast wieder nicht zu Wort kommt.

Die Beiden essen und trinken eine Kleinigkeit und bald darauf herrscht Ruhe im Dorf.

Am nächsten Morgen treffen sich alle voller Spannung auf dem Dorfplatz und warten auf den Bürgermeister.

Der erscheint auch bald und nachdem alle ruhig geworden sind, stellt er die Aufgabe vor:
„Also“ beginnt er, „ zunächst müsst ihr auf unserem Fitnesskurs zwei Runden laufen. Es darf nichts ausgelassen werden. Direkt danach, ohne Unterbrechung, startet ihr zu einem Wettlauf rund um das Dorf. Dabei sind einige Hindernisse zu überwinden, die ich heute Nacht bereits vorbereitet habe. Das Ziel ist hinter der Kirschkorallenbaum hinter der Brücke! Die Strecke ist gekennzeichnet. Alles klar?“

„Ja“, sagt Didi.

„Selbstverständlich!“ antwortet Johannes „das hört sich ja ganz einfach an. Didi kennt sich bestimmt besser aus, weil er hier zu Hause ist, aber ich gleiche das locker aus“ Also, es kann losgehen. Wo starten wir?“

„Dort, bei dem Rotkorallenzaun“; zeigt Herr Wimpelfisch, „dort geht es los. Stellt euch schon mal auf. Ich gebe das Zeichen zum Start!“

Die beiden Wettkämpfer nehmen Aufstellung Herr Wimpelfisch wartet bis alles ruhig ist und zählt dann:

„Eins, zwei, los!“ und klatscht dabei in seine Flossen.

Sofort zieht Johannes wie ein Wirbelwind davon.

Ruck-Zuck überwindet er die Hindernisse, bewältigt die glatten Korallenbalken und hat in einer Superzeit die erste Runde hinter sich gebracht.

Ohne große Anstrengung schafft er auch die zweite Runde wobei er bereits an Didi vorbeizieht.

Dabei ruft er ihm noch ein spöttisches“ Na, du kannst wohl nicht mehr!“ zu.
Während Didi seine zweite Runde dreht, startet Johannes bereits zum „ Lauf, rund um das Dorf“

Er überklettert große Korallen, umrundet den Korallengarten und ist fast am Ziel.

Er muss nur noch unter der Korallenbrücke hindurch.

Diese Brücke hat zwei kleine Durchgänge.

Auf der Brücke sieht er die Dorfbewohner.

Er winkt ihnen lässig zu und wird noch schneller.

Von Didi ist weit und breit nichts zu sehen.

Johannes erreicht die Brücke und zwängt sich in den linken Durchgang.

Er drängt und kämpft und – steckt fest.

Er kann weder vor noch zurück.

Er zappelt, versucht sich zu drehen, er strengt sich an, aber
es hilft nichts hilft.

Der schöne Vorsprung ist dahin.

Mit einem Mal hört er die Anfeuerungsrufe der Dorfbewohner, die auf der Brücke stehen und den Wettkampf beobachten.

Nun weiß Johannes, dass Didi ihn eingeholt hat.

Der Jubel wird immer lauter.

Johannes kann das Ziel, den Korallenbaum, sehen, aber er kann machen was er will, er kommt aus seiner Klemme nicht heraus.

Er muss mit Entsetzen sehen wie Didi locker durch den anderen Torbogen hindurch schlüpft und auf das Ziel zuläuft – und das Rennen gewinnt.

Es herrscht große Begeisterung im Dorf und alle feiern Didi. Dieser kommt nun langsam zurück und stellt sich vor dem Durchgang auf, in dem Johannes gefangen ist.

„Nun, Johannes “ sagt Didi, „was ist los? Wo bleibt deine Geschicklichkeit? Ich denke du bist der Beste? Du siehst, man soll nicht so überheblich sein und nur von sich eingenommen.
Andere sind auch nicht schlecht!“

„Didi, Didi, du bist doch mein Verwandter. Wir sind doch eine Familie. Hole mich doch bitte hier raus. Ich stecke fest. Ja, du hast ja Recht!
Du hast gewonnen und ich werde nie wieder jemanden unterschätzen und vor allem mich nie wieder überschätzen. Aber bitte, hol mich hier raus! Bitte, bitte Didi!“

„Tja“, überlegt Didi „was machen wir denn nun? Halt, ich weiß was!“

Didi dreht sich um und ruft: „Frido, Frido, wo bist du? Komm mal schnell hierher. Du musst mir helfen. Wir brauchen Dich?“

„Ich komme “ tönt es da auch schon aus den Zuschauern heraus und Frido Hammerhai kommt herangeschwommen.

„Was soll ich tun?“

„Du muss vorsichtig an dem Brückendurchgang einige Korallenblöcke herausschlagen, um Johannes zu befreien!“

„Verstanden “ antwortet Frido und macht sich sofort an die Arbeit.

Vorsichtig schlägt er auf die Korallensteine und lockert Johannes Stück für Stück.

Nach kurzer Zeit kann sich Johannes aus der Öffnung herausdrehen und ist frei.

„Vielen Danke, Frido “ sagt er kleinlaut, „vielen Dank, Didi! Ohne eure Hilfe hätte ich es nicht geschafft. Ich bin ja so glücklich, dass ich wieder frei bin.
Für mich war dieser Besuch eine Lehre. Ihr wisst ja, ich trage einen bekannten Namen. Ich habe den aber nicht mehr verdient. Didi, du hast mich besiegt und deine Freunde haben diese Rennstrecke listigerweise ausgesucht, um mir eine Lehre zu erteilen. Nun, ich bin nicht nachtragend.
Daher werde ich ab heute meinen Namen ablegen und mich nur noch Johannes nennen.
Aber du, Didi, du sollst ab sofort meinen Namen übernehmen.
Du sollst ab heute Didi Lobster heißen. Was hältst du davon?“

Dieser zögert nicht lange und nimmt den Vorschlag an.

„In Ordnung, Johannes, ich heiße ab sofort DIDI LOBSTER!“
Alle Dorfbewohner klatschen voller Begeisterung und freuen sich über diese Wendung.

Am Abend dieses ereignisreichen Tages gibt es noch eine große Feier und am Tag darauf verlässt Johannes das Dorf als Freund.

Noch lange Zeit danach hört man von Johannes nur gutes.

Er hat sich die Geschichte wohl doch zu Herzen genommen.

Tja, das war nun die Geschichte wieso Didi jetzt auch Lobster heißt.

Didi grinst still vor sich hin, während er noch bei den Steinen sitzt.

„Aber was mache ich jetzt?“, denkt er.

„Ich glaube, ich mache mich mal langsam auf den Weg. Ich muss ja wieder mal nach Hause kommen. Aber wo geht es lang? Ich gehe am Besten einfach mal los!“

Gedacht, getan! Didi dreht sich einmal um sich selbst, sucht sich eine Richtung aus und macht sich auf den Weg und zieht damit neuen Abenteuern entgegen.

Autor:

Peter Hor aus Langenfeld (Rheinland)

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