Geschichtsrelikte
Besondere Funde im Umfeld der Wasserburg Haus Graven
Mauerreste schlummerten in den vergangenen Jahrzehnten überwachsen von Sträuchern und Moos vor der Toreinfahrt der Wasserburg Haus Graven und wurden nun im Zuge der Entfernung des dort wildgewachsenen Bambus auf der alten Streuobstwiese wieder sichtbar. Ebenfalls entdeckt wurde ein unterirdischer Raum.
Der Wasserburg vorgelagert war noch bis weit ins vergangene Jahrhundert hinein ein alter Bauerngarten, dessen Relikte nun bei der Freilegung des Geländes zum Vorschein kamen. Steineinfassungen zeugen von einem Frühbeet und auch ein Brunnen mit Fragmenten einer Pumpvorrichtung wurde wieder sichtbar, der zur Bewässerung des früheren Gartens diente.
Alte Luftbildaufnahmen
Ebenfalls auf dieser Freifläche ist ein unterirdischer Raum verborgen, dessen ursprüngliche Funktion noch ein wenig im Dunkeln liegt. Mit einem Experten für historische Bunker und Luftschutzanlagen wurde dieser Fund nun einer genaueren Betrachtung unterzogen und eines jedenfalls ist gewiss: „Ein genehmigter Bunker oder Luftschutzraum liegt hier nicht vor. Hierauf deuten das Fehlen einer vorgeschriebenen Gasschleuse, eines Notausgangs sowie einer Stahltür. „Diese waren zwingende Vorschrift und die Bürokratie funktionierte bis 1945“, so Stefan Rosellen vom „Verein Luftschutzanlagen im Rhein-Kreis-Neuss e. V.“, der seit 15 Jahren die Geschichte des Luftschutzes erforscht. „Wir vermuten eher, dass dieser Keller zu einem kleinen Gartenhaus oder ähnlichem gehörte, das an dieser Stelle, so ist es auf alten Luftbildaufnahmen zu erkennen, in den 1930er Jahren gestanden hat“, berichtet Dr. Hella-Sabrina Lange, städtische Kulturkoordinatorin und Leiterin des Stadtmuseums sowie Stadtarchivs. Sie ist auch Geschäftsführerin der „Stiftung Haus Graven gGmbH“. Es sei natürlich nicht auszuschließen, dass man hier während des Krieges Schutz suchte, dies war aber nicht der ursprüngliche Zweck dieses Gemäuers.
Historisch interessant
Dennoch sei die Fläche nördlich von Haus Graven allemal historisch interessant, denn zwischen „Graf-von-Mirbach-Weg“, „Im Schwanenfeld“ und „Haus Gravener Straße“ befand sich während des Krieges eine Flugabwehrstellung, wie unter anderem auch in den Erinnerungen von Fritz Clees im Stadtarchiv nachzulesen ist.
Im Zusammenhang mit den Wiederentdeckungen wendet sich das Stadtarchiv auf der Suche nach weiteren historischen Schriftstücken und Fotografien, die insbesondere einen Bezug zu Wiescheid in der Zeit zwischen 1933 und 1945 haben, an die Bürgerinnen und Bürger.
Noch bis in die 1980er Jahre hinein scheint der wieder ans Tageslicht gekommene unterirdische Raum an der Wasserburg illegal genutzt worden zu sein, davon zeugten Glasflaschen, die inzwischen geborgen wurden. Der Zugang zu dem Keller, der im Zuge der Begehung vermessen und dokumentiert wurde, ist inzwischen umzäunt und gesperrt. Für das gesamte Areal im Eigentum der Stadt Langenfeld besteht zudem ein Betretungsverbot, da es sich nicht um eine öffentliche Fläche handelt.
Wie der alte Keller, das Hochbeet und der Brunnen in das neue Gesamtkonzept für das Klima- und Umweltschutzzentrum integriert werden kann, wird zurzeit seitens der Stadtverwaltung geprüft und mit dem Konzept für die Gestaltung der Freifläche vorgestellt.
Autor:Stefan Pollmanns aus Langenfeld (Rheinland) |
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