Auf der Flucht
Das folgende Ereignis könnte sich so oder so ähnlich irgendwann zwischen dem ausgehenden 17. Jahrhundert und dem Anfang des 18. Jahrhunderts im heutigen Langenfeld abgespielt haben. Für die Einleitung habe ich eine von Manfred Stuckmann verfasste Kurzgeschichte als Vorlage verwendet. Sie nimmt an dem Wettbewerb teil. Die anderen Kurzgeschichten-Schreiber müssen sich an die Schilderungen von Manfred Stuckmann aber nicht halten, es ist erwünscht, der eigenen Fantasie freien Lauf zu lassen.
Die Sonne war endlich ganz hinter dem Horizont verschwunden. Vorsichtig drehte sich Catharina um. Der am Tag so stark befahrene „Cölnische Weg“, heute besser als Bundesstraße 8 bekannt, war leer. Sie schloss kurz die Augen und lauschte. Nirgendwo war das Klappern einer Kutsche oder das Schnaufen eines Pferdes zu hören.
Eine längere Rast kam jetzt trotzdem nicht in Frage. Zu groß war die Gefahr, dass die Gefolgsleute ihres Onkel, Maximilian Heinrich von Velbrück, Herr zu Richrath, Graven und Lanquit, sie in die Finger bekommen könnten. Er war ein einflussreicher Mann. Als Berater des Kurfürsten Jan Wellem oblag ihm auch die Gerichtsbarkeit. Catharina konnte sich nach ihrem turbulenten Raubzug im Düsseldorfer Schloss sicher sein: Würde sie erwischt, müsste sie dafür mit ihrem Leben bezahlen – auf brutalste Weise. Nach der Enthauptung würden sie ihren Schädel mit einem Nagel durchbohren und an der Wegstrecke aufstellen – als abschreckendes Beispiel. In Cöln sind die Gesetze nicht so streng. Catharina stieg in die Kutsche ein. „Schnell weiter“, gab sie Kommando. Nach kurzer Zeit bemerkte sie, dass auch nachts hier und da andere Kutschen unterwegs waren. Aber es ging gut. Rechts tauchte eine schmucke Pferdestation auf. Aus einer Schenke schallte Gelächter. Später sollte an dieser Stelle einmal Haus Wagner errichtet werden. Aber keine Zeit. Ihr Magen jedoch knurrte. „Sind wir denn jetzt über der Grenze?“, fragte Catharina. „Ja, beinah’“, antwortete der Kutscher. Jetzt kamen sie an einem Gasthaus vorbei. „Lass‘ uns anhalten und eine Rast einlegen“, rief Catharina. Doch dann tauchten in der Dunkelheit Reiter auf. „Oh nein, Patrouillen aus Düsseldorf“, flüsterte Catharina. „Hoffentlich geht das gut!“ Ein Mann musterte sie beim Vorbeifahren aufmerksam und schaute abwechselnd auf einem Zettel. Dann rief er lautstark: „Sofort anhalten!“. Die Geschichte nahm ihren Lauf...
Autor:Stefan Pollmanns aus Langenfeld (Rheinland) |
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