Didi Lobster - endlich wieder zu Hause - Teil 7 und Ende -

Endlich wieder zu Hause

Tief unten im Meer, wo es fast immer dunkel ist, bewegen sich kleine Lichter vorwärts. Sie beleuchten einen einsamen Wanderer, der sich seinen Weg über den Meeresboden bahnt.

Der Boden ist von Seegras, Steinen und tiefen Löchern bedeckt.

Vorsichtig bewegt sich der Wanderer zwischen den Hindernissen hindurch und wird immer wieder von den kleinen, leuchtenden Wesen rechtzeitig auf diese Hindernisse aufmerksam gemacht. Diese leuchtenden Winzlinge sind Leuchtfische, die ihr Licht benötigen, um sich im Dunkeln zu recht zu finden.

Sobald aber mehrere von ihnen zusammen sind, können sie ein großes Stück vom Meeresgrund ausleuchten.

Sie bieten ihre Dienste immer wieder anderen Meeresbewohnern an, die sich im dunklen nicht so gut zu Recht finden oder nach dem rechten Weg suchen.

Heute hat sich ein seltsamer Geselle nach dem Weg erkundigt.
Er trägt einen Panzer und hat kräftige Scheren an seinen Armen. Er hat ihnen erzählt, dass er auf dem Weg nach Hause sei und sich nun wohl etwas verlaufen habe.

„Los, komm! Du hast es bald geschafft!“ rufen ihm die Leuchtfische zu.

„Es sind nur noch wenige Meeresmeter, dann wird der Weg besser und du brauchst uns nicht mehr!“

„Vielen Dank!“ ruft ihnen der seltsame Typ zu, „ohne eure Hilfe hätte ich wohl ein Problem. Nochmals, vielen Dank! Ich hoffe, ich kann das wieder gutmachen!“

Wir können uns schon denken, wer da nach Hause will, nicht wahr?

Ja, es ist natürlich Didi Lobster.

„Keine Ursache“, tönt es von allen Seiten, „wir machen das gerne!“

Die kleine Gruppe zieht weiter. Plötzlich wird es dunkler und die Leuchten lässt nach. Nur noch einzelne Lichtpunkte sind zu sehen, die aber auch nach und nach verlöschen.

„Was ist los?“ fragt Didi in die Dunkelheit hinein, „ was ist mit eurem Licht los?“

„Ach, Didi “ antwortet eine Stimme, „ das passiert uns immer wieder einmal. Irgendwann verlöscht unsere Leuchtkraft und wir müssen innerhalb eines Tages einen bestimmten Saft zu uns nehmen. Danach kehrt die Leuchtkraft wieder zurück. Das Problem ist nur, wir sind zu weit von unserer Saftstelle entfernt um rechtzeitig wieder zu leuchten. Bekommen wir nicht innerhalb eines Meerestages den Saft, werden wir wohl nie wieder unser Licht verstrahlen können. Leider sind wir nicht mehr in der Lage, dir weiter zu helfen. Du musst allein weitergehen!

"Kann ich denn irgendwie helfen?“ fragt Didi besorgt.
„Wo kommt denn der Saft her? Wie stellt ihr ihn her? Wer gibt ihn euch?“

„Der Saft kommt von den Quallen. Wir schwimmen zu ihren Plätzen, bekommen den Saft von den Quallenhaaren und reinigen diese dadurch. Das ist praktisch unsere Bezahlung. Somit ist allen geholfen!“

Wo befinden sich denn diese Quallen?“ will Didi wissen“ vielleicht kann ich sie ja herholen! Irgendwie wird das schon gehen!“

„ja, das wäre toll! Aber wie willst du das anstellen?“

„Das weiß ich auch noch nicht, aber mir wird schon etwas einfallen. Zeigt mir nur den Weg und ich finde eine Möglichkeit!“
„Na gut! Versuchen kann man das ja. Also, folge immer dem Seegrasweg in diese Richtung. Irgendwann kommst du auf die große Sandfläche. Dort treffen sich die Quallen immer. Vielleicht hast du Glück!“

Kurz entschlossen macht sich Didi auf den Weg.

Er läuft so schnell er kann. Hin und wieder geht er ein paar Minuten ganz langsam und läuft dann wieder umso schneller.

Der Seegrasweg nimmt und nimmt kein Ende.

Langsam wird er müde und muss schließlich anhalten, um sich etwas auszuruhen.

So sitzt er da und verschnauft. Mit einem Mal gerät das Wasser um ihn herum in Bewegung und ein dunkler Schatten kommt schnell näher. Bevor er sich verstecken kann, ist der Schatten auch schon über ihm und eine freundliche Stimme fragt:

„Na, Kleiner, du kannst wohl nicht mehr, was? Soll ich dir helfen? Wo willst du denn hin? Ich bin übrigens Rochus Rochen und ein Adlerrochen. Du brauchst keine Angst haben. Ich bin zwar groß, tue aber keinem was. Ich helfe, wo ich kann. Also, was ist los?“

Didi hat sich von seinem Schreck erholt und erzählt seine Geschichte in Kurzform. Danach wird er ausführlicher, wo er hin will und was er vorhat.

Rochus hört aufmerksam zu und unterbricht ihn mit keinem Wort.

Als er dann endet, meint er nur:“ Na und? Ist das alles? Pass auf! Du siehst, dass ich wie ein großer „Flieger“ aussehe, wie die Menschen es nennen. Nun, das stimmt auch in etwa. Ich „fliege“ nur so durch das Meer. Du klemmst dich jetzt gerne fest an meinen Stachelschwanz fest und ich bringe dich in „Null – Komma – Nix „ zu den Quallen. Na, ist das ein Angebot?"

Didi zögert nicht lange, greift mit seinen Scheren vorsichtig den Schwanz von Rochus, krallt sich fest und schon geht es los.

Das Wasser rauscht immer schneller vorbei. Der Boden ist fast nicht mehr zu sehen und nach kurzer Zeit bremst Rochus auch schon ab.

„Dort sind deine Quallen-Freunde “ erklärt er. „Mich kennen sie schon. Nun musst du nur noch erklären was los ist!“

Didi wird abgesetzt und Rochus gräbt sich im Sand ein, das nur noch sein Kopf herausschaut.

Neugierig nähert sich der große Quallenschwarm. Von den halbrunden Körpern hängen lange Fäden herab und große Augen betrachten ihn aufmerksam.

„Na, wen haben wir denn da?“ fragt eine besonders große Qualle. „Wer bist du denn? Ich bin die Wurzelqualle und das sind alle meine Freunde. Was treibt dich denn hierher, dazu noch in diesem Tempo?“

Wieder berichtet Didi von den Leuchtfischen und warum sie nicht kommen.

„Na, das bekommen wir schon hin!“ meint eine andere Qualle. „Ich bin die Ohrenqualle und wir lassen uns sofort zu unseren Freunden bringen.
Rochus, bist du bereit?“

„Klar doch!“ ruft Rochus und schwingt sich aus dem Sand heraus. Er wirbelt ihn so durcheinander das man nichts mehr erkennen kann und tobt davon.
„Was treibt dich in diese Gegend?“ will wieder eine andere Qualle wissen.

Didi erzählt ihnen, was ihm widerfahren ist, erzählt von seinen Abenteuern und das er den Weg nach Hause sucht.

„Ich glaube, dir kann geholfen werden “ meldet sich eine weitere Qualle zu Wort. „Ich bin die Kompassqualle und wenn du dein Dorf beschreibst, weiß ich garantiert, wo du entlang musst. Das klären wir aber hinterher. Dort hinten kommt nämlich schon Rochus mit seinen Freunden. Du musst leider hier warten denn es darf kein Fremder unser Treffen mit den Leuchtfischen beobachten. Das ist streng geheim. Sobald wir wieder zurück sind, lösen wir dein Problem! Einverstanden?“

„Natürlich! Hauptsache ist, ihr helft den Leuchtfischen. Ich habe denen nämlich versprochen, Hilfe zu besorgen. Richtet ihnen bitte auch meine Grüße aus!“

„Klar, machen wir doch gerne“ tönt es von allen Seiten.

Rochus und seine Freunde nehmen nebeneinander Aufstellung. Die Quallen binden sich mit ihren Fäden zusammen und befestigen sich and den Stachelschwänzen und dann geht es los. Schnell sind sie alle verschwunden und Didi ist allein.

Nachdem sich der aufgewirbelte Sand wieder gesetzt hat, sucht er sich ein ruhiges Plätzchen und wartet. Er kann im Moment nichts anderes tun.

Es dauert und dauert und er schläft ein bisschen, wird wach, schläft wieder und wartet und wartet.

Endlich bemerkt er, wie das Wasser unruhig wird. Genauso schnell, wie die Rochen gestartet sind, genauso schnell sind sie und die Quallen wieder da.

„Na? Wie war es? Hat alles geklappt?“ will Didi neugierig wissen.

„Alles in Ordnung! Wir konnten den Leuchtfischen helfen und haben sogar ein kleines Vorratslager angelegt.
Die brauchen jetzt keine Angst mehr zu haben, dass ihnen die Leuchtkraft verloren geht. Außerdem lassen wir uns ab jetzt regelmäßig bei ihnen sehen, damit gar nichts mehr passiert!“

„Beim Neptun“, seufzt Didi erleichtert, „ das ist eine gute Nachricht. Jetzt kann ich mich beruhigt auf den Heimweg machen. Vielleicht finde ich mein Dorf ja doch noch!“

„Sag mal, wo genau soll dein Dorf liegen?“ will die Kompassqualle wissen. „Ich kenne mich ziemlich gut aus und kenne alle Wege. Gib´ mir doch noch einmal eine Beschreibung. Ich finde es dann ganz bestimmt!“

Das lässt sich Didi nicht zweimal sagen und beschreibt bereitwillig sein Dorf, aus dem er von dem großen, fremden Ding fortgerissen worden ist.

Er beschreibt die Korallengärten und alle seine Bewohner. Dann erzählt er, wo überall seine Abenteuer statt gefunden haben bis zum heutigen Zeitpunkt.

Die Kompassqualle hört geduldig zu, stellt hin und wieder eine Zwischenfrage und als Didi seine Erzählung beendet, meint sie nur:

„Ich weiß wo das ist. Du musst von hier aus immer in diese Richtung laufen!“

Dabei zeigt die Kompassqualle weit über die Grasfläche hinweg, die ein Stück weiter beginnt.

„Wo dieses Gras aufhört, beginnt der Seesternenweg. So haben die Seesterne einen Weg bezeichnet, der durch Sand und Gras zu den großen Felsen führt.

Hinter den Felsen beginnen die Korallendörfer und dort ist auch dein zuhause. Das ist aber ein sehr, sehr langer Weg dorthin!“

„Schade, ich wäre gerne sehr schnell zu Hause“ seufzt Didi
“ aber ich muss wohl geduldig sein!“

Da mischt sie Rochus Rochen in das Gespräch ein.

„Wie wäre es, wenn ich dich dorthin bringen würde? Ich kann mir denken, dass es wesentlich schneller geht, als wenn du laufen würdest. Na, was meinst du dazu?“

„Das würdest du tun? Das würdest du wirklich machen?“

Didi ist außer sich vor Freude.

„Na klar! Das ist doch eine Kleinigkeit für mich. Außerdem hast du schon so vielen geholfen, also warum sollte man dir nicht auch mal helfen? Wozu sind denn Freunde da?“

Nun zögert Didi nicht mehr.

Er erklärt sich einverstanden. Die letzten Vorbereitungen werden getroffen. Er verabschiedet sich von den neuen Quallenfreunden, bedankt sich noch einmal bei den Freunden von Rochus, klemmt sich an den Stachelschwanz und dann geht es los!

Es sieht genau so, wie es die Kompassqualle beschrieben hat.

Nach einer endlos erscheinenden Zeit über der Grasfläche, sehen beide mit einem Mal den Seesternenweg.

Dieser zieht sich in weiten Bögen und Kurven mal nach links, mal nach rechts bis er bei den großen Felsen ankommt.

Rochus bewegt sich leicht und schwebend über alles hinweg.

Bald darauf sieht man die Korallendörfer auftauchen.

Rochus schwebt von Einem zum Anderen. Jedes mal ruft Didi:

„Nein, das ist nicht! Mein Dorf muss irgendwo am Rand liegen, wo es von den Gärten steil nach unten ins dunkel geht und wo man nichts mehr sehen kann!“
Sie suchen weiter und weiter.

Das Dorf ist nicht zu finden.

Rochus schwebt zum Meeresgrund hinab und sein großer Schatten erschreckt alle dort lebenden Bewohner.

„Ich muss mich einen Augenblick ausruhen“ verkündet er.

„Wo mag sich bloß dein Dorf befinden? Wir haben nun schon alles abgeklappert!“

„Ich weiß auch nicht!“ antwortet Didi zögernd. „Vielleicht müssen wir in diese Richtung!“ Dabei zeigt er dahin, wo gar nichts mehr zu sehen ist.

„Von meinem Dorf aus hat man auch nichts sehen können. Wir waren stets allein! Wir sollten es dort versuchen!“

„Na gut! Probieren wir es aus!“

Nachdem sich Rochus wieder erholt hat, erheben sie sich langsam und schweben in die besagte Richtung.

Die Korallendörfer sind schon verschwunden und man sieht fast nichts mehr.

Plötzlich ruft Didi aufgeregt: „ Siehst du den Felsen dort? Das ist es! Rochus, das muss es sein! Schwimme bitte etwas näher heran. Ja, das ist es! Wir haben es geschafft!“
Rochus nimmt Kurs auf den Korallenfelsen, steigt höher und höher. Das Licht und damit die Sicht werden immer besser.
„Ja!“ ruft Didi “ hier ist es! Ich bin zu Hause. Rochus, du Superrochen, du hast mich hierher gebracht. Leider kannst du nicht bleiben, weil du zu groß bist.
Am besten gehst du so weit wie möglich runter und ich springe ab. Das müsste gehen!“

„In Ordnung, das machen wir. Dann sage ich schon mal auf Wiedersehen, Didi. Also, mach es gut.
Du bist schon ein toller Kerl! Vielleicht sehen wir uns einmal wieder. Wer weiß? Nun, denn man tschüss und bleibe gesund!“

Rochus ist nun genau über dem Dorf und lässt sich langsam hinab.

Es wird dunkel im Dorf, weil der Schatten von Rochus alles bedeckt.

Alle Bewohner sind in ihren Höhlen und Wohnungen verschwunden.

Noch ein kleines Stück, dann lässt Didi den Stachelschwanz los und lässt sich fallen.
Er landet auf dem Korallenboden, purzelt einige Male umher und bleibt dann liegen.

Der Schatten von Rochus hebt sich davon und es wird wieder hell.

„Tschüss, Rochus. Danke noch einmal!“ ruft Didi ihm nach, aber der hört schon nichts mehr und ist verschwunden.

Im Dorf ist es immer noch still.

„Hallo!“ ruft Didi in die Stille hinein.

„Wo seid ihr? Ich bis, Didi Lobster! Ich bin wieder da! Ihr könnt ruhig herauskommen. Euch tut niemand etwas!“

Einige Augenblicke ist es noch still, doch dann bricht es mit einem Mal los:

„Didi!“ „Didi ist wieder da!“ „Er lebt! Er lebt!“

„Wo warst du? Wo hast du so lange gesteckt?“

„Neptun sei Dank! Didi ist wieder da!“

Nun kommen alle herbeigestürmt.

Allen voran Herr Wimpelfisch, der Bürgermeister, mit seiner Familie.

Da ist Madame Blaue Demoiselle und auch Charly Goldflösschen ist dabei.

„Bist du gesund?“ erkundigt sich Herr Knurrhahn, der Schmied:

„ Didi ist hart im Nehmen! Das habe ich selbst erlebt!“ ertönt die Stimme von Frido Hammerhai

„Ich dachte schon, ich sehe dich nie wieder!“

Alle reden durcheinander. Sie überzeugen sich davon, dass Didi gesund und munter ist und bringen ihn dann zu seinem Haus.

„Heute wird gefeiert!“ bestimmt Herr Wimpelfisch. „Wir gehen alle in die Korallen-Festhalle und Didi erzählt von seinen Erlebnissen!“
So wird es gemacht.

Während der großen Wiedersehensfeier muss er immer wieder erzählen, was er erlebt hat, wen er getroffen hat, und, und, und!

Spät, sehr spät kehrt er in sein Haus zurück.

„Hier gehe ich nie wieder weg!“ denkt Didi erleichtert, „oder vielleicht doch?“

Wir werden sehen!!

Autor:

Peter Hor aus Langenfeld (Rheinland)

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.